Tramin, Saalfelden, Bodajk – und nun Pleśna! Die 12.000-Einwohner-Gemeinde im Südosten Polens wird Rödermarks vierte Partnerkommune. Das haben die Stadtverordneten während ihrer letzten Sitzung dieses Jahres in der vergangenen Woche einstimmig beschlossen. Die Verschwisterungsurkunde soll am 23. August kommenden Jahres im Rahmen der Feierlichkeiten zum 40-jährigen Stadtjubiläum unterzeichnet werden. Für den Juli 2021 ist dann die Rückverschwisterung geplant.
Die Bande nach Pleśna waren in Bodajk geknüpft worden – Pleśna ist seit einigen Jahren ebenfalls mit Bodajk verschwistert. Als in Rödermarks ungarischer Partnerstadt im Juli 2018 das zehnjährige Stadtjubiläum gefeiert wurde, lernten sich die Offiziellen um die Bürgermeister Jozef Knapik und Roland Kern kennen und schätzen. Man sprach auch über das Festival „Kultur ohne Grenzen - Frieden und Freiheit in Europa“, die Polen zeigten Interesse, Einladungen wurden ausgesprochen, auch die reizvolle Möglichkeit einer Dreieckspartnerschaft stand schon im Raum.
Die polnische Delegation aus Kommunalpolitikern, Chören, Tanz- und Musikgruppen und Köchinnen sammelte dann während des Festivals viele Sympathien bei allen Beteiligten. Nach dem Besuch erachteten die Kommission „Internationale Partnerschaften“ und der Magistrat es für richtig, die Chancen für eine Städtepartnerschaft auszuloten, die schon vorher von polnischer Seite ausdrücklich gewünscht worden war. Eine Delegation aus Vertretern der politischen Gremien, der Verwaltung und der Bürgerschaft reiste Mitte September nach Pleśna, um Menschen und Stadt kennenzulernen und die Bedingungen für eine Städtepartnerschaft zu untersuchen. Einmütig sprach sich die Delegation nach ihrer Rückkehr für die Begründung einer Partnerschaft aus.
Im Sozialausschuss stellte Stadtrat Rädlein, Mitglied der Delegation, Pleśna in Wort und Bild vor. Die Landgemeinde liegt 1085 Kilometer von Rödermark entfernt, rund 90 Kilometer östlich von Krakau. Zur Grenze Polens mit der Ukraine sind es nur 150 Kilometer. Der Ort besteht aus elf Ortsteilen, die sich fast alle an einem Flüsschen aneinanderreihen. „Pleśna ist eine kinderfreundliche, familienfreundliche, seniorenfreundliche, gewerbefreundliche und lebenswerte Gemeinde, mitten im Grünen. Herzlich Willkommen Rödermark!“ So begrüßte Bürgermeister Knapik seine Gäste.
„Der Besuch und die weiteren Beziehungen zu Pleśna wurden und werden im Lichte unserer geschichtlichen Verantwortung wahrgenommen. Dies ist eine große Chance zu verstehen. 80 Jahre nach dem deutschen Überfall auf Polen können wir auf lokaler, zivilgesellschaftlicher Ebene Zeichen setzen“, betonte Bürgermeister Jörg Rotter bei dieser Sitzung. „In den Gesprächen mit vielen Bürgerinnen und Bürgern, Vertretern des Rates (Parlament) und anderer Institutionen ist der aufrichtige Wunsch nach einer Städtepartnerschaft mit Rödermark deutlich geworden. Bürgermeister Jozef Knapik und der Gemeinderat nehmen klare pro-europäische Positionen ein.“
Vor der Abstimmung im Parlament warb Rotter noch einmal um einhellige Zustimmung. Einwänden, erst nach einer Kennenlernphase der Bürger diese Partnerschaft einzugehen, begegnete Rotter mit dem Beispiel Bodajks. Nach der Wiedervereinigung habe Rödermark damals einen ungarischen Partner gesucht, auch aus Dankbarkeit den Ungarn gegenüber. Es habe dann noch ein Jahr gedauert, „bis klar war, dass es Bodajk sein soll“. Fast 30 Jahre später sei Rödermark stolz auf diese Partnerschaft. Europa befinde sich in einer „heißen Phase“, in der jeder erkennen müsse, wie wichtig Europa für alle Bürger sei. Es sei deshalb „unerlässlich, diese Partnerschaft zu knüpfen“, gerade in dem Nachbarland, in dem Deutschland den Krieg vor achtzig Jahren begonnen habe. „Ich freue mich auf Pleśna!“, so Rotter.
Die Voraussetzungen für Begegnungen auch auf bürgerschaftlicher Ebene sind gut. Eine Schulpartnerschaft zwischen der Grundschule Bronisław Czech (Klassen 1 bis 8) und der NBS (Klassen 7/8) ist von beiden Seiten ausdrücklich erwünscht. Die örtliche Feuerwehr ist gut aufgestellt und ebenfalls an einem Austausch interessiert. Die Musikgruppe Pleśnioki und der Gemeindechor Cantando wollen am kulturellen Austausch gerne teilnehmen. Und auch der starke Bezug der Verwaltung und der Pleśnaer Bürger zur Kirche wird eine gute Ebene der Zusammenarbeit mit den Rödermärker Kirchengemeinden ermöglichen.
Pleśna verfügt in jeder Hinsicht über eine gute Infrastruktur mit zahlreichen Sportstätten und Veranstaltungsräume. Bürgermeister Knapik und der Gemeinderat unterstützen den Gedanken der Förderung persönlicher Kontakte durch private Unterbringung. Darüber hinaus unterstützt Knapik auch das Projekt „Kultur ohne Grenzen - Frieden und Freiheit in Europa“. Pleśna wird den Staffelstab im Rahmen seines jährlichen Gemeindefestes 2021 übernehmen, das dann in größerem Rahmen mit weiteren europäischen Partnern gefeiert werden soll.