Kultursommer: Sahnehäubchen inklusive

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In Rödermark werden zahlreiche Bühnen bespielt – Bunter Reigen mit Musik und Theater für Herz und Hirn

Viele schöne Momente hat er zu bieten, der Rödermärker Kultursommer des Jahres 2022, gespickt mit rund 60 Veranstaltungen, die sich bis Mitte September aneinanderreihen. Und wenn der Reigen, der Anfang Juni eingeläutet wurde, an einem Veranstaltungsabend alle Puzzleteile geradezu optimal zusammenfügt, dann ist sogar das Etikett „wunderschön“ gerechtfertigt. So wie kürzlich, als auf Einladung des Alternativen Zentrums (AZ) das Duo „Café del Mundo“ im Dinjerhof gastierte. Dort, in der schmucken Fachwerk-Hofreite im Ober-Röder Ortskern, war der Mix rundum stimmig. Historisches Ambiente und Wohlfühl-Wetter bildeten die Kulisse für ein musikalisches Feuerwerk der Extraklasse.

Was Jan Pascal und Alexander Kilian auf die Griffbretter ihrer Flamenco-Gitarren zauberten, wie sie sich virtuos die Klang- und Rhythmus-Bälle hin und her spielten, gleichsam in einer imposanten ABC-Bandbreite von Andalusien über Bach (luftig-leicht: das „Air“ des Altmeisters) bis hin zu Pop à la Coldplay: Das war wirklich großartig und animierte das Publikum in dem vollbesetzten Karree zu Standing Ovations. Kurzum: Wilhelm Schöneberger und seine Dinjerhof-Freunde durften gemeinsam mit AZ-Chef Lothar Rickert und dessen Helferteam um die Wette strahlen. Wenn die Rädchen so geschmeidig ineinandergreifen, ist aller Vorbereitungsstress vergessen. Dann läuft’s einfach, scheinbar wie von selbst, dann entsteht eine Aura zum Schwelgen und Genießen.

Indes: Es gab im Auftaktmonat auch schon Kultursommer-Programmpunkte, die beim Besucherzuspruch die berühmte „Luft nach oben“ verspürten. Alle Beteiligten rätseln, wie auch andernorts zahlreiche Kulturveranstalter, ein wenig über das „Warum?“. Was erklärt die manchmal gedrosselte Resonanz? Krieg in der europäischen Nachbarschaft, Inflationsnöte, enger geschnallte Gürtel, gepaart mit gedämpfter Stimmung nach der Zäsur namens Corona: Viele Aspekte mögen eine Rolle spielen. Doch wer für ein paar Stunden ein Kontrastprogramm zu den Sorgen des Alltags sucht, dem sei gesagt: Der Rödermärker Kultursommer hat die passenden Formate zu bieten, er spielt auf vielen Bühnen und bedient Herz und Hirn gleichermaßen gut.

Dafür sorgen neben den Dinjerhof-Freunden und dem AZ der örtliche Jazzclub und das Nedelmann’sche Wohnzimmer-Theater. Gemeinsam wird der Spielplan für die Freiluft-Saison gestemmt. Ein Blick auf den Kalender der kommenden Wochen zeigt, dass noch etliche Perlen zum Funkeln gebracht werden sollen. Beispielsweise am Samstag, 9. Juli, wenn der Jazzgitarrist Joe Bawelino, der Geiger Romeo Franz und dessen Ensemble ein Jazzclub-Open-Air zelebrieren. Hot Swing mit Anklängen an Genre-Größen wie Django und Schnuckenack Reinhardt wird geboten. Beginn ist um 18 Uhr.

Gleich mehrere Stücke haben Friederike und Oliver Nedelmann ausgewählt für ihren Beitrag zum Kulturpaket, das nun rund um die Jahresmitte zum Entdecken einlädt. Besondere Beachtung verdient neben dem „Sommerfest – Eine schräge Revue“ nicht zuletzt „Wetten dass?“, ein szenischer Bilderbogen, der den Zeitgeist der 1980er Jahre wieder aufleben lässt. Gespielt wird auf der Bühne vor dem Wohnzimmertheater an der Ober-Rodener Straße. Einmal, am 24. Juli, ist das Mimen-Duo mit „Wetten dass?“ im Dinjerhof zu Gast.

Fördergelder, die das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst von Wiesbaden nach Rödermark fließen lässt, tragen maßgeblich zur Finanzierung des Kultursommers bei. Auch die Stadtverwaltung zeigt sich spendabel: Einen Zuschuss von 5.100 Euro erhalten die Dinjerhof-Freunde, die neben den Spielstätten in Urberach und Waldacker (ASV-Gelände) ein drittes Standbein garantieren. An der Pfarrgasse, mittendrin in Alt-Ober-Roden – zentraler geht’s nicht. Thomas Mörsdorf, der Leiter des kommunalen Fachbereichs für Kultur, Heimat und Europa, freut sich über den kollektiven Kraftakt. Wie Gemeinschaftssinn etwas Bereicherndes erzeugen könne: Das demonstriere das derzeitige Mosaik der Angebote in eindrucksvoller Weise, urteilt Mörsdorf.

Bürgermeister Jörg Rotter pflichtet ihm bei. Er sieht die Stadt in einer privilegierten Position und betont selbstbewusst:  „Eine solche Fülle von renommierten und fest etablierten Kultur-Initiativen, wie wir sie hier in Rödermark vorweisen können ­– die gibt es in Kommunen vergleichbarer Größe in der Region wohl kein zweites Mal.“ Deshalb sei „Kräfte bündeln“ angesagt. Ziel müsse es sein, die Stärke(n) zusammen ins Rampenlicht zu rücken. Dafür, so Rotter, biete der Kultursommer ein ideales Podium. Ergo: „Hingehen“, rät der Verwaltungschef. Und manchmal, wenn alles passt, gibt es sogar ein Sahnehäubchen inklusive. Dem „Café del Mundo“ sei Dank.

Der Programmfahrplan im Internet: kultursommer-rödermark.de.

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