Literatur: Einst in Flammen, jetzt im Fokus

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„Tag des freien Buches“ erinnert am 23. Mai an einstigen NS-Terror gegen Intellektuelle – Stadt und NBS organisieren eine Lesung

Texte loderten im Feuerschein, Lesestoff ging in Flammen auf, menschlicher Geist wurde in Schutt und Asche gelegt: Im Rahmen einer propagandistisch inszenierten Bücherverbrennung haben die Nationalsozialisten im Mai 1933 in Berlin und anderen Groß- und Universitätsstädten all das auf den Scheiterhaufen geworfen, was in ihren Augen als „undeutsch“, „dekadent“ und „zersetzend“ just dorthin gehörte.

Werke von Erich Kästner, Heinrich Mann, Kurt Tucholsky und Bertolt Brecht wurden demonstrativ vernichtet. Parallel zu deutschsprachigen Literaturgrößen jener Zeit traf es auch weniger prominente Autoren, Publizisten und Wissenschaftler. Gesellschaftskritische Köpfe, die die Nazis als Feinde ihrer Ideologie im liberalen und linken Spektrum verorteten, waren vom Bannstrahl des Regimes betroffen.

Die Stadt Rödermark organisiert gemeinsam mit der Nell-Breuning-Schule eine Vorlese-Veranstaltung, um an die Ereignisse jener Zeit zu erinnern. Am Donnerstag, 23. Mai, werden Oberstufenschüler der NBS in den Vormittagsstunden vom Schulgebäude an der Kapellenstraße zur Stadtbücherei an der Trinkbornschule ziehen. Bereits auf dem Fußweg sollen Schriften, die seinerzeit ins Feuer geworfen wurden, mit Hilfe mobiler Tontechnik zu Gehör gebracht werden.

Ab 10.30 Uhr gibt es dann die eigentliche, zentrale Aktion: Unter der Überschrift „Tag des freien Buches“ wird auf dem Vorplatz der Bücherei zum Zuhören und Nachdenken eingeladen. Texte der einstmals geächteten Dichter und Denker werden die Schülerinnen und Schüler vortragen. Ein Programm mit einer breit gefächerten Auswahl wird vorbereitet. Bis in die Mittagsstunden hinein sind Zuhörer willkommen.

Das Datum wurde mit Bedacht gewählt. Am 23. Mai 2024 wird das Jubiläum „75 Jahre Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland“ gefeiert. Die Lesung soll den Wert freiheitlich-demokratischer Grundrechte unterstreichen. Bürgermeister Jörg Rotter betont die Bedeutung der Kooperationsveranstaltung vor eben diesem Hintergrund.

Wer die aktuellen gesellschaftspolitischen Spannungen eindämmen wolle, müsse auf die Gefahren einer drohenden Spirale von Einschüchterung, Hass und autoritärem Machtanspruch aufmerksam machen. Die Zusammenkunft im Ober-Röder Ortskern solle aufzeigen, welche Konsequenzen das Abdriften in Zensur und Diktatur heraufbeschwöre. Deshalb, so Rotter, sei gerade das Engagement junger Menschen am „Tag des freien Buches“ ein wertvolles und ermutigendes Signal.

 

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Mit einem Sondertisch wird in der Stadtbücherei auf die Veranstaltung am 23. Mai eingestimmt. „Verbrannte Texte“ des Jahres 1933 finden sich dort als Lesetipp-Auswahl.
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