Wenn die Nell-Breuning-Schule mit ihren Abiturienten akademisch feiert und in feierlichem Rahmen die Zeugnisse überreicht werden, dann gratuliert stets auch die Stadt. Das ließ sich in der vergangenen Woche Bürgermeister Roland Kern wieder nicht nehmen.
98 junge Frauen und Männer haben in diesem Jahr die Reifeprüfung abgelegt, hinzu kommen vier Schüler mit der Fachhochschulreife. Die Durchschnittsnote aller Abgänger lag bei 2,2 – besser als der Landesdurchschnitt. Elf Abiturientinnen und einen Abiturienten zeichneten Bürgermeister Kern, Schulleiterin Christine Döbert und Oberstufenleiterin Barbara Kühnl für einen Notenschnitt von 1,3 und besser aus. Die Traumnote 1,0 erreichten Adriana Willmutz als Schulbeste (857 Punkte), Tim Westerwald. (848) und Alina Grabinski (828). Zu den Besten gehörten außerdem Yannick Gäckle, Fadime Sertdere, Wibke Hahn und Charlotte Schilling (1,1), Niklas Bartruff und Lino Ardid (1,2) sowie Zoe Teike und Jonas Gotta (1,3). Alle elf erhielten vom Bürgermeister einen Gutschein für eine Vorstellung in der Kulturhalle nach Wahl. Außerdem wurden zahlreiche Sonderpreise für herausragende Leistungen in Physik, Chemie, Mathe, Philosophie oder Sprachen verliehen, die von Forschungseinrichtungen oder der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau ausgelobt wurden.
Oberstufenleiterin Barbara Kühnl bescheinigte den Abiturientinnen und Abiturienten, ein engagierter und fleißiger Jahrgang gewesen zu sein. Ihr Appell: „Setzt auf Euren Verstand, auf Euer Gefühl und Euer Gewissen, dann kann nichts schiefgehen!“ An ihrem Motto „Abiversum – Universe is Ours!“ (in etwa: „Abitur – Das Weltall gehört uns“) fasste Rektorin Christine Döbert die Abgänger: „Die Welt ist euch wohl nicht genug!“ Sie erinnerte daran, dass der Klimawandel, das Erstarken der rechtsnationalen Bewegungen sowie die Gefahren für die Europäische Union einschließlich des Brexits eine neue Politisierung der Jugend bewirkt hätten, und mahnte: „Ihr werdet die Generation sein, die all diesen Herausforderungen begegnen und mit ihnen umgehen muss.“ An einer Integrierten Gesamt- und Europaschule lerne man aber Toleranz, Selbstverantwortung und Offenheit, „Werte, die ihr für euer Leben mitnehmen könnt“. „Auf der Erde bleiben, engagiert handeln“, so Döberts Ratschlag vor dem Hintergrund des Mottos.
Seine letzte akademische Abiturfeier „im Dienst“ bewegte Bürgermeister Roland Kern dazu, die Vorzüge der NBS als Europaschule gerade in der heutigen Zeit hervorzuheben und sich mit Blumen bei Christine Döbert zu bedanken. Die Schulleiterin wiederum lobte das enge und gute Verhältnis zur Stadt, der dass der Schule viele Möglichkeiten eröffne. In der Kulturhalle finden ja nicht nur die Feiern, sondern auch Hochschultage und Symposien statt.
Zu den Abiturientinnen und Abiturienten des Jahrgangs 2019 hatte Kern vorher gesagt: „Ich gratuliere Ihnen ganz herzlich dafür, dass Sie die Prüfung der Reife bestanden haben. Damit haben Sie gute Voraussetzungen geschaffen für den Eintritt ins Berufsleben oder in weitere Bildungsgänge. Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie Ihre Möglichkeiten nutzen können.
Wenn Sie gegen Ende dieses Jahrhunderts Ihr berufliches und privates Leben Revue passieren lassen, soll jeder und jede sagen können: „Ja, ich war für mich selbst und für die Gesellschaft produktiv. Ich konnte mein Leben für mich, meine Familie, meine Freunde positiv gestalten. Ich konnte einen Beitrag dazu leisten, dass die Welt nicht schlechter, sondern besser geworden ist.“
In der Tat bietet die Welt Anlass dafür, sie besser machen zu wollen. Wohlstand und Frieden – das ist kein allgemeiner und sicherer Zustand. Er muss immer wieder neu errungen und verteidigt werden.
Eine nicht hinwegzudenkende Grundlage, ja eine Voraussetzung für Frieden, Freiheit und Wohlstand in unserem schönen Deutschland in den letzten 74 Jahren war das europäische Einigungswerk, die Europäische Union. Aber genau dieses europäische Projekt, dem sich ja unsere Oswald-von-Nell-Breuning-Schule besonders verschrieben hat, ist erheblichen Anfechtungen und Wider-sprüchen ausgesetzt. Manche wollen aus dem neuen, friedfertigen und prosperierenden Europa wieder das alte machen, es wieder zerstückeln und diese Stücke bewachen. Leider hat dieser Ungeist – mit unterschiedlicher Intensität – in nahezu allen europäischen Ländern Einzug gehalten.
Vor drei Jahren haben sich die Bürgerinnen und Bürger Groß-Britanniens mit knapper Mehrheit für den ‚Brexit‘, den Austritt aus der Europäischen Union entschieden. Die bis heute noch nicht abgeschlossenen Austrittsverhandlungen haben gnadenlos offengelegt, um welchen schädlichen Unsinn es sich dabei handelt. Und es spricht ja Bände, dass auch die geschmacklose und unanständige Person aus Amerika ein glühender Verfechter des Brexits ist. Aber gerade die Jugend hat begriffen, dass dies nichts Gutes für Ihre Zukunft bedeuten würde.
Vielleicht haben Sie es gelesen: Immer mehr Briten wollen Deutsche werden. Die Einbürgerungszahlen steigen rasant. Bei unserer städtischen Einbürgerungsfeier am 21. Mai in der Kelterscheune lagen die ehemaligen Staatsangehörigen des Vereinigten Königreichs knapp hinter den ehemals türkischen Staatsangehörigen schon auf dem 2. Platz!
Aber es gibt handfeste Hoffnungsschimmer. Diese Hoffnung geht von Ihrer Generation – auch von Ihrer, unserer Schule! – aus. Dafür danke ich euch!
Klimaschutz und Europa – das waren auch die bestimmenden Themen bei der Europawahl am 26. Mai, bei der die Europaverächter doch in ihre Schranken gewiesen wurden. Aber wir müssen am Ball bleiben. Deshalb würde ich es mir sehr wünschen, wenn Sie den europäischen Gedanken, die europäischen Werte in Ihren Herzen bewahren und sich in Ihrem weiteren Leben daran ausrichten würden. Es läge nach meiner festen Überzeugung in Ihrem eigenen wohlverstandenen Interesse!
Schwelgen Sie in unserem Festival „Kultur ohne Grenzen – Frieden und Freiheit in Europa“, das morgen beginnt, und halten Sie’s wie Göttervater Zeus: Europa muss man einfach lieben! Ihr seid seine Zukunft. Alles Gute dafür!“
Die Tutoren Monica Lorenz und Simone Lemke verglichen die Abiturienten auf höchst amüsante Weise mit einem guten Wein des Jahrgangs 1999/2000. Nicht ohne dessen Vorzüge oder Nachteile zu beschreiben, allem voran den Übergang von der „Generation X“ zur „Generation Z“ – vernunftgetrieben, dennoch erlebnisorientiert, reiselustig, kreativ und natürlich allzeit digital. Die Sprecher des Abiturjahrgangs, Adriana Willmutz und Özgün Tatar, rundeten ihre schulische Laufbahn durchaus ernsthaft ab. Sie betonten, dass nicht nur neue akademische Erkenntnisse ihre Reise zur Selbstfindung wertvoll machten, sondern vor allem die Zusammengehörigkeit mit Mitschülern, Freunden und Eltern im Miteinander des Lernens. Sie zitierten den früheren US-Präsidenten Barack Obama, nach dem die Zukunft in den eigenen Händen liegt: „Die Zukunft – wir erschaffen sie, wir sind mächtig.“ Das große Unbekannte wird zugleich zur Chance: „Wir können nicht darauf warten, dass Andere unsere Probleme lösen, sondern es liegt jetzt an uns. Wir gestalten unsere Zukunft!“
Die Abiturientinnen und Abiturienten des Jahrgangs 2019:
Ann-Kathrin Annighöfer, Lino Ardid, Aylin Ayan, Sara Selin Bal, Mustafa Barak, Niklas Bartruff, Luis Enrico Bärwalde, Melia Sophie Bauer, Marvin Bier, Julia Carmen Blackwell, Travis Brößler, Vanessa Colella, Johanna Sophie Collisy, Nils Dathe, Leon Decker, Jonas Michael Christian Dinges, Julia Dorsch, Sina Frank, Johannes Fuchs, Yannick Nils Gäckle, Philipp Martin Gehrke, Elora Talea Gertler, Jonas Gotta, Johanna Gotta, Alina Grabinski, Valentin Hahn, Wibke Hahn, Emircan Haslak, Lisanne Hehl, Jennifer Heinz, Nina Atija Hooke, Laura Hürtgen, Aline Keller, Nikita-Leonid Florian Kmitta, Mike Knecht, Tim Koch, Felix Alexander Koser, Daniel Martin Kramer, Abdullah Kurtlucan, Anaisa Lopes Gust, Florian Fabian Maier, Yannik Noah Matle, Nadine Matthias, Maurizio Matura, Michelle Inge Meisner, Isaias Teklemicael Mengstab, Ilana Marie Mitter, Alina Müller, Jens Murmann, Georg Nakarjakow, Luisa Nickel, Ayla Orth, Yasmina Ouchene, Marlon Pfalzgraf, Felix Peter Probanowski, Amelie Hannah Quell, Juliane Ramm, Ellen Rausch, Joshua Rebel, Chiara Florentina Reblin, Sarah Michelle Redlich, Marc Röder, Niklas Röhrig, Charlotte Miriam Schilling, Vanessa-Michelle Schmitt, Emilie Schneider, Ida Schoßer, Lena Schrod, Samira Schubert, Tim Schumacher, Leticia Schwach, Fadime Sertdere, Isah Ibrahim Shafiq, Jenny Diana Sobania, Melissa Jasmin Sonntag, Alessio Spina, Elena Jana Strauch, Jannik Strauß, Sabrina Diana Sulzmann, Özgün Özdilek Tatar, Zoe Teike, Johanna Ulirsch, Moritz Johannes Unterleider, Henrik Markus Unterleider, Nils Völker, Maximilian von der Heyde, Elias Loris von Malek-Podjaski, Weronika Julia Warmbrod, Alexander Weber, Tim Westerwald, Adriana Willmutz, Amrita Anna Wirk, Celine Witzel, Niels Wohlgemuth und Celine Sandra Zimmermann.