Dort, wo sich heute die beiden Straßen „An der Obermühle“ und „Bruchwiesenstraße“ treffen, standen bis 1981 die Gebäude der sogenannten Obermühle, eine von insgesamt zwei bekannten Mühlen (siehe auch Station 7) in Urberach. Sie wurde stets nur zum Getreidemahlen verwendet und hatte nur einen Gang. Anfänglich nur durch das Wasser der Schwarzbach (siehe Station 5) angetrieben, unter Umständen noch über ein oberschlächtiges Wasserrad, erhielt sie später zusätzliches Wasser durch den etwas oberhalb des Mühlrades in die Schwarzbach mündenden Mühlgraben – die Weißbach (siehe Station 3) – und wurde auf jeden Fall seither mit einem unterschlächtigem Wasserrad betrieben.
Wann genau sie erbaut wurde, ist nicht bekannt, aber vermutlich im Auftrag des Kurfürstentums Mainz im 15. Jahrhundert. Von diesem wurde sie dann über einen langen Zeitraum per Pacht- bzw. Erbpachtvertrag an die jeweiligen Müller vergeben. Während des Dreißigjährigen Krieges wurden beide Urberacher Mühlen nahezu völlig zerstört. Die Obermühle wurde dann vom Maurermeister Andreas Reheisen aus Tirol wieder aufgebaut. Bis zur Einstellung des Mühlenbetriebs 1966 wurde sie ziemlich kontinuierlich betrieben. Im Laufe der Zeit wurde sie immer wieder um einzelne Gebäude erweitert, die in Höhe und Aussehen sehr unterschiedlich waren und ihr am Ende ein ganz eigenes Erscheinungsbild verliehen.
Einer der letzten Müller, Georg Josef Malsi, stellte die Mühle 1938 auf elektrischen Betrieb um, wodurch sie von den anschließenden Veränderungen an den Bächen unabhängig betrieben werden konnte. 1966 wurde der Mühlenbetrieb vom letzten Müller, Konrad Nagel, schließlich eingestellt. Im Zuge der Erschließung eines neuen Wohngebietes nördlich des Urberacher Ortskerns wurde die Obermühle Anfang 1981 abgerissen. An ihrer Stelle stehen heute Wohnhäuser und es erinnert nur noch der Straßenname an die Obermühle.