Die Corona-Pandemie hat sich in einer vielleicht nicht allzu fernen Zukunft zu einer Katastrophe entwickelt, die die gesamte menschliche Zivilisation bedroht. Eine Gruppe von Jugendlichen hat sich in einen alten Bunker gerettet. Dort funktioniert das Leben auf Sparflamme anfangs noch, doch dann geht den fünf jungen Leuten die Nahrung aus. Sie müssen nach draußen, irren auf der Suche nach Essbarem durch eine Gegend, die alle Zeichen des Untergangs trägt. Sie stoßen auf einen einsamen Baum, der Früchte trägt, die sie nicht kennen. Einer fällt hin, die anderen kommen hinzu – und alle spüren plötzlich: Hier ist irgendetwas Geheimnisvolles! Klappe! Ein klassischer Cliffhanger!
Was die Teenager entdeckt haben: Das weiß keiner. Es wird auch niemand je erfahren. Es sei denn, Sonja Grix, Loraine Donners, Collin Hensinger, Sebastian Schulze, Lars Oestreicher und Helene Mühlbauer entschließen sich dazu, den Faden weiterzuspinnen und den Corona-Thriller zu drehen, auf den sie mit ihrem 90-sekündigen Filmhäppchen Appetit gemacht haben. Der Trailer – so nennt man die kurzen Werbeanreißer im Filmgeschäft – ist das sehenswerte Resultat eines Videoprojektes, das die Jugendabteilung der Stadt im Rahmen des Corona-Sommersonderprogramms der Ferienspiele angeboten hatte. Vier Vormittage lang tauchten die 12 bis 14 Jahre alten Kids ein in die Welt der Filmproduktion. Und haben dabei viel Spaß gehabt und eine ganze Menge gelernt.
„Es ging dabei auch darum zu verstehen, wie Film und Fernsehen funktionieren“, erläutert David Bohlmann den medienpädagogischen Hintergrund. Der Mitarbeiter der städtischen Jugendabteilung verfügt über einiges an Erfahrung in der Arbeit mit Medien. Seine Rolle während der vier Tage verstand er aber nicht als Anleiter, sondern eher als Katalysator, als Ratgeber. „Learning by doing – das war während der vier Tage, die eigentlich zu knapp waren, die Devise“, so Bohlmann. „Die Jugendlichen haben alles komplett selbst gestaltet. Die Kreativität kommt alleine von ihnen.“ Die einzige Vorgabe war das Stichwort „Corona“, unter dem auch ein Landeswettbewerb läuft. „Ob die Kids ihren Beitrag einreichen, müssen sie selbst entscheiden. Das war nicht das Ziel des Projektes“, betont Bohlmann.
So ganz unbeleckt waren Bohlmanns Schützlinge allerdings nicht ins Jugendzentrum gekommen. Alle sechs interessieren sich auch privat für das Thema ‚Video‘; vier von ihnen hatten in den vergangenen Jahren während des Ferienprogramms schon beim ‚KISS-TV‘ in der Kinderspielstadt Erfahrungen gesammelt. Das Prinzip „Selber machen und dabei lernen, wie es geht“ begann gleich am ersten Tag mit dem Verfassen des Drehbuchs und Diskussionen darüber, was alles gebraucht wird, wo man filmen könnte…Auch die Schauspielerrollen wurden verteilt – außer Lars, dem Herrn der Steady-Cam, waren alle auch vor der Kamera im Einsatz. An Tag zwei machte Bohlmann sein Filmteam zunächst mit der Technik vertraut, stellte das Kameraequipment vor – die professionelle Ausrüstung für solche Projekte gibt es im Medienprojektzentrum Offener Kanal Rhein-Main. Und dann konnte der Dreh auch schon beginnen. Am dritten Tag war der Dreh im Kasten, dann ging es gleich mit dem Filmschnitt am Laptop weiter. Den beendeten die Meister-Cutter Lars und Helene am letzten Tag, die beiden sorgten auch für den richtigen, Gänsehaut erzeugenden Ton, während der Rest der Truppe nach den Anstrengungen einen Brettspielvormittag einlegte.
Und wo kann sich die filminteressierte Öffentlichkeit das Werk aus dem JUZ anschauen? Demnächst im Offenen Kanal (einfach mal googeln) und vielleicht auch auf You Tube.