Es ist der Albtraum schlechthin für Rettungskräfte: Der Weg zum Verunglückten oder zum brennenden Haus führt über eine enge Zuwegung. Plötzlich bilden parkende Autos ein superschmales Nadelöhr. Kein Durchkommen mehr für den Krankenwagen oder den Feuerwehrbrummi! Doch es sind noch 50, 100 oder gar 200 Meter bis zum Einsatzort – und jede Sekunde zählt, wenn um Menschenleben gekämpft wird und Flammen schnell zu löschen sind.
Die Feuerwehr hat kürzlich mit einer Engstellen-Befahrung an markanten Punkten im gesamten Rödermärker Stadtgebiet ausgelotet, wie ernst die Problematik „kein Durchkommen“ einzustufen ist. Nach dem mehrstündigen Testszenario bilanzierte die für den Bereich „Sicherheit und Ordnung“ zuständige Erste Stadträtin Andrea Schülner: „Es hat an manchen Stellen besser funktioniert als befürchtet. Aber grundsätzlich ist es sinnvoll und absolut notwendig, regelmäßig im Rahmen solcher Aktionen zu schauen, wo wir mit Pollern, Schildern oder Verbotsmarkierungen in den öffentlichen Raum eingreifen müssen, um die laut Straßenverkehrsordnung vorgegebene Mindestbreite für die Durchfahrt zu gewährleisten: exakt 3,05 Meter.“
Schülner erinnerte an die Bürgerversammlung im November vorigen Jahres. Auch damals sei das Stichwort „blockierte Rettungswege“ zur Sprache gekommen. Deshalb habe man die Übung diesmal besonders umfangreich aufgezogen und viele enge Bereiche angesteuert, um sich ein Bild vor Ort zu verschaffen.
Garten- und Rathausstraße sowie Obergasse in Ober-Roden, Wagnerstraße, Born- und Bachgasse in Urberach, dazu mehrere Straßen in Waldacker: Diese und weitere neuralgische Punkte standen im Fokus der Betrachtung, frei nach dem Motto „unterwegs mit dem Drehleiterfahrzeug“. Sinn und Zweck der Schlängeltour: Hautnah erleben, was beim Manövrieren gerade noch so geht – und erkennen, wo tatsächlich „Endstation“ angesagt ist.
Artur Singer, der Leiter der kommunalen Ordnungsbehörde, und dessen Kollegen sowie Stadtbrandinspektor Herbert Weber mit einigen Kameraden in Montur sorgten für eine Blaulicht- und Martinshornkulisse, die Eindruck machte und einige Anwohner als Betrachter vor die Häuser lockte. Dort wurde besprochen, was im jeweiligen Bereich auffällig ist. „Wildes Parken“ ohne Rücksichtnahme auf andere und die besagte 3,05-Regel: Das sei schon manchmal ein echtes Ärgernis und eine Sicherheitsgefahr, hieß es beim Meinungsaustausch mit den Anrainern.
Die Stadt werde nicht nachlassen in ihren Bemühungen, mit Aufklärungsarbeit in schriftlicher Form, mit direkter Ansprache und mit der Sanktionierung von Parkverstößen auf Ordnung und ausreichend Platz auf Rödermarks Straßen zu drängen. Dabei, so Andrea Schülners Fazit, sei freilich der viel zitierte „gesunde Menschenverstand“ eine Grundvoraussetzung für soziales Miteinander: „Es ist doch nicht so schwer, zu erfassen, in welchen Grauzonen es beim Thema ‚Rettungsweg‘ schwierig oder gar unmöglich wird. Mitmenschen im Blick haben, mein individuelles Verhalten hinterfragen: Darum geht’s. Dranbleiben, immer und immer wieder.“
Das gelte auch ganz allgemein für die Anstrengungen der Stadtverwaltung auf dem großen, weiten Feld mit der Aufschrift „Straßenverkehr“. Schon bald solle der Auftrag, Parkflächen-Markierungen auf Gehwegen zu entfernen, um dort mehr Bewegungsfreiheit für Passanten zu schaffen (ein spezieller Aspekt: Kinderwagen/Rollstuhl), in die Tat umgesetzt werden. Flankierend dazu müsse jedoch darauf geachtet werden, dass das Zurückdrängen der Bürgersteigparker nicht mit noch mehr Druck an der Engstellen-Front einhergehe. Ein schwieriger Spagat, doch die Erste Stadträtin wiederholt ihr Mantra, stellvertretend für alle Bediensteten, die tagtäglich mit Mobilität und Hilfeleistung zu tun haben: „Wir bleiben dran, immer und immer wieder.“
Am Dienstag, 27. Mai, wird die Thematik in einer Sondersitzung des Bauausschusses zur Sprache kommen. Ein Video der Engstellen-Befahrung soll gezeigt werden, ehe die Stadtverordneten anschließend über konkrete Maßnahmen und Perspektiven sprechen. Die öffentliche Beratungsrunde im Mehrzweckraum der Halle Urberach beginnt um 19.30 Uhr.
Foto 1: Manchmal geht, oder besser: rollt nichts mehr. Bei einer derartigen Parksituationen wie hier beim Übungsszenario in der Gartenstraße in Ober-Roden stoßen Rettungsfahrzeuge an Grenzen. So verstreichen wertvolle Sekunden im Kampf um Menschenleben und gegen lodernde Flammen.
Foto 3: Die Erste Stadträtin Andrea Schülner und Mitarbeiter der kommunalen Ordnungsbehörde verschafften sich bei der Engstellen-Befahrung an einer Vielzahl neuralgischer Punkte einen direkten Eindruck vor Ort.