„Wir verstehen, dass das Thema ‚Verkehr in Rödermark‘ manchmal große Emotionen freisetzt. Es mangelt nicht an Problemen. Jeder kennt die dazugehörigen Schlagworte und entsprechende Stellen im Stadtgebiet. Wir als Kommune müssen auf die Vorgaben übergeordneter Behörden achten und wissen um unsere eingeschränkten finanziellen Handlungsspielräume. Es ist schwer bis unmöglich, es allen recht zu machen. Aber nichtsdestotrotz wollen wir den heutigen Abend nutzen, um transparent über verschiedene Sachstände zu informieren. Ein konstruktiver Meinungsaustausch soll es sein – dazu laden wir Sie ganz herzlich ein.“
Mit diesem Tenor haben Stadtverordnetenvorsteher Sven Sulzmann und Bürgermeister Jörg Rotter am vorigen Montag die Bürgerversammlung des Jahres 2024 eröffnet. Und siehe da: Die Resonanz mit rund 150 Besuchern, die in der Kulturhalle aufmerksam zuhörten und am Saalmikrofon engagiert ihre Anliegen vorbrachten, unterstrich den hohen Stellenwert, den viele Menschen mit dem Stichwort „Straßenverkehr“ verknüpfen. Bemerkenswert auch dies: Die gut dreistündige Info- und Dialogveranstaltung war tatsächlich vom Aufzeigen von Schwachstellen und vom Bemühen um Lösungen geprägt, ohne Polemik, ohne verletzende Scharfmacherei. Eben so, wie es sich die Repräsentanten der städtischen Gremien gewünscht hatten.
Mit viel Ausdauer, Sachwissen und Einfühlungsvermögen für die Sorgen, Nöte und Anregungen der Fragesteller agierten die fürs Antworten zuständigen Gesprächspartner auf dem Podium. Neben Moderator Sulzmann und dem Bürgermeister hatten die Erste Stadträtin Andrea Schülner, der Leiter der kommunalen Ordnungsbehörde, Artur Singer, und sein Kollege Thomas Papp, Leiter des Fachdienstes Stadtplanung, am langen Tisch vor der Bühne Platz genommen. Das Pensum, das abzuarbeiten war, hatte es in sich. Zu 17 Bürgerinnen und Bürgern, die bereits im Vorfeld der Versammlung einen Katalog mit weit über 50 Detail-Anmerkungen und Auskunftswünschen eingereicht hatten, gesellten sich vor Ort noch etliche Spontan-Fragesteller hinzu.
Groß war erwartungsgemäß das Spektrum an Themen, die zur Sprache kamen: die angepeilte Ausweitung von Tempo-30-Abschnitten, der Ruf nach (noch) mehr Geschwindigkeitskontrollen, die Klage über aggressives Fahren in der Feldgemarkung, zunehmender Verkehrsdruck in den Straßen rund um den in Sachen „Park & Ride“ ausgereizten Bahnhof Ober-Roden… Und natürlich zählte auch diese Problematik zu den Top-Ten des Abends: Parken auf den Bürgersteigen als weitverbreitetes Ärgernis aus Sicht der eingeschränkten Fußgänger.
Dazu erklärte Andrea Schülner als zuständige Verkehrsdezernentin: „Die Kontrollen des ruhenden Verkehrs wurden in den zurückliegenden Jahren intensiviert. Aber unser Ordnungsamt kann natürlich nicht dafür sorgen, dass es überhaupt keine Falschparker mehr gibt.“ Eigenverantwortung, soziales Miteinander, Rücksichtnahme im von Verdichtung geprägten Ballungsraum: Die Defizite auf all diesen Feldern waren zwangsläufig präsent, als über Möglichkeiten der Regulierung und Sanktionierung gesprochen wurde.
Apropos „mehr Tempo 30“: Professor Dr.-Ing. Moritz von Mörner, ein fachkundiger Verkehrsplaner aus Darmstadt, eröffnete die Veranstaltung mit einem Kurzreferat zu eben diesem Aspekt. Eine kürzlich in Kraft getretene Novelle der Straßenverkehrsordnung biete den Kommunen erweiterte Möglichkeiten für die Anordnung von 30 km/h als Höchstgeschwindigkeit. Wenn im kommenden Jahr die dazugehörigen Verwaltungsvorschriften nachgereicht würden, wachse beispielsweise im Umfeld von Seniorenheimen und Spielplätzen oder an stark frequentierten Schulwegen der Spielraum für Tempo-30-Beschilderungen, erklärte von Mörner.
Nachgefragt wurde auch zum Themenkomplex „Ortsumfahrung für Urberach“. Der Bürgermeister erläuterte: „Die ergebnisoffene Prüfung aller Varianten läuft. Und ich schließe nicht aus, dass am Ende des Verfahrens eine Bürgerbefragung stehen könnte.“ Die kommunale Entscheidung sei so weitreichend und mit Blick auf den potenziellen Einschnitt in Freiflächen für Generationen prägend, dass er diese Form der kollektiven Meinungsbildung, Abwägung und Weichenstellung begrüßen würde, betonte Rotter.
Aufmerksam machte er außerdem auf ein Fuß- und Radwegekonzept für Rödermark, das bis Sommer 2026 mit Bürgerbeteiligung erarbeitet werden soll. „Wir haben bei diesem Thema einen gewissen Nachholbedarf. Aber wird tragen ganz sicher nicht die rote Laterne in der Region, wie das von manchen Leuten unterstellt wird“, gab der Verwaltungschef zu bedenken.
Zu guter Letzt nutzte Rotter das große Podium, um einen grundsätzlichen Hinweis zu formulieren. „Mit unserer Innenverdichtung stoßen wir allmählich an Grenzen. Um rund 3.000 Einwohner haben wir in den zurückliegenden fünf Jahren zugelegt. Das bleibt nicht ohne Auswirkungen. Auch beim Verkehr werden die Korridore sprichwörtlich enger“, verdeutlichte der Bürgermeister. Seine Ermunterung: „Wer häufiger das Fahrrad nutzt, weiß, dass man damit viele Dinge im Nahbereich schneller und bequemer erledigen kann.“