Der Magistrat der Stadt Rödermark informiert

Die Partnerschaft mit Tramin lebt

Rund 80 Rödermärker erleben in der Südtiroler Partnergemeinde herzliche Gastfreundschaft und ein abwechslungsreiches Programm

Von solchen Ehren kann Bürgermeister Roland Kern nur träumen: Nach der Fronleichnamsprozession versammeln sich die Bürgerkapelle, die Feuerwehr, die Bergwacht und andere Vereine zur Kirchenparade auf dem Traminer Dorfplatz. Als letztes marschieren die Schützen in ihren traditionellen Trachten einmal über den Platz, machen auf Kommando kehrt und stellen sich in Reih‘ und Glied auf. Der Kommandant lässt seine Mannen das Gewehr präsentieren, dann dürfen sie sich wieder rühren, während sich der Schützenchef gemessenen Schrittes Bürgermeister Wolfgang Oberhofer nähert, vor ihm Halt macht, ehrerbietig seinen Säbel zückt, sich verneigt und seine Truppe als angetreten meldet. Oberhofer erteilt seine Erlaubnis, und dann zücken die Mannen auf ein weiteres Kommando ihre altertümlichen Gewehre und feuern eine ohrenbetäubende Salve in den strahlend blauen Traminer Himmel ab. Es ist das Zeichen für das Ende des Defilees, danach gibt es Gewürztraminer für alle, ein letzter Schluck des berühmten Traminer Weißweins für die Gäste aus Rödermark, Zeit für Worte des Abschieds, ehe der Bus die Delegation wieder gen Heimat fährt. Mit einer Fülle an Eindrücken und Erinnerungen an anregende Gespräche, mit Dankbarkeit für Gastfreundschaft und ein abwechslungsreiches Programm kehrten die Rödermärker nach einem dreitägigen Besuch aus der Partnergemeinde zurück.

Bürgermeister Roland Kern und Erster Stadtrat Jörg Rotter, weitere Mitglieder des Magistrats, Stadtverordnetenvorsteher Sven Sulzmann, Stadtverordnete und Kommissionsmitglieder, dazu der Musikverein 06 Urberach mit Orchester und Anhang sowie elf Urberacher Feuerwehrmänner, die ihre Reise selbst organisiert hatten – insgesamt rund 80 Bürgerinnen und Bürger hatten ein starkes Zeichen für die Lebendigkeit der freundschaftlichen Beziehungen zu dem malerischen Weinort und seinen Menschen gesetzt. „Das hat unserer Partnerschaft noch einmal einen kräftigen Schub verliehen“, freute sich Bürgermeister Kern nach der Rückkehr. Dass diese Partnerschaft lebt, das hatte auch Kerns Amtskollege Oberhofer bei einem Empfang im Rathaus betont. „Auf diese Freundschaft haben wir immer großen Wert gelegt“, sagte Erwin Bologna, einer der Vorgänger von Wolfgang Oberhofer und „von der ersten Stunde an dabei“. Den Traminern sei es damals – in Zeiten Südtiroler Autonomiebestrebungen - sehr wichtig gewesen, eine Partnerschaft mit einer deutschen Stadt einzugehen, Verbindungen, in denen man auch die „deutsche Muttersprache“ habe pflegen können.

In den vergangenen Jahren war es ein wenig still geworden um die Verbindung Rödermark-Tramin. Frischen Wind brachte vor zwei Jahren das Brückenfest: eine Abordnung um den frisch gewählten Bürgermeister Wolfgang Oberhofer war mit Unterstützung der großartigen Traminer Bürgerkapelle gekommen, um im Rahmen des Festes das 40-jährige Bestehen der Partnerschaft zu feiern, die noch die selbstständige Gemeinde Urberach eingegangen war. Damals wurden neue Kontakte vor allem zwischen den Traminer Musikern und denen des Musikvereins 06 Urberach geknüpft. „Das hat unsere Partnerschaft angereichert und wieder aktiviert. Sie ändert sich eben über die Jahre und lebt weiter“, sagte Bürgermeister Kern während des Empfangs im Rathaus. Ein Gegenbesuch wurde gleich nach dem Brückenfest ins Auge gefasst und von Stadt und Verein in den vergangenen Monaten organisiert.

Die Urberacher Musiker sorgten auch für den abschließenden Höhepunkt am ersten Tag des Besuchs. Nach der Ankunft um Mitternacht, einer Nachtwanderung hoch zum malerischen Quartier der Erwachsenen, dem Schloss Rechtenthal (die Kinder und Jugendlichen waren in einer Sporthalle untergebracht), einer morgendlichen Besichtigung der Obstgenossenschaft, die Traminer Äpfel in alle Welt exportiert, einem gemeinsamen Mittagessen und der Besichtigung der Brennerei Roner am Nachmittag stand am Abend das Patrozinium der Traminer Pfarrkirche auf dem Programm – Kerb auf dem Dorfplatz. Als einzige Musikkapelle hatte das MV-06-Orchester die Ehre, für Einheimische und Urlaubsgästen aufspielen zu dürfen und wurde mit viel Applaus für einen schwungvollen Auftritt belohnt.

Tradition und Brauchtum der Traminer bestimmten auch den zweiten Tag. Nach dem Empfang im Rathaus stand eine Dorfführung auf dem Plan. Anschließend ging es auf dem ebenso sehenswerten wie für sportliche Wanderer geeigneten Naturerlebnispfad über die Kirche St. Jakob in Kastellaz mit ihren bedeutenden romanischen Fresken zum Plattenhof im Ortsteil Söll, wo der Wirt, Alt-Bürgermeister Werner Dissertori, ein Südtiroler Gourmet-Menü servierte. Anschließend wurde mit den Gastgebern bis in die Abendstunden das 125-jährige Jubiläum der Söllner Feuerwehr gefeiert – Abordnungen aus ganz Südtirol gaben der 15-Mann-Wehr die Ehre.

Ein beeindruckendes Schauspiel und eine Demonstration der tiefverwurzelten Religiosität der Südtiroler war am abschließenden Sonntagmorgen die Fronleichnamsprozession unter Beteiligung zahlreicher Rödermärker. Die Bürgerkapelle und der Kirchenchor trugen zur musikalischen Gestaltung der gemeinsamen besinnlichen Wanderung bei, Schützen, Feuerwehr und andere Vereine schmückten mit ihren Trachten den Menschenzug. Mehrere Madonnenstatuen wurden durch die Straßen getragen; auffällig waren die riesigen farbigen, von starken jungen Männern getragenen Kirchenfahnen, die im Wind wehten und mittels zweier an der oberen Stange befestigter und von einem Helfer gezogener Schnüre gegen den Wind gesichert wurden. Alle Häuser, an denen die Prozession vorbeikam, waren mit Blumen, Tannenzweigen und Heiligenbildern geschmückt.

Bilder Tramin 2017

 
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