Weg mit dem Essigbaum, her mit den Fledermäusen

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Rodungsarbeiten in Waldacker galten einer invasiven Art und helfen dem Fledermausprojekt der „Waldmeister“

Warum müssen ausgerechnet hier die Bäume gerodet werden? Das sieht doch hübsch aus. Die reinste Natur. So dachten wohl einige Bürgerinnen und Bürger aus Waldacker, als im vergangenen Monat die Männer mit den Kettensägen Hand anlegten auf einem Flurstück am Rande der Bebauung, das an den Spielplatz „Am Lerchenberg“ angrenzt. Die Antwort: Der Einsatz mit schwerem Gerät galt einem eher unfreundlichen Zeitgenossen aus dem Pflanzenreich, nämlich dem Essigbaum. Der gehört zu den sogenannten „invasiven“ Arten – Pflanzen, die eigentlich in anderen Erdregionen zuhause sind, sich aber bei uns breitmachen konnten, heimische Arten verdrängen und der Tierwelt keine Nahrung bieten. Die Rodungsaktion hat aber auch mit einem Kindergartenprojekt zu tun, das im vergangenen Jahr für Aufsehen sorgte.

Es war ein Vorzeigeprojekt der Rödermärker Kinderbetreuungseinrichtungen, auf den Weg gebracht von der Mutter eines Waldmeister-Geschwisterpaars, preisgekrönt und mit 5000 Euro ausgestattet von der Hessischen Umweltlotterie „Genau“: Wochenlang hatten sich die Waldmeister – so heißen die Kinder des Waldkindergartens in Waldacker –mit Fledermäusen beschäftigt. Zum Abschluss kamen Dr. Rüdiger Werner, der Vorsitzende des NABU Rödermark, und Hartmut Müller, Experte von der Arbeitsgemeinschaft Amphibien- und Fledermausschutz Seligenstadt, um 60 Fledermauskästen aufzuhängen, die mit dem Preisgeld gekauft und zusammengebaut werden konnten. Dass sich das lohnen würde, hatten Werner und Müller bei nächtlichen Rundgängen mit Ultraschalldetektoren in Erfahrung gebracht. In Waldacker finden sich fünf oder sechs verschiedene Arten, insgesamt relativ viele Tiere für die Größe der Fläche, so Werner. Finanziert wurde mit dem Preisgeld auch ein Flyer für den Stadtteil, mit dem man über das Projekt informierte.

Was fehlte noch, um das Projekt rund zu machen? Das Nahrungsmittelangebot für die Tiere mit dem eingebauten Ultraschallgerät musste verbessert werden. Und hier kam die Stadt ins Spiel. Die Experten suchten nach einer Fläche für eine sogenannte „Nachtweide“, wandten sich an die Umweltabteilung, die genau jenes rund 530 Quadratmeter großes Flurstück in Aussicht stellte, auf dem nun die Essigbäume entfernt wurden – die Rodungsarbeiten waren schon damals in der Planung.  Das Areal muss jetzt noch ausgekoffert werden, und dann – voraussichtlich im Spätsommer oder Anfang Herbst dieses Jahres – wird dort eine spezielle Mischung nachtblühender Pflanzen eingesät. Der so entstehende Blühstreifen – die Nachtweide – soll nachtaktive Insekten anlocken, die sich wiederum die Fledermäuse schmecken lassen. Das Projekt wird fast vollständig mit Ersatzgeldern der Unteren Naturschutzbehörde finanziert.

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