Stadtbücherei: Neue Zugänge und Altvertrautes

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Gaming-Bereich ist startklar – 2023 beschert in Rödermark eine Vielzahl von Begegnungen rund um das Stichwort „Lesen“

„Der Bücherturm bietet ein schönes Ambiente. Hier schlummert viel Potenzial. Ich bin froh, dass wir nach all den Corona-Beschränkungen der zurückliegenden Jahre nun endlich voll durchstarten können. Unser Publikum kann 2023 nicht nur den bewährten Ausleihservice nutzen, sondern darüber hinaus auch neue Dinge entdecken. Interessante Lesungen wird es geben, Veranstaltungen mit Büchertipp-Charakter sind geplant, außerdem weitere Treffen im Rahmen der Reihe „Kreativ-Mark(t)“… Ach ja, und einen Gaming-Bereich für junge Leute in einem gemütlichen Eckchen können wir auch vorzeigen, quasi taufrisch.“ 

So klingt’s, wenn Lisa Schmitt nach ihrem ersten Jahr als Leiterin der Stadtbücherei den Blick durch die Räume an der Trinkbrunnenstraße schweifen und ihre Gedanken ein wenig kreisen lässt. Anfang 2022, als sie die Nachfolge von Brigitte Stenske angetreten hatte, lagen noch die langen Schatten der pandemiebedingten Lähmung auf dem Rödermärker Schatzkästchen mit der Aufschrift „Lesestoff“. Doch mittlerweile haben sich die Fesseln gelöst. Viele Dinge wirken aufgehellt, wie neu belebt.

Die 27-Jährige, die aus dem Taunus stammt, in Hamburg studiert hat und anschließend als Bibliothekarin in die heimischen Rhein-Main-Gefilde zurückgekehrt ist, führt die Treppe hinunter ins Souterrain zur besagten Gaming-Ecke. Mit Hilfe von Fördermitteln des Landes Hessen, das sich mit 12.500 Euro keineswegs knauserig zeigte, konnte der Technikbereich für Videospiel-Enthusiasten eingerichtet werden. Mehrere Konsolen, eine VR-Brille, drei Sitzmöbel und eine ganz und gar nicht langweilige Spiele-Auswahl… Wer einen Lese-Ausweis der Stadtbücherei vorzeigen kann, darf ins pralle virtuelle Vergnügen mit viel Tempo, Spannung und strategischem Kalkül eintauchen – je nach Vorliebe.

„Durch Corona hat die junge Zielgruppe bei uns und in anderen Einrichtungen stark gelitten. Da ist viel weggebröckelt. Wir müssen uns bemühen, wieder Anknüpfungspunkte zu finden und neue Zugänge zu schaffen“, betont Lisa Schmitt.

Gemeinsam mit ihrem Stellvertreter Bernhard Nowak und ihrer Kollegin Angela Knuth wird sie allerdings darauf achten, dass jeweils altersgerechte Spiele ausgewählt und die Plätze nicht stundenlang von ein und derselben Nutzergruppe blockiert werden. Auch kleine Gaming-Wettbewerbe soll es künftig geben, erstmals – ein Einweihungsturnier – während der diesjährigen Schul-Osterferien.

Videospiele und Bücherregale in trauter Nachbarschaft? Was Puristen der alten Schule womöglich die Nase rümpfen lässt, passt durchaus in den neuen, modernen Zuschnitt, der Schmitt vorschwebt. Bereits bei ihrem Einstieg vor Jahresfrist hatte sie betont, dass eine Weiterentwicklung der klassischen Bücherei-Arbeit aus ihrer Warte unumgänglich ist. Als sehr viel breiter aufgestellte Plattformen für Kommunikation, geistige Anregung und Austausch müssten sich die früheren „Ausleihstationen“ in den kommenden Jahren präsentieren. Nur so sei Zukunftsfähigkeit gewährleistet.

Dabei, so die Kennerin der Materie, helfe auch der Blick auf internationale Trends. In Helsinki und London gebe es gute Beispiele, die das Zeug hätten, Schule zu machen. Auch in Deutschland, auch in Rödermark… Warum nicht? Schmitt hofft, neue Dinge einpflanzen und damit den Bücherei-Alltag aufwerten zu können. Doch sie weiß natürlich auch, dass ein Haus in kleinstädtisch-mittlerer Größenordnung à la Rödermark (Medienbestand: gut 26.000; Ausleihen im Jahr 2022: knapp 36.000) die klassisch-konventionelle Schiene nicht vernachlässigen darf.

Im Klartext: Lesungen, Bücherflohmärkte, Bestseller-Tische… Das Altvertraute gehört zum unverzichtbaren Standard-Repertoire. So will Schmitt bei der Programmplanung ihre Fühler auch nach bekannten Namen ausstrecken. Die österreichische Thriller-Spezialistin Ursula Poznanski, die auf „New Adult“ (18- bis 30-Jährige) fokussierte Schriftstellerin Ava Reed und der Kinderbuchautor Jochen Till sind allesamt auf einer Wunschliste vorgemerkt. Ob und wann Auftritte im Bücherturm tatsächlich zustande kommen, ist noch offen.

Fest steht hingegen, dass „LeseZeichen“, der rührige Freundeskreis der Stadtbücherei, aktiv am Ball bleiben wird. Für das Frühjahr werden ein Autorenquiz und eine Abendveranstaltung unter der Überschrift „Lieblingsbücher“ vorbereitet.

Apropos „Vorbereitung“: Auch die Stadtverwaltung schickt sich an, den Reigen für die Fraktion der Lesehungrigen zu bereichern. Ein SchillerAbend im SchillerHaus anlässlich der dortigen Einweihung der SchillerSteins: Diese Trilogie wird für das erste Halbjahr angedacht.

Im Herbst könnte eine „Jüdische Woche“ mit großer thematischer Bandbreite folgen. „Ein ehrgeiziger Plan. Wir bemühen uns und arbeiten daran“, versichert Thomas Mörsdorf, der Leiter des kommunalen Fachbereichs für Kultur, Heimat und Europa.

 

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Probelauf im neuen Gaming-Bereich der Stadtbücherei. Der zuständige Fachbereichsleiter Thomas Mörsdorf, Praktikant Finn Dalton und Lisa Schmitt testeten Technik und Handhabung rund um das Stichwort „virtuelle Spielewelten“.
Lisa Schmitt am Blinddate-Regal. Zeitungspapier als Ummantelung… Und darauf klebt ein Zettel mit einigen wenigen Stichworten zum Inhalt des jeweiligen Buches. Wer zugreift und sich derlei Lesestoff für die heimischen vier Wände mitnimmt, kann eine Überraschung erleben.
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