Leitbildgruppe will Rodau-Lehrpfad errichten

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Projekt könnte im kommenden Jahr verwirklicht werden – „Rodau mehr in den Mittelpunkt rücken“

Die Rodau hat in Rödermark einiges zu bieten: permanente und versiegende Quellen, die Speisung des Entenweihers, einen renaturierten Wegabschnitt, der Lebensraum für diverse Fische, Vögel, Kleinlebewesen und Pflanzen ist. Vier Mühlen standen einst an ihren Ufern, es gab Mühlenbäche, die heute fast alle zugeschüttet sind. In Ober-Roden nahm sie früher einen völlig anderen Verlauf. All das – die Historie wie auch die Gegenwart – will eine Leitbildgruppe mittels eines Rodaulehrpfades von der Quelle bis zur Kläranlage erlebbar machen. Der Magistrat hat das Projekt in seiner Sitzung am Montag (20. Juli) „zustimmend zur Kenntnis genommen“. Wenn die Finanzierung gesichert ist, könnte es im Zeitraum Mitte 2016 bis Mitte 2017 verwirklicht werden.

„Der Lehrpfad ist eine gute Möglichkeit, die Rodau wieder mehr in den Mittelpunkt zu rücken und die Bürger zu informieren. Darin sehen wir die Hauptaufgabe unserer Projektgruppe“, sagt Dr. Rüdiger Werner, NABU-Vorsitzender und Mitglied der Dreiergruppe – neben Werner gehören noch Verena Henschler als Patin und Katja Schäfer vom Heimat- und Geschichtsverein dazu. Überschneidungen gibt es mit den Arbeiten der Leitbildgruppen, die sich mit der Entwicklung der Ortskerne befassen. Deshalb ist die Rodau-Gruppe bereits im Austausch mit der Leitbildgruppe Ortskern Ober-Roden sind und will mit der Quartiersgruppe Urberach demnächst Kontakt aufnehmen werden.

Die Gesamtkosten des Projektes schätzt die Gruppe auf 4.000 bis 8.000 Euro. Der NABU Rödermark hat sich bereit erklärt, die Kosten für die Schilder komplett zu übernehmen. Was darüber hinaus anfällt, könnten Sponsoren bezahlen, die das Projektteam gewinnen will. Auch mit Fördergeldern aus öffentlichen Töpfen könnte die Finanzierungslücke geschlossen werden. Im Notfall würde die Stadt in die Bresche springen. Der Magistrat hat eine Kofinanzierung zumindest schon „in Aussicht gestellt“.

Nach mehreren Begehungen hat das Projektteam 25 Standorte zwischen dem Spielplatz an der Rodauquelle in Urberach und der Kläranlage in Ober-Roden bestimmt, die für Informationstafeln gut geeignet wären. Diese Tafeln sollen in Bild und Text Informationen zum Fluss allgemein (5 Tafeln), zu Mühlen, Mühlengräben und historischen Verläufen (11 Tafeln) und zur Bedeutung der Rodau als Naturraum (9 Tafeln) geben. Die meisten Standorte befinden sich im öffentlichen Straßenraum oder auf öffentlichem Grund, nur wenige private Hauswände werden als Standorte vorgeschlagen. Für die Lehrpfadschilder müssten neue Pfosten aufgestellt werden, die in der Regel ein Fundament benötigen. Alternativ könnten auch sogenannte „Bodenschilder“ zum Einsatz kommen. Begleitend will die Leitbildgruppe einen Flyer entwerfen. Die Informationen sollen zudem auf der städtischen Homepage veröffentlicht werden.

Profitieren wird die Stadt an der Rodau auch dann, wenn im Bereich des ehemaligen Festplatzes ein Neubaugebiet erschlossen wird – dann soll das Flüsschen dort naturnah gestaltet werden. Außerdem prüft die Verwaltung derzeit, ob auf einem Teilstück, das an den renaturierten Abschnitt bis zum Rödermarkring unmittelbar anschließt, Grundstücke angekauft werden können. Hier geht es um zwei Eigentümergemeinschaften. Sollte dies gelingen, kann bis Mitte Oktober beim Kreis ein Antrag zur Finanzierung über die angesammelten Mittel aus der naturschutzrechtlichen Ausgleichsabgabe gestellt werden. Anders als bei einer Förderung über die Wasserrahmenrichtlinie ist dabei auch eine hundertprozentige Finanzierung möglich. Damit sind aber nach Ansicht der Leitbildgruppe die Möglichkeiten der Renaturierung erschöpft. Außer dem Flussbett selbst befinden sich praktisch keine angrenzenden Areale in öffentlicher Hand. Grundstücke müssten erst angekauft oder es müsste von den Eigentümern die Erlaubnis zur permanenten Umgestaltung eingeholt werden. Dabei handelt es sich alleine zwischen dem Rödermarkring und der Donaustraße um 20 angrenzende Grundstücke, zwischen dem Ende der Kleingärten am Festplatz und der Kläranlage sind es weit über 60 Eigentümer, mit denen eine Einigung erzielt werden müsste. Aus diesen Gründen hat die Projektgruppe in Abstimmung mit der Verwaltung von einer Konkretisierung der Fortführung einer größeren Renaturierung zunächst Abstand genommen.

Das Leitbildprojekt firmiert unter dem offiziellen Namen „Erarbeitung von Konzepten zur stärkeren Sichtbarmachung/Erlebbarkeit der Rodau im Stadtbild von Urberach und Ober-Roden (‚Stadt an der Rodau‘)“. Während des Leitbildprozesses waren verschiedene Wünsche der teilnehmenden Personen zusammengetragen und zum „Leitbildprojekt Rodau“, wie es die Gruppe kurz nennt, zusammengefasst worden. Die Wünsche hatten zum einen die Fortführung der Renaturierung der Rodau im Stadtgebiet zum Ziel, zum anderen die bessere Sichtbarmachung und bessere Erlebbarkeit des Flusses im bebauten Bereich. In Sachen „Erlebbarkeit“ hat sich die kleine, aber ungemein aktive Leitbildgruppe ebenfalls Gedanken gemacht. Den größten Teil ihrer Wegstrecke durch Rödermark verbringt die Rodau in einem begradigten, steilen und viel zu tiefen Bachbett. Lediglich an zwei Stellen ist sie erlebbar: im renaturierten Bereich zwischen Urberach und Ober-Roden sowie an der Trinkbornschule in Ober-Roden. Weitere solcher Stellen sind nur im Zuge einer fortgeführten Renaturierung und am Festplatz denkbar. Denn einen direkten Zugang zum Fluss zu schaffen bedeutet immer auch, einen Überflutungsbereich bei Hochwasser anzulegen. Die Flächenverfügbarkeit und der notwendige Hochwasserschutz sprechen nach Ansicht der Leitbildgruppe gegen weitere Stellen, an denen man ohne größere Sturzgefahr das Wasser des Flusses erreichen kann.

Eine verbesserte Erlebbarkeit wäre auch durch die Herstellung eines künstlichen Rinnsals möglich. „Denkbar ist dies sowohl auf dem Rathausplatz in Ober-Roden als auch im Park am Entenweiher, wo man zum Beispiel den Ablauf des Entenweihers oberirdisch anlegen könnte“, heißt es im Konzeptpapier der Leitbildgruppe. „An beiden Stellen würde solch eine Installation kontinuierlich Geld kosten (Energiekosten für die Wasserpumpe) und würde den weiteren Nutzungen der Plätze entgegenstehen. Aus diesen Gründen hat die Projektgruppe von der Planung und Realisierung solcher Objekte Abstand genommen.“

Thema Sichtbarkeit: Praktikable Möglichkeiten, dies zu verbessern, gibt es für die Projektgruppe nicht. Der Bereich entlang der vielbefahrenen Rodaustraße eigne sich hierzu ebenso wenig wie der hinter dem Badehaus, wo die Rodau sehr verwildert wirke und dabei sei, „sich selbst zu renaturieren“. Von der Idee, auf dem Rathausplatz die Rodau mit einem Acrylglasboden wieder sichtbar zu machen, wie es eine Studentengruppe angeregt hat, hat die Gruppe Abstand genommen. Hier liege der Aufwand in keinem Verhältnis zum Nutzen. „Fließendes Wasser in einem engen, hässlichen, rund zwei Meter tiefen Steinkanal erscheint nicht attraktiv genug, um diese Investition zu rechtfertigen.“

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