„Salz“ würzt die Rödermärker Kulturszene

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Neue Gruppe präsentierte zusammen mit Gästen eine gelungene Premieren-Ausstellung zum Schlüsselbegriff „Demokratie“

„Es ist sehr schön, dass wir hier in der Kelterscheune etwas Neues in mehrfacher Hinsicht bestaunen können“, betonte Bürgermeister Jörg Rotter, als er kürzlich eine Kunst-Ausstellung der besonderen Art eröffnete. „Demokratie – verletzlich – unersetzlich“: Unter diesem Titel hatten die noch taufrische Künstlergruppe „Salz“ und andere Kunstschaffende ein breites Spektrum an Exponaten zusammengestellt.

Das Jubiläum „75 Jahre Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland“ lieferte den Ausgangspunkt für all die kreativen Beiträge, die zwei Tage lang zu sehen waren und reichlich Stoff zum Nachdenken und Diskutieren bescherten. Bilder, Skulpturen, Installationen sowie Text- und Video-Sequenzen belebten das Podium am Häfnerplatz. Um zentrale Grundgesetz-Artikel wie Meinungsfreiheit, Menschenwürde sowie Gleichstellung von Mann und Frau kreisten die gedanklichen Impulse.

Ob mit Farbe, Form oder filigraner Schrift: Stets wurde das demokratische Ideal beleuchtet, kritisch hinterfragt und schlussendlich auch gewürdigt. Denn was, so die indirekt mitschwingende Frage, wäre wohl das Ergebnis, wenn Verfassungsfeinde ans Ruder kämen? Unschwer vorherzusagen: Die Kunstfreiheit käme unter die Räder. Ein Grundrechte-Katalog in der Schraubzwinge, ein geknebelter Mund, ein ausspähendes Auge über Artikel 10 (Postgeheimnis) des Grundgesetzes: Viele solcher Mahnungen und Warnungen reihte die Kunstschau aneinander.

Ehrenbürgermeister Roland Kern war eingeladen worden, um sich im Rahmen der gut besuchten und von einem Jazzclub-Trio musikalisch umrahmten Vernissage erhellende Gedanken zum Spannungsverhältnis von Kunst und Freiheit zu machen. Sein kurzer Vortrag schlug einen weiten Bogen von deutscher Verfassungsgeschichte über eine Kunststreit-Episode rund um Caspar David Friedrich, den Meister der Romantik, bis hin zu Pablo Picasso – immer verknüpft mit der Frage: Welchen Spielraum hat die Kunst? Wie weit darf, soll und muss sie gehen? Und wie viel Freiraum lässt sie ihrem Erschaffer, dem Menschen?

Kern zitierte Picasso mit den Worten: „Die Kunst ist stärker als ich, sie zwingt mich zu machen, was sie will.“ Und er schloss augenzwinkernd mit einem schelmisch angehauchten Fazit: „Kunstausübung als absoluter innerer Zwang! Wo war, wo ist da der freie Wille? Ich bin ratlos – und begeistert!“

Apropos: Auch er sei beeindruckt und begeistert. Beeindruckt angesichts der Tatsache, dass „Salz“ an den Start gegangen sei und gleich eine derart anspruchsvolle Premieren-Ausstellung organisiert habe, betonte der amtierende Bürgermeister. Rotter wörtlich: „Es gibt neue Impulse für die Rödermärker Kulturszene. Das ist eine Super-Nachricht.“

Die neu formierte Gruppe wird gebildet von Helmut Burghardt, Michael und Sylvia Baumer, Hans-Peter Schmücker und Wolfgang Schulz. Als Gast-Aussteller gesellten sich Karin Kück, Katja Leers-Farr, Monika Rebhan, Jürgen Wolff und die Rödermarkfreunde hinzu. Die Leiterin der Stadtbücherei, Jenny Roters, und ihr Stellvertreter Bernhard Nowak waren ebenfalls eingebunden, denn auch Lesehäppchen zum Schlüsselbegriff „Demokratie“ wurden serviert und ins Programm eingestreut. Kurzum: Bunter hätte das Kunstkaleidoskop kaum sein können.

„Bei alledem hat uns auch die Stadt Rödermark sehr geholfen“, unterstrich Sylvia Baumer. Nutzung der Räume, Öffentlichkeitsarbeit, vertrauensvolle Kooperation: Das alles sei keine Selbstverständlichkeit. Lob, das Thomas Mörsdorf, der Leiter des städtischen Fachbereichs für Kultur, Heimat und Europa, als Bestätigung und Ansporn zugleich werten durfte. Frei nach dem Motto: Neue Würze, neue Akzente. Auf dem Rödermärker Kunsttisch hat nun auch „Salz“ seinen festen Platz.

Fotos 1 und 2: Schraubzwinge und Knebel, Grundgesetz und Meinungsfreiheit unter Druck: Mit diesen Themen beschäftigte sich die Ausstellung unter der Überschrift „Demokratie – verletzlich – unersetzlich“.

Foto 3: Gut besucht war die Vernissage in der Kelterscheune in Urberach.

Foto 4: Video-Sequenzen, Lesestoff und Jazzmusik: Ein Kaleidoskop künstlerischer Ausdrucksformen wurde aufgefächert.

Foto 5: Bürgermeister Jörg Rotter sprach einführende Worte und eröffnete die Ausstellung.

Foto 6: Ehrenbürgermeister Roland Kern formulierte Gedanken zum Spannungsverhältnis von Kunst und Freiheit.

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