„Poesie kann Grenzen überwinden“

|   Aktuelles

Korrespondenzen der Künstler und Künste bei einer Lyriklesung im SchillerHau

Peter Völker, literarischer Tausendsassa aus Gründau, war vor zwei Jahren der Motor des Welt-Poesiefestivals, das unter dem Dach des facettenreichen Rödermärker Kulturfestivals „grenzenlos grün“ einen prominenten Platz fand. Nahid Ensafpour, gebürtige Iranerin aus Köln, gehörte damals zu den Teilnehmerinnen und wurde im Wettbewerb um den Literaturpreis der Stadt Rödermark mit dem dritten Preis ausgezeichnet. Am vergangenen Samstag gab es ein Wiedersehen mit den beiden Dichtern: Bei einer Lesung im SchillerHaus unter der Überschrift „Poesie verbindet Menschen“ stellten sie ihren gemeinsamen Lyrikband „Sonnentanz und Nachtschatten“ vor. Dritte im Bunde war die aus Bosnien stammende Rodgauer Künstlerin Ljubica Perkman, auch sie 2016 beim Welt-Poesiefestival dabei. Ebenso sachkundig wie humorvoll moderiert wurde der berührende Abend von Dr. Jochen Schick vom Freundeskreis LeseZeichen der Stadtbücherei. Musikalische Farbtupfer setzte der junge Rödermärker Saxophonist Niklas Kutschera.

 

Ensafpour und Völker haben sich vor einigen Jahren bei einer Schiller-Tagung in Leipzig kennengelernt und sind seitdem „in tiefem literarischem Kontakt geblieben“ wie Völker berichtete. Vor zwei Jahren hätten sie die Idee eines gemeinsamen Gedichtbands entwickelt, ohne konzeptuelle Vorgaben, ohne dass der eine von den Beiträgen der anderen habe wissen müssen. Aber als sie die Erzeugnisse aus ihrer Lyrik-Werkstatt zusammentrugen, hätten sich überraschende „Korrespondenzen“ ergeben. „Wir sind der festen Überzeugung, dass Poesie Grenzen überwinden kann“, so Ensafpour. Und für Völker „ist es ein überraschendes Erlebnis, über hohe Konventionsschranken hinweg den gemeinsamen literarischen Weg und die alltägliche kreative Menschlichkeit zu finden“. Für die wunderschönen Nachtschattengewächse der Auswahl ist Ensafpour verantwortlich, deren Gedichte stets einen melancholischen Grundton anschlagen. Sie verarbeitet Verlusterfahrungen: den Verlust ihrer iranischen Heimat, aus der sie 1985 aus politischen Gründen fliehen musste, den Verlust ihrer so musikalischen Muttersprache, in der sie nicht mehr dichten kann und will. Peter Völker steht eher für die Sonnentanzseite dieser Lyrik. Dabei verleugnen seine ehrlichen poetischen Introspektionen keineswegs die Nachtseite des Lebens.

 

Nach der Pause präsentierte Ljubica Perkman ihren Gedichte-Sammelband „Farben des Lebens“, der vor wenigen Monaten anlässlich ihres 70. Geburtstages erschienen ist. Die kleinen poetischen, manchmal aphoristischen Vignetten zauberten den Zuhörern ein Lächeln ins Gesicht. Und sie passten ganz wunderbar zu Perkmans Gemälden an den Wänden, die neben Dichtung und Musik an diesem Abend eine dritte künstlerische Dimension eröffneten.

Zurück
Back to Top