Spätestens der Bau der Mainzer Mühle oder auch Manevalmühle in Ober-Roden (siehe Tafel 24) führte um 1570 dazu, dass ein Mühlgraben angelegt und die Rodau etwa ab hier in ein neues Bett geleitet wurde. Dieser Mühlgraben (auch Mühlbach, Mühlengraben, Mühlenrodau oder Rodau) ist als Geländeabbruch und als Weg unterhalb des TG-Sportplatzes noch heute auszumachen. Der Mühlgraben floss dann weiter entlang der heutigen Donaustraße bis zur Fußgängerampel in der Rilkestraße (siehe Tafel 23) und weiter durch den Ortskern.
Nach 1919 wurde von der in Ober-Roden regierenden Zentrumspartei der Bau eines Schwimmbades beschlossen. Der Müller Maneval erklärte sich bereit, ein Stück Oberwiese für dieses Vorhaben zur Verfügung zu stellen. Die Fundamente dieses Schwimmbads stecken auch heute noch in der Wiese südlich des TG-Sportplatzes. Dieses Freibad existierte bis Anfang der 1930er Jahre. Nach der Schule ging‘s zur „Puhle“, wie das Stück einbetonierter Mühlgrabenlauf von den Einheimischen genannt wurde. Mit einem Schieber konnte das Wasser gestaut werden. Und es gab sogar Umkleidekabinen aus Holz. Allerdings gab es manchmal Ärger mit dem Müller der Maneval-Mühle in Ober-Roden, wenn ihm dadurch das Wasser zum Betrieb seiner Mahlmühle knapp wurde. Für diesen Badespaß waren die Kinder auch gerne bereit, dabei mitzuhelfen, die Versandung des Beckens zu entfernen.
Der Mühlgraben war lange Jahre ein Feuchtbiotop mit Sandbänken und Schilfzonen. Es gab Muscheln und Aale in großer Zahl. Um das Jahr 1950 herum wurde der Mühlgraben und das Pulloch zugeschüttet, der Gäulsgraben (siehe Tafel 21) wurde wieder zur Rodau.