St.-Nazarius-Kirche schon zur Kerb in neuem Glanz?

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Sanierungsarbeiten sind dem Zeitplan rund drei Monate voraus – Bürgermeister Rotter besichtigte die Baustelle in luftiger Höhe

Rund um die von außen frisch sanierte St.-Nazarius-Kirche Ende September Kerb feiern: Was noch zu Jahresbeginn, als das Gotteshaus für die Renovierung des Daches eingerüstet wurde, ein frommer Wunsch war, wird immer wahrscheinlicher. Die Dachdecker der Firma Prange aus dem Sauerland sind ihrer Zeit voraus. Rund drei Monate eher als geplant könnten sie ihr Werk beendet haben. Das und noch viel mehr zu den Arbeiten, zu den Schäden, zur Geschichte des Kirchenbaus, Zahlen, Daten und Fakten – das erfuhr Bürgermeister Jörg Rotter kürzlich während einer Spezialführung. Zusammen mit Pfarrer Klaus Gaebler, dem Verwaltungsratsvorsitzenden Marcel Kopp und Max Gotta, ebenfalls Mitglied dieses Gremiums, durfte er dem altehrwürdigen Rodgau-Dom aufs Dach steigen und alles in Augenschein nehmen, was bis dato geleistet wurde.

In luftiger Höhe weitet sich der Blick, schweift in die Ferne, die plötzlich ganz nah erscheint, geht nach unten, wo sich der Fränkische Rundling deutlich abzeichnet. Und er fällt auf in der Sonne glänzenden Schiefer und funkelndes Kupfer. Das Mittelschiff ist mittlerweile komplett mit Naturschiefer neu eingedeckt worden – in altdeutscher Deckung, wie sie nur noch wenige Firmen in Deutschland beherrschen. Jedes Eckchen ist geschützt, wo es kompliziert wurde, sind kreative Lösungen gefunden worden, Kupferbleche sichern Nahtstellen, ringsum sorgen Dachrinnen aus Kupfer dafür, dass das Regenwasser gut ablaufen kann. Ganz aus der Nähe kann das per Sandstrahl gereinigte Mauerwerk bewundert werden, das zudem rundum fast vollständig neu verfugt wird.

Bis es soweit war, musste der alte, asbesthaltige Kunstschiefer abgetragen und entsorgt werden, ebenso Dachlatten und -balken. Um sieben Tonnen an Material sei der Bau zunächst erleichtert worden, so Kopp. „Wenn die Arbeiten abgeschlossen sind, werden aber 25 Tonnen hinzugekommen sein.“ 400 Quadratmeter Glas, 1000 Quadratmeter Dach, 1800 Quadratmeter Fassade, 2000 Quadratmeter Gerüst, mehr als 250 Meter Gitterträger an den Seitenwänden, 170 Quadratmeter Kupferdächer und 170 Meter Dachrinnen wurden beziehungsweise werden gestellt, gereinigt, ausgetauscht, neu verlegt. Der Kostenrahmen dürfte eingehalten werden, Unvorhergesehenes trat nicht zutage, „zum Glück gab es keine Hiobsbotschaften“, wie es Max Gotta biblisch ausdrückte. Das heißt: Es bleibt bei den 1,75 Millionen Euro. Die Hälfte übernimmt das Bistum, 30 Prozent Bund und Land, die restlichen 20 Prozent (rund 350000 Euro) muss die Gemeinde selbst aufbringen.

„Die Firmen machen einen super Job“, betonte Marcel Kopp beim gemeinsamen Blick auf exquisite Arbeit. „Die Arbeiter sind über jede Hürde gesprungen, haben sich zum Beispiel mit den Pausen während der Gottesdienste arrangiert. Und sie haben alle unsere Anregungen aufgegriffen, waren bislang äußerst flexibel.“ Das sei angesichts der Erfahrung der Unternehmen kein Wunder, so Kopp. Prange ist spezialisiert auf Kirchendächer, hat beispielsweise auf dem Frankfurter Dom und dem in Münster gearbeitet. Und für die Kupferarbeiten vertrauen die Dachdecker aus Brilon traditionell dem Ober-Röder Klaus Riegler, was keiner der Verantwortlichen von St. Nazarius vorher wusste.

Ihren Teil zum Gelingen des Ganzen haben aber auch Kopp und Gotta selbst beigetragen, die viele Stunden auf der Baustelle verbracht und zudem noch Büroarbeiten erledigt haben – alles ehrenamtlich neben ihren Jobs. „Ich bin sehr froh, dass ich die beiden habe“, versicherte Pfarrer Gaebler. Alle drei loben außerdem ihren Architekten, den Ur-Ober-Röder Siegbert Huther, der seit den 1980er Jahren nun zum zweiten Mal an einer Renovierung von St. Nazarius beteiligt ist.

Sichtbares Zeichen für den Fortschritt am Bau: Das obere Gerüst für die Arbeiten auf dem Hauptschiff wird in diesen Tagen abgebaut. Auf den beiden Mittelschiffen werde jetzt alles mit Kupfer bedeckt, was für eine Schieferung zu flach ist, erläuterte Kopp die noch anstehenden Arbeiten. Außerdem seien noch Kleinigkeiten zu beheben, etwa Schäden am Sandstein, vor allem „Ausplatzer“ an den Türen. „Und es ist unser Bestreben, nach Abschluss der Arbeiten an Dach und Fassade das Gotteshaus bis Weihnachten auch innen auf Vordermann zu bringen, den Putz zu erneuern, der Wasserflecken aufweist, sich aufgrund des undichten Dachs teilweise sogar abgelöst hat.“ Noch sei aber nicht klar, wie diese Arbeiten finanziert werden können. Bürgermeister Rotter will prüfen, ob er dafür Hebel in Bewegung setzen kann.

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