An einem herrlich-sonnigen Herbstmorgen vom Urberacher Park am Entenweiher entlang der Rodau bis in den Ober-Röder Ortskern wandern, dabei ebenso nützliche wie lehrreiche, manchmal auch brandaktuelle Informationen zu Projekten sammeln, die das Gesicht der Stadt in den kommenden Jahren verändern werden – diese Möglichkeit nutzten am vergangenen Samstag rund 60 Rödermärkerinnen und Rödermärker bei der traditionellen Gemarkungsbegehung, die nach fünf Jahren Pause wieder auf dem städtischen Programm mit der Überschrift „Bürgerinformation“ stand.
Die Projekte: Das waren die einzelnen Vorhaben, die im Rahmen des Städtebau-Förderprogramms „Wachstum und nachhaltige Erneuerung“ vorangetrieben werden. Bund und Land fördern sie mit rund zwei Dritteln der erforderlichen Investitionssummen. Wie der Stand der Dinge ist, was wo geschehen soll – das stellte Bürgermeister Jörg Rotter an den einzelnen Haltepunkten vor. Ins Detail gingen dann seine dafür zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Bauverwaltung, Thomas Papp, Tanja Kloft und Kristina Seitz.
Der Startort war mit Bedacht gewählt: Die Aufwertung und Umgestaltung des Entenweiher-Parks ist ein zentrales Projekt des Urberacher Zweigs der städtebaulichen Entwicklung. In der grünen Lunge neben dem Bahnhof Urberach geht es um die Schaffung eines attraktiveren Umfeldes für Freizeit, Kommunikation und Naherholung. Eine konzeptionelle Richtschnur hat das Planungsbüro FFS erstellt. Im Sommer ist das Büro Alkewitz, Landschaftsarchitekten aus Erfurt, mit der konkreten Ausgestaltung beauftragt worden. Das bedeutet: Die Fachleute werden Vorschläge machen, wie sich die Spiel- und Aufenthaltsflächen im Park für alle Altersgruppen neu strukturieren und beleben lassen. Sanierung des Teichs, Aufwertung der Vegetation, ansprechende „Möblierung“, eine barrierefreie Wegestruktur: Das sind die wesentlichen Aspekte, die zu berücksichtigen sind, um einen Wohlfühlort zu schaffen. Aber auch Themen wie „Sicherheitsempfinden“ oder „Abfallentsorgung“ werden neu durchdacht, um die Grünanlage fit für die Zukunft zu machen. Im kommenden Frühjahr sollen die Arbeiten ausgeschrieben werden, bis Ende 2024 wird sich der Park dann voraussichtlich im neuen, einladenden Look präsentieren.
Neubau hinter dem Badehaus oder Umbau der Sauna – das sind die Alternativen, wenn es um das neue Jugendzentrum geht. Und die habe seine Verwaltung geprüft, so wie es die Stadtverordneten beschlossen hatten, so Bürgermeister Rotter, der die politische Diskussion um das Thema nicht befeuern wollte. Dass es gebraucht wird und dass der Standort zwischen den Stadtteilen mit großzügigen Außenflächen geeignet ist, daran ließ er an Ort und Stelle jedoch keinen Zweifel. Darüber hinaus gab Rotter zu bedenken, dass der Bau eines neuen Jugendzentrums im Rahmen des Förderprogramms bezuschusst würde.
Vorbereitet wird derzeit die Ausschreibung für die Ausführungsplanung eines zweiten Projektes im Bereich des Badehauses: der Spielpark. Herzstück wird ein eingezäunter Allwetterplatz mit Kunststoffbelag statt des jetzigen Beachvolleyball-Feldes. Das Konzept sieht außerdem eine Erweiterung der Skateanlage, eine teilweise Nutzung des Badehaus-Außengeländes, eine Picknickwiese oder auch Parcours-Elemente für Fitness-Freunde vor – Angebote für alle Altersklassen. Mehr Bäume sollen den Park besser beschatten. Für 2025 wird mit dem Beginn des Umbaus gerechnet.
Auf dem Weg nach Ober-Roden gab Bürgermeister Rotter vor der Kinder- und Jugendfarm bekannt, dass die Stadt auf dem besten Wege ist, das Grundstück zu erwerben und damit die Zukunft der Farm dauerhaft zu sichern.
Vor der Kulturhalle und dann auch noch auf dem Rathausplatz wurde ein ganzes Bündel an Maßnahmen vorgestellt, die unter dem Oberbegriff „Funktionale Mitte“ dem gesamten Bereich zwischen Kulturhalle und Rathaus ein völlig neues Gepräge verleihen werden. „Es braucht Raum, wo Menschen zusammenkommen und feiern können. Das ist für eine funktionierende Stadtgesellschaft enorm wichtig!“, betonte der Bürgermeister. Denn just dieser Freiraum soll hier entstehen: Vom umgestalteten Kulturhallen-Vorplatz ohne Stolperstufen über den jetzigen Parkplatz der Volksbank und einen erweiterten Durchgang am Hort zum Rathausplatz. Gespräche mit der Volksbank über einen Grundstückstausch waren erfolgreich. Wie das alles aussehen wird, muss noch geplant werden. Dafür will die Stadt einen städtebaulichen Wettbewerb ausschreiben, der im kommenden Jahr Ergebnisse bringen soll.
Das ehemalige Feuerwehrhaus, jetzt noch als Jugendzentrum genutzt, soll in ein Zentrum der Begegnung umgewandelt und mit dem Bücherturm verzahnt werden. Entstehen soll dort das „Bürgerhaus Alte Wache“. Für das Jägerhaus an der Ecke Rathausplatz/Dieburger Straße wird ein privater Investor gesucht, der umbaut oder abreißt und neu baut, dabei aber die prägenden Konturen und die Klinkerhülle bewahrt und im Erdgeschoss Gastronomie anbietet. Der Anbau darf abgerissen werden, was den Durchgang zur Kulturhalle weit öffnen würde. Der Rathausplatz soll dann wie an den Markttagen permanent vom Autoverkehr freigehalten werden.
Ihr Ende fand die Begehung auf dem Kirchhügel. Basierend auf einem Konzept, das vom Darmstädter Architekturbüro Rittmannsperger erstellt wurde, sollen hier im Besitz der Pfarrei und der Stadt befindliche Flächen, die westlich und südwestlich an das Kirchengebäude St. Nazarius angrenzen, aufgewertet werden. Eine künftig sehr viel intensivere Nutzung als Zone der Begegnung und des Verweilens schwebt den Planern vor. Beauftragt mit der Ausarbeitung der sogenannten „Freianlagenplanung“ wurde Kamphausen, ein in Wiesbaden ansässiges Büro für Landschaftsarchitektur und Freiraumplanung. Bis Ende 2024 erhofft man sich konkrete Pläne, 2025 könnte mit der Umsetzung begonnen werden. „Mit der Einschränkung, dass die Arbeiten in die Sanierung des Kirchendachs eingetaktet sind“, so Thomas Papp, der Leiter der Abteilung Stadtplanung im Rathaus. Öffnung und Verknüpfung der Flächen zu einem öffentlichen Raum, Einbindung des Fußweges am katholischen Kindergarten als verbindendes Element, neu zu gestaltende und barrierefrei begehbare Oberflächen: Das sind die Kernpunkte, die im Detail präzisiert und zusammengefügt werden müssen. Nach vielen Abstimmungsgesprächen mit der Kirchengemeinde beschränke sich das Konzept jetzt auf das Machbare, sagte Bürgermeister Rotter.