Furioses Feuerwerk der Füße

|   Aktuelles

„The Tap Pack“ überzeugt beim Rödermark-Gastspiel mit Stepptanz der Extraklasse

Eine zweistündige Stepptanz-Show mit relativ kleiner, fünfköpfiger Besetzung: Wird das nicht eine ziemlich öde Angelegenheit? Eintöniges Klick-Klack mit reichlich Ermüdungspotenzial? Wer so dachte und beim Auftritt der Gruppe „The Tap Pack“ einen Bogen um die Kulturhalle machte, lag mit seiner Einschätzung gründlich daneben. Oder anders ausgedrückt: Wer an diesem Abend in Rödermarks „guter Stube“ nicht dabei war, hat tatsächlich etwas verpasst. Denn das, was die Gentlemen aus Australien mit schier unermüdlicher Bewegungsfreude, Präzision und Geschmeidigkeit aufs Bühnenparkett zauberten, hatte das Etikett „Extraklasse“ verdient. 

Ein furioses Feuerwerk der Füße wurde abgebrannt. Und siehe da: Langeweile? Fehlanzeige! Vor einer schlichten Bar-Kulisse, die sich in Windeseile in ein stimmungsvoll beleuchtetes Ambiente à la Showtreppe verwandeln ließ, zog das Quintett alle Register. Glas- und flaschenartige Jonglierkörper wirbelten von Hand zu Hand, Billardstöcke mutierten zu grazilen Tanzpartnern, Hüte hatten plötzlich Flügel – und die eingestreuten Gesangseinlagen wirkten in Anbetracht des Tempos wie wohlverdiente Verschnaufpausen.

Den Ikonen der Swing- und Step-Ära wurde gehuldigt. Sammy Davis Jr., Fred Astaire, Ginger Rogers… Und natürlich durfte Frank Sinatra nicht fehlen. „Night and Day“, „Come fly with me“, „The Lady is a Tramp“: Als Hommage an die Größen einer goldenen Epoche durchzog der Live-Gesang mit Orchester-Untermalung vom Band das Programm.

In dessen Fokus stand freilich das Stakkato der Schuhe, präsentiert in allen erdenklichen Variationen. Ob in Fünfer- oder Zweierformation, ob als lautstarkes Kollektiv oder in atemberaubend-sensibler Solo-Aufmachung: Das, was die Herren aus Down Under beim Rhein-Main-Gastspiel im Rahmen einer kleinen Deutschland-Tournee mit ihren metallbeschlagenen „Arbeitsgeräten“ auf den Boden trommelten, war hörens- und sehenswert zugleich.

Die harmonischen Choreographien, der perfekt aufeinander abgestimmte Gleichtritt und -klang, das Feingefühl bei leisen Passagen oder Sliding-Effekten, die einmal auch auf sandigem Untergrund zelebriert wurden: Das alles hinterließ Eindruck beim Publikum im mit rund 300 Gästen gut gefüllten Saal. Wer als interessierter Laie zuschaute, staunte nicht schlecht. Und wer als Insider gekommen war, vertraut mit der großen Bandbreite von Step und Stamp über Heel, Brush und Shuffle bis hin zu Dig und Pull Back: Der konnte erleben, wie locker-lässig sich komplexe Schrittfolgen aus dem Fußgelenk schütteln lassen.

Wenn es überhaupt etwas zu bekritteln gab an diesem Tanzgewitter mit Blitz und Donner, dann war’s vielleicht das Fehlen einer Live-Band, die dem Ganzen noch ein akustisches Sahnehäubchen aufgesetzt hätte. Doch sei’s drum: Als international renommierte Künstler mit erstklassigen Referenzen, ertanzt auf Vorzeigebühnen wie dem Sydney Opera House, waren „The Tap Pack“ vor ihrem Abstecher nach Rödermark angekündigt worden. Dass das Kritikerlob berechtigt ist: Wer wollte nach dem Gezeigten daran zweifeln? Fazit: Fünf Kerle, die’s einfach draufhaben, ohne überzogenes Ego-Gehabe, frei nach dem Motto „The Step is the Star“.

Weiter geht es mit dem Programm-Fahrplan der Kulturhalle am 20. Dezember, sicher extrem stimmgewaltig, wenn „The 12 Tenors“ zu Gast sind. Am 8. Januar 2023 folgt der Winterklassiker schlechthin: Dann öffnet sich der Bühnenvorhang für das Neujahrskonzert mit dem Johann-Strauß-Orchester Budapest. Eintrittskarten sind im Vorverkauf im Kulturbüro, Telefon 06074 911655, erhältlich. Weitere Informationen werden auf der Internetseite www.kulturhalle-roedermark.de aufgelistet.

Zurück
Back to Top