Mit dem Fahrrad in den Weltraum, dabei leckeren Kaffee trinken, Sport treiben, gut aussehen und außerdem auch noch Praktikanten mitnehmen? Ein unmögliches Vorhaben, aber so groß ist die Bandbreite der diesjährigen Preisträger beim Hessischen Gründerpreis. Im Halbfinale des Wettbewerbs in den Räumen der Nassauischen Sparkasse in Wiesbaden haben sich zwölf Gründer und junge Unternehmen für das Finale qualifiziert, darunter auch Julia und Adi Akinwale aus Rödermark mit ihrem neuartigen Trainingskonzept GuFiE. Alle zwölf werden am 7. November im RheinMain CongressCenter in Wiesbaden als Preisträger ausgezeichnet.
Zuvor wird aber noch in der Finalrunde am gleichen Tag in jeder der vier Wettbewerbskategorien eine Siegerin oder ein Sieger ermittelt. Immerhin zwei Frauen haben es ins Finale geschafft. „Im Wettbewerb waren Frauen eigentlich stärker vertreten, ein Drittel der 131 Bewerbungen kam von Gründerinnen. Im Vergleich zum Teilnehmerfeld 2017 hatte sich deren Beteiligung sogar verdoppelt“, berichtet Projektleiterin Elisabeth Neumann. „Das Halbfinale war sehr spannend, mit ganz vielen hochwertigen Konzepten, und die Entscheidungen der 29köpfigen Jury waren wirklich oft sehr knapp“, so Neumann weiter.
Ein Drittel der Preisträger kommt aus Osthessen, darunter auch Kai Nüchter und Oliver Heil von „Velocultour“ aus Neuhof mit ihrem Onlineshop für Fahrräder und Veranstaltungen zum Thema Biking und Triathlon-Camps. Gleich drei Finalisten stammen aus Fulda: Nils Wiegand, der unter seinem Label „Seemannstod“ traditionelle hochwertige Streetwear vertreibt, Malte Bürger und seine beiden Mitgründer vom „Praktikumsjahr“ sowie Heiko Reinholz von der „Kaffeerösterei Reinholz“.
Einen zweiten regionalen Schwerpunkt unter den Preisträgern gibt es in der Kategorie „Innovative Geschäftsidee“: Hier kommen alle drei Finalisten aus dem Rhein-Main-Gebiet. Leonard Beck entwickelt von Rüsselsheim aus Stehschreibtischaufsätze. Lukas Naab und Matthias Bay aus Frankfurt beschäftigen sich mit der Automatisierung medizinischer Kodierung und auch Katharina Reinhard, Andreas Hafner und Arend Poppner aus Wiesbaden sind im Bereich Medizintechnik aktiv.
Die 2018 erstmals ausgelobte Kategorie „Gründungen aus der Hochschule“ für Geschäftsideen oder sehr junge Unternehmen bildet den dritten geographischen Schwerpunkt, hier sind zwei der drei Preisträger aus Darmstadt. Das sind zum einen Khodabakhshi Shahrokh, Pouya Haschemi und Jörg Kreisel die einen unabhängigen Raumfahrtservice in Darmstadt gegründet haben, sowie Kizito Odhiambo, der in Kenia ein Netzwerk von intelligenten Wetterstationen aufbaut. Dritter Preisträger dieser Kategorie sind Malte Bürger, Jan Herold und Johannes Feik vom Praktikumsjahr.
Nordhessische Preisträger sind Carsten, Rolf und Samuel Waldeck, die von Falkenberg bei Kassel aus die Produktion nachhaltiger Notebooks und Smartphones entwickeln und organisieren. Julia und Adi Akinwale aus Rödermark sind mit ihrem neuartigen Trainingskonzept GuFie in der Kategorie „Gesellschaftliche Wirkung“ im Finale, Julia als die zweite Frau. Die Landeshauptstadt Wiesbaden, Regionalpartner 2018 des Hessischen Gründerpreises, hat noch einen zweiten Preisträger: Sebastian Schulz mit seiner Spezialitätenkaffeerösterei und dem „Kaffeehaus Maldaner“.
Es war ein inspirierendes Halbfinale mit vielen guten Gesprächen im Anschluss und die Naspa ein perfekter Gastgeber, so das Fazit der Halbfinalisten. Kein Wunder, denn „die Nassauische Sparkasse unterstützt Gründer seit über 175 Jahren. Die Begleitung von Existenzgründern gehört quasi zur DNA der Naspa und ist Teil des öffentlichen Auftrages aller Sparkassen“, so Thomas Vogt, Leiter Firmenkunden der Region Mitte. „Die Begleitung von Gründern ist uns vor allem aber auch eine Herzensangelegenheit. In den vergangenen drei Jahren haben wir insgesamt 832 Gründer nicht nur mit Finanzierungsmitteln von fast 23 Millionen Euro, sondern auch mit vielen wertvollen Hinweisen und Kontakten aus unserem großen Netzwerk begleitet. Dadurch wurden über 1.500 neue Arbeitsplätze geschaffen.“
Auch die Teilnehmer beim Hessischen Gründerpreis schaffen immer wieder viele neue Arbeitsplätze. Die 131 Teilnehmer in diesem Jahr – die höchste Zahl in der gesamten Geschichte des Preises – haben zusammen 1206 Arbeitsplätze geschaffen. Damit hat im Schnitt jedes Unternehmen 11,3 Arbeitsplätze geschaffen. Alleine die zwölf Finalisten stehen für 126 Arbeitsplätze.
Der Hessische Gründerpreis wird in den vier Kategorien „Mutige Gründung“, „Gesellschaftliche Wirkung“, „Innovative Gründung“ und „Gründung aus der Hochschule“ verliehen. Hochschulgründungen werden in diesem Jahr erstmals ausgezeichnet. Die Kategorie „Gesellschaftliche Wirkung“ hieß bis 2016 „Geschaffene Arbeitsplätze“. Für jede Kategorie wurden aus den insgesamt 131 Bewerbungen zwölf Unternehmen ausgewählt. Die 48 Halbfinalisten traten vor einer Jury mit kurzen Präsentationen gegeneinander an. Je Kategorie erreichen drei das Finale am 7. November in Wiesbaden und werden dort als Preisträger ausgezeichnet. Zuvor wird im Finale je Kategorie ein Sieger ermittelt. Der Hessische Gründerpreis wird seit 2003 verliehen, seit 2006 ist der „Initiativkreis Gründertage Hessen“ Veranstalter. Ziel ist Information über das Thema, damit mehr Menschen sich erfolgreich eine selbstständige Existenz aufbauen. Auch dem Erfahrungsaustausch und der Netzwerkpflege unter Experten der Gründungsförderung dienen die Gründertage. Um einen Impuls für das regionale Gründungsklima zu geben, finden sie jährlich in einer anderen hessischen Region statt.