Vier ereignisreiche Kerbtage

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Die Lautstärkeanordnung des Kreises, ein Fass, das sich nicht richtig anstechen ließ, ein gestohlener Kerbbaum, ein Orkan, der das Treiben am Sonntagnachmittag zum Erliegen brachte und das Küchenzelt der Germania aus der Verankerung riss – vier ereignisreiche Tage lagen am Dienstag hinter den Verantwortlichen und Organisatoren der Ober-Röder Kerb. Angesichts des Wetterpechs – der Sommer hätte doch auch noch zwei Tage länger dauern können – fiel das Fazit der meisten Beteiligten erstaunlich positiv aus.

Immerhin hatte Petrus – oder wer auch immer für das Kerbwetter verantwortlich war – ein Einsehen mit einem der Höhepunkte: zum Kerbspruch, vorgetragen von Kerbvadder Florian Brehm, geschrieben von Norbert Köhler und Daniel Fenner, lugte sogar noch einmal die Sonne aus den Wolken hervor. Trotz des aufkommenden Windes, der schon den späteren Orkan ankündigte, nahm sich Brehm zu Beginn die Zeit, eines Ober-Röder Originals zu gedenken: „Der Joe ist gestorben!“ Der Tod des „Ortskernindianers, Luftgitarrenspielers und früheren Einkaufswagenschiebers“ habe alle mit Trauer erfüllt. Spöttisch blickte Brehm danach vom Wagen „vorm Mortsche“ nur sporadisch gen Westen, auch wenn das Aus für die Orwischer Post natürlich kommentiert werden musste: „Es gibt in Orwisch eh kaaner, der en Brief schreiwe kann!“ Ansonsten richtete sich sein Augenmerk vor allem auf Begebenheiten und Auffälligkeiten im Ort (der Rodaumarkt mit seinen Weintrinkern, der „Terroranschlag“ mit einer „verschissen Winnel“ am Bahnhof, das dortige Toilettenhäuschen oder der Schrankenzwischenfall beim Rathaussturm). Noch so manches beleuchtete der Kerbvadder, ehe er den Kerbstrauß in die Fahnenhalterung der Traditionsgaststätte steckte.

Begonnen hatte das viertägige Fest wieder mit einem Mundart- und Theaterabend: Bis auf den letzten Platz gefüllt war der Dinjerhof bei „De Morjend denoach“, der brandneuen Fortsetzung des Kerbtheaters von 1988 aus der Feder von Norbert Köhler, und allerlei Gereimtem, Prosaischem und Gesungenem. Hinterher wurde die Kerb traditionsgemäß ausgegraben.

Gleich vier neue Quetschebäumchen wurden von den Mitgliedern des Kerbvereins am Samstag im Quetschewäldchen hinter dem TG-Sportplatz gepflanzt: für Edward, Zoe, Elias und Ole, den jüngsten Nachwuchs im Kerbverein, Sprösslinge der Kerbfamilien Zara und Haig Tavitian, André und Kasia Christ, Patrick und Bianca Wolf sowie Sascha und Sabrina Reisert.

Am Nachmittag ließ sich das 9 Meter hohe Kerbbäumchen ganz mühelos von den Kerbburschen am Marktbrunnen in die Höhe ziehen und sichern. Dass es schon am Sonntagmorgen verschwunden war, ahnte da natürlich noch keiner. Gerüchten zufolge soll es gen Eppertshausen entschwunden sein. Seiner Kerbaufgabe wollte sich danach Bürgermeister Kern beim Bieranstich gewohnt routiniert entledigen. Doch trotz präziser Schläge mit dem Holzhammer ließ sich der Zapfhahn nicht befestigen und musste stets angedrückt werden, damit der Gerstensaft fließen konnte. Ausgerechnet bei seinem letzten Kerb-Bieranstich als Bürgermeister gab es für Kern bei dieser Aktion einen blauen Zeigefinger obendrein. Gute Gründe, den Samstagabend trotz des einsetzenden Regens gemeinsam mit vielen anderen auf der Kerb zu verbringen, lieferten die Band „Keyout“ auf dem Marktplatz, DJ Robby im Germania-Zelt oder der Bauwagen des Après-Ski-Komitees, und auch im Dinjerhof standen die Kerbgäste für Pfalzwein und Mispelchen an. Der vom Kreis verfügte Musikstopp ab Mitternacht war aber angesichts des ungemütlichen Wetters doch leichter einzuhalten als gedacht.

Am Montag traf man sich traditionell zum Frühschoppen in den Zelten oder im Dinjerhof und bei Sonnenschein am Mittag gerne auch auf dem Marktplatz. An den Tischen wurde natürlich über das Wetter gesprochen und über die Lautstärkeverordnung des Kreises. Letzteres wurde angesichts des Ersteren (diesmal) nicht zum Problem. Kulturamtsleiter Gregor Wade registrierte nur einen einzigen Anruf auf seinem eigens eingerichteten Beschwerdetelefon: „Und das am Samstag um 20.30 Uhr, als ein Anwohner klagte, es sei rund um den Kerbplatz zu leise; das sei keine richtige Kerb.“

Die Kerb 2018 ging dann ganz traditionell zu Ende: Am Gleisdreieck wurde sie beerdigt; die Kerbbopp musste dort wie immer den Feuertod sterben.

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