Mal auf Tuchfühlung zum Bürgermeister gehen, nah dran sein am wichtigsten Weichensteller der Stadtpolitik, ihm auf Augenhöhe begegnen und Fragen stellen, Lob und Kritik formulieren, über Wünsche sprechen… All das ist möglich im Rahmen des neuen Dialogformats „Plausch auf der Couch“. In der Nell-Breuning-Schule gab es eine gelungene Premiere. 100 Minuten lang stand Verwaltungschef Jörg Rotter gut gelaunt Rede und Antwort. Sein Fazit nach dem munteren Austausch im weich gefederten, gemütlichen Ambiente: „Das war eine runde Sache, konstruktiv und mit vielen interessanten Stichworten, die zur Sprache kamen. So kann es auf dem Sofa im kommenden Jahr gerne weitergehen.“
Das Strickmuster der Aktion: Die in Petrol schimmernde Couch, die im Rathaus Ober-Roden im Empfangsbereich zum Verweilen einlädt, mutiert manchmal zu einer mobilen Sitzgelegenheit der besonderen Art. Dann rücken die Männer vom Betriebshof an, verfrachten das gute Stück in einen Transporter und schwärmen aus in die Rödermärker Stadtteile. Dort gibt es solche Runden in stimmiger Präsentation mit Grünpflanze, Stehlampe und Beachflag als Kulisse. Darauf zu lesen: „Persönlich, vor Ort, nah dran.“
So sucht der Bürgermeister das Gespräch und will wissen, wo der Schuh drückt vor der jeweiligen Haustür. Für den Auftakt hatte er ganz bewusst die Nell-Breuning-Schule ausgewählt, frei nach dem Motto „Erstmal auf die Jungen achten“. Die Brücke zur Generation der Zukunft schlagen, zuhören und ermutigen, zum Miteinander bei der Suche nach Problemlösungen animieren: Mit diesen Vorsätzen war Rotter mit der blau-grünen Couch in den „Roten Oswald“ gekommen, um sich dort sprichwörtlich löchern zu lassen. Dutzendweise hatten interessierte Fünft- bis Elftklässler schon im Vorfeld des Termins eifrig Fragen notiert. So ging es mit wechselnden Gesprächspartnern im Minutentakt auf dem bequemen Polsterteil gleich richtig zur Sache.
Für junge Leute in Rödermark: Da wären doch eine Soccer-Halle, eine Bowlingbahn und eine Disco für die Altersgruppe ab 16 wünschenswert. „Ach ja, und wenn wir gerade beim Thema Freizeit sind: Auch ein Freibad hätte doch ‘was.“ So musste Rotter nach dem Turbostart von 0 auf 100 erstmal durchschnaufen – um dann ganz ehrlich einzuräumen: „Ein Freibad können wir uns als Stadt einfach nicht leisten. Das geben unsere angespannten Finanzen nicht her. Grundsätzlich müssten bei vielen Wünschen, die Euch vorschweben, private Investoren ins Boot. Da haben wir als Kommune wenig bis gar keinen Einfluss.“
Indes: Es gab andere, häufig aufgerufene Schlagworte wie Verkehrswege, Mobilität und die leidige Problematik Sauberkeit/Vermüllung, bei denen es schon deutlich konkreter wurde. Rotter, der ehemalige Nell-Breuning-Schüler, kam auf Touren. Er erinnerte sich an sein Engagement als Klassen- und Schulsprecher und an seinen Einstieg in die Kommunalpolitik: „Weil ich damals etwas für die Menschen in Rödermark tun wollte – und diese Motivation treibt mich heute immer noch an.“ Auf die Frage nach „den prominentesten Personen, die Sie getroffen haben“, lautete die Antwort: „Ja, es gab solche Momente. Begegnungen mit Helmut Kohl und Angela Merkel, die mir natürlich im Gedächtnis geblieben sind."
Kurzes Raunen im Saal – und auch mehrfach freudige Gesichter, als der Bürgermeister die schon bald zur konkreten Umsetzung anstehenden Pläne in Sachen „Neuer Spiel- und Skatepark am Badehaus“ ausdrücklich erwähnte, ebenso wie den Ausbau der Betreuungsangebote an den örtlichen Grundschulen und die Vision „Neuer Rewe-Markt an der Kapellenstraße“. Rotter präzisierte: „Wobei parallel dazu auch der Laden am jetzigen Standort als Getränke- und Snackmarkt erhalten bleibt. Ich denke, das ist eine gute Perspektive für die Versorgung hier im direkten Umfeld der Nelly.“
Moderiert wurde das erste Rödermärker Couchgespräch in eben dieser locker-unkomplizierten Aufmachung von Till Andrießen. Der Leiter des städtischen Fachdienstes für Wirtschaftsförderung und Kommunikation freute sich über das rege Interesse der Jugendlichen. Seine Beobachtung: „Auch nach dem offiziellen Ende ging es noch einige Minuten weiter. Es wurde geplaudert rund um das Sofa. Mehrfach gab es ein Dankeschön dafür, dass für den Start die NBS ausgewählt wurde. Das ist wirklich ein schönes Kompliment für das neue Format.“
2026 soll und wird es weitergehen. Gespräche in Waldacker, Messenhausen, Urberach und Ober-Roden, mal in öffentlichen Gebäuden, mal unter freiem Himmel: Rotter hat in seinem Terminkalender schon ein paar rote Kreuze markiert. Fazit: Die Couch-Tour kommt ins Rollen. Der Auftakt hat Lust auf mehr geweckt.
Foto 1: Selbstbewussten Gesprächspartnern in Fragelaune begegnete Bürgermeister Jörg Rotter bei der Premiere des neuen Dialogformats „Plausch auf der Couch“.
Foto 2: Die Ruhe vor dem Fragemarathon. Von links nach rechts: Bürgermeister Jörg Rotter, NBS-Leiterin Christine Döbert, Moderator Till Andrießen und seine Kollegin aus dem städtischen Fachdienst für Wirtschaftsförderung und Kommunikation, Beate Filbert.






