Rödermark hat eine neue Schwesterstadt!

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Verschwisterung mit dem polnischen Pleśna feierlich besiegelt

Eine 18-köpfige Delegation mit Bürgermeister Jörg Rotter, Erster Stadträtin Andrea Schülner und Stadtverordnetenvorsteher Sven Sulzmann an der Spitze reiste vom 15. bis 18. Juli nach Polen. In Pleśna konnte die Gruppe aus Mitgliedern des Magistrats, der Stadtverordnetenversammlung, der Kommission Internationale Partnerschaften, dem Jazzclub Rödermark sowie Pfarrer Klaus Gaebler und Diakon Eberhard Utz dann erleben, was Freundschaft auf kommunaler Ebene, was Freundschaft von Mensch zu Mensch bedeutet.

Höhepunkt der lange geplanten, aber durch die Corona-Pandemie ausgebremsten Reise war die feierliche Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde. Ein Exemplar der Urkunde wurde „ordnungsgemäß“ von den Bürgermeistern Józef Knapik und Jörg Rotter signiert. Die zweite Ausfertigung trägt aber eine Vielzahl von Unterschriften: Alle Delegationsmitglieder aus Rödermark, 55 Gäste aus der Partnerstadt Bodajk und viele Vertreterinnen und Vertreter Pleśnas bezeugten mit ihren Namen die vollzogene Partnerschaft von Pleśna und Rödermark. Im Rahmen der Feierstunde unterstrichen die beiden Bürgermeister in bewegenden Worten die Bedeutung dieses Moments. Beide stimmten darin überein, dass sich die elementare Wichtigkeit von Partnerschaften und Freundschaften zeige, wenn unweit der polnischen Grenze ein von Russland ausgehender Angriffskrieg auf europäischem Boden in der Ukraine tobe. Dem entgegenzuwirken, sei die Verpflichtung aller, die europäisch denken.

In sehr persönlichen Worten schilderte Bürgermeister Rotter die Auswirkungen, die der 2. Weltkrieg auf seine Eltern und seine Schwiegereltern hatte, ihre noch heute anhaltenden Schmerzen, da sie ihre jeweilige Heimat verlassen mussten. Er führte aus: „Ich glaube, es ist wichtig, dass wir etwas Historisches tun: Der brutale Krieg, der vor 80 Jahren von Deutschland ausging, der Überfall auf Polen – das lässt sich niemals entschuldigen. Aber wir als neue Generation, die keine Zeitzeugen sind, sondern die es an die nächste Generation weitergeben müssen, sind verpflichtet, immer daran zu erinnern, was war und wie es dazu kam. Und dafür ist diese Partnerschaft ein kleiner Schritt. Denn nur von Mensch zu Mensch kann es gelingen, Hürden abzubauen und freundschaftlich zusammenzuleben.“

An die ebenfalls anwesende frühere Bürgermeisterin von Bodajk, Katalin Rencz, richtete Rotter die Worte: „Wir werden Ungarn und seinen mutigen Bürgerinnen und Bürgern immer dankbar sein, dass sie vor über 30 Jahren den Eisernen Vorhang eingerissen und zur Einheit Deutschlands als freies und demokratisches Land beigetragen haben.“

Der gesamte Aufenthalt in Pleśna war denn auch gekennzeichnet durch Freundlichkeit, Fröhlichkeit und bemerkenswerte Gastfreundschaft, beginnend mit einer Stadtführung am Ankunftsort, in der vielfältigen, offenen und mit Frankfurt am Main verschwisterten Stadt Krakau und einem herzlichen Abendessen in der Grundschule von Pleśna. Gute Erholung fanden die Reiseteilnehmer in der ländlichen Hotelanlage, die ein parkähnliches Gelände umgab. Zum Programm gehörten weiter die Besichtigung der nächstgrößeren Stadt Tarnów, ein Gespräch über die zukünftige Zusammenarbeit der Schulen, ein ausgelassenes Fest mit reichlich guter Musik des Jazzclubs Rödermark und der 3-Dörfer-Band aus Bodajk einschließlich vieler Tanzeinlagen der jungen Volkstänzerinnen und Volkstänzer im Festsaal der Hotelanlage.

Viele Mitglieder nutzten am Sonntagmorgen die Gelegenheit, mit Pfarrer Klaus Gaebler und Diakon Eberhard Utz an der Heiligen Messe in Swiebodzin teilzunehmen, um danach Augen- und Ohrenzeugen des regional sehr bedeutsamen Früchte- und Bienenfestes zu sein, das nach Einschätzung vieler eine logistische Meisterleistung des Veranstalters, der 12.000 Einwohner zählenden Gemeinde Pleśna, darstellt. Hier präsentierte sich der Jazzclub mit Roland Ulatowski (Kontrabaß und Gesang), Dr. Horst Bittlinger (E-Piano) und Nestor Benitez Prado (Saxofon) als bemerkenswerte kulturelle Visitenkarte Rödermarks.

Vor dem Abflug in Krakau am Montag wurde der Delegation noch beispielhaft vor Augen geführt, welche beachtliche wirtschaftliche Entwicklung sich in Polen vollzieht. Steckte der Weinberg Dabrowka vor drei Jahren – bei der ersten Stippvisite – noch in den Kinderschuhen, zeigt sich der Familienbetrieb mittlerweile als prosperierendes Unternehmen (das immer noch als Nebenbetrieb geführt wird). Klar ist, dass die nächste Generation hier voll einsteigen wird, zumal neben dem Wein noch die Vermietung eines neu erbauten schmucken Apartments tritt, das einen prachtvollen Blick auf die Weinberge bietet. Ein Weinparadies im Südosten Polens – wer hätte das gedacht.

In seinen Abschiedsgruß bedankte sich Bürgermeister Rotter sehr für die großen Anstrengungen der Gemeinde Plesna, das Verschwiste-rungswochenende anspruchsvoll, angenehm und in herzlicher At-mosphäre zu gestalten. Der Dank galt seinem Amtskollegen Knapik, Ryszard Stankowski, Stellvertreter des Bürgermeisters, Janusz Jarząb, Vorsitzender des Gemeinderates, und Marcin Warchoł, Mitarbeiter der Gemeinde, der der Delegation ein treuer und sachkundiger Begleiter war.

Bekanntlich schmerzen Abschiede, wenn es besonders schön war. Hier war nun doppelt – von Pleśna und Bodajk – Abschied zu nehmen, was tatsächlich doppelt schmerzhaft war. Doch: Ein Wiedersehen ist garantiert – die Bodajker kommen zur diesjährigen Kerb nach Urberach, Pleśna folgt zum gleichen Ereignis im nächsten Jahr!

 

Originaltext der Partnerschaftsurkunde

Die gewählten Vertreterinnen und Vertreter der Parlamente von Pleśna und Rödermark haben die Partnerschaft ihrer Gemeinden beschlossen. Sie versprechen einander, durch ihr Zusammenwirken im Geiste der Verständigung ihre Bürgerinnen und Bürger zu freundschaftlicher Verbundenheit zu führen. Sie bekunden feierlich den Willen, durch diese Partnerschaft von Gemeinde zu Gemeinde und von Mensch zu Mensch zur Freundschaft der polnischen und deutschen Bevölkerung ebenso beizutragen wie zu einem geeinten und demokratischen Europa unter Förderung des Friedens und der gemeinsamen Werte. Die unterzeichnenden Bürgermeister erklären vor den Bürgerinnen und Bürgern und Abordnungen von Pleśna und Rödermark hiermit die Partnerschaft als vollzogen.

Pleśna, den 16. Juli 2022

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