Was tun, wenn ein Extrem-Starkregen über Rödermark niedergeht? Welche Bereiche des Stadtgebietes wären dann besonders stark betroffen? Und wie können sich Privatleute und die öffentliche Hand vorbeugend bestmöglich schützen? Um all diese Fragen kreisen die Überlegungen, wenn das Wort „Starkregen-Gefährdungsanalyse“ aufgerufen wird. Was in den Ohren mancher Menschen vielleicht ein wenig sperrig-abstrakt klingt, hat einen sehr ernsten Hintergrund und beschreibt Gefahren, „gegen die wir uns wappnen müssen“.
Mit diesem Appell eröffnete Bürgermeister Jörg Rotter eine gut besuchte Informationsveranstaltung im Forum St. Nazarius. Rund 60 Interessierte waren gekommen und füllten den Saal des katholischen Gemeindezentrums im Ober-Röder Ortskern. Ein Indiz dafür, dass die Problematik zunehmend ins öffentliche Bewusstsein drängt. Das könne niemanden überraschen, schlussfolgerte der Bürgermeister, denn die Herausforderungen seien bekannt und markant zugleich. Klimawandel, Häufung von Niederschlägen im Format XXL, Überflutungsszenarien mit schlimmen Konsequenzen für Menschen, Tiere, Umwelt, Gebäudesubstanz und Infrastruktur.
Auf all diese Dinge, die lokal-punktuell oder gar regional das Potenzial hätten, in kürzester Zeit große Schäden zu verursachen, müsse seitens der Kommunen vorausschauend und präventiv reagiert werden. In Rödermark habe das Stadtparlament vor knapp vier Jahren die Erstellung einer Gefährdungsanalyse im Hinblick auf Starkregen-Ereignisse beschlossen. Mit finanzieller Unterstützung des Landes Hessen sei das Projekt in die Gänge gekommen. Das in Darmstadt ansässige Büro Dahlem Beratende Ingenieure habe Zahlen zusammengetragen, Hochrechnungen und Simulationen erstellt, Handlungsempfehlungen geliefert: Und darüber, so Rotters Einleitung, wolle und müsse die Stadtverwaltung nun mit der Bevölkerung sprechen. Den Info-Abend, zu dem der kommunale Fachdienst Umwelt eingeladen hatte, wertete der Bürgermeister als ersten Aufschlag, um den Prozess der Sensibilisierung auf möglichst breiter Front anzustoßen.
Welche Wasserstände hätten Starkregen-Szenarien, die mit ihrer Wucht nur alle 30 oder gar 100 Jahre zu erwarten sind, in den einzelnen Rödermark-Stadtteilen zur Folge? Mit dieser zentralen Fragestellung haben sich die Sachverständigen aus Südhessen intensiv beschäftigt. Umweltingenieur Marcel Mailänder gab einen Überblick über die Ergebnisse und präsentierte schlussendlich große Karten, auf denen alle Gäste nachschauen konnten: Wo ist mein Zuhause? Wie stark wäre das Gebäude von Überschwemmungen betroffen? Kurzum: In welchem Risikobereich liegt das jeweilige Wohngebiet?
Wenig überraschend beim Blick auf die farblich-abgestuften Zonen: Insbesondere entlang der Rodau wären Überflutungsszenarien bei einem Extremereignis an der Tagesordnung. Der Bereich von den Kleingärten am östlichen Oberwiesenweg über die Grünanlage an der Rilkestraße bis hin zum Rathausplatz und zu anderen Ober-Röder Ortskerngassen würde den Rödermärker „Hotspot“ bilden, wenn es denn einen Regenguss der heftigsten Kategorie gäbe, also gleichsam einen Wasser-GAU. Eine positive Erkenntnis der Simulation: Für die meisten Wohngebiete, sei es in Urberach, auf der Bulau, in Messenhausen, Waldacker oder in Ober-Roden jenseits der Kernzone, ist in Anbetracht der Topographie kein derartiges „Land unter“ zu befürchten.
Doch gleichwohl sei es sinnvoll, das Thema „Vorsorge“ auf dem Schirm zu haben und den konkreten Bedarf an Vorkehrungen zu prüfen, sowohl gegen ablaufendes Regenwasser auf versiegelten Flächen und gegen drückendes Sickerwasser im Erdreich, aber auch bei Rückstauproblemen im Kanalnetz. Handlungsbedarf, was die Flächenplanung und technische Sicherungsmaßnahmen an Immobilien anbelange, gebe es sowohl für die Stadt als auch für Privathaushalte, verdeutlichte Mailänder im Namen des Dahlem-Teams, das mit der Studie wichtige theoretische Grundlagen für praktisches Handeln in der Zukunft geliefert hat.
Die Leiterin des Fachdienstes Umwelt, Kristina Seitz, freute sich über die sachlich-informative Erörterung und den regen Dialog mit den Experten, der in den Räumen des Forums zustande kam. Jetzt, so ihr Tenor, gelte die Devise „am Ball bleiben“. Die Stadtverwaltung werde mehrere Dinge vorbereiten: Die Veröffentlichung des Kartenmaterials sowie entsprechender Hinweise und Ratschläge auf der Homepage www.roedermark.de; außerdem die Erstellung einer Info-Broschüre, um viele Haushalte flächendeckend erreichen zu können.
Stichwort „überschwemmter Keller“: Die Firma Rohr-Tec erklärt Ratsuchenden, welcher Schutz sinnvoll ist. Die Kosten für eine Erstberatung werden von der Stadt übernommen. Wer sich dafür interessiert oder grundsätzlich Fragen mit Bezug zur Wasserproblematik klären möchte, erreicht die zuständige Ansprechpartnerin im Rathaus Ober-Roden, Sabrina Wissenbach, per E-Mail an umweltroedermark.de oder unter der Rufnummer 06074 911-228.