Ein Platz für das „Ja zu Europa“

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Neugestalteter Bodajker Platz am Urberacher Bahnhof eingeweiht

Auf einer metallenen Stele ruht eine Skulptur in Form eines Auges. Im großen Auge sind mehrere gläserne Objekte in der gleichen Form angebracht. Die Europa-Flagge bildet den Mittelpunkt, um den sich der „wumboR“, die Bergwelt Saalfeldens, Trauben aus Tramin, eine Friedenstaube für Bodajk, der Greif des Wappens von Plesna und andere Symbolaugen reihen. Es ist die Freundschaftsskulptur der Rödermärker Künstlerin Sylvia Baumer, die sie vor zwei Jahren für das große Festival „Kultur ohne Grenzen“ schuf. Sie stand bislang im Park am Entenweiher, dort, wo auch das Festival mit den Freunden aus ganz Europa über die Bühne ging. Nun hat sie einen neuen, prominenten Standort gefunden: als zentraler Blickfang auf dem Bodajker Platz am Urberacher Bahnhof. Der wurde seit April neu gestaltet und am vergangenen Samstag im Rahmen einer kleinen Feierstunde der Öffentlichkeit übergeben.

Die Feier just an dem Wochenende, an dem das Stadtfest zum 40-jährigen Jubiläum der Verleihung der Stadtrechte mit einem Jahr Coronaverspätung unter Beteiligung von Gästen aus den Partnerstädten nachgeholt werden sollte, war zwar ein bescheidener Ersatz, hatte aber dennoch Symbolkraft. Mit der Skulptur und einer neuen Infotafel zu den Rödermärker Partnerstädten bekräftigt der Platz Rödermarks „Ja zu Europa“, wie es Bürgermeister Jörg Rotter im Beisein der ausdrückte. „Gerade in Krisenzeiten wie jetzt ist die Neigung, sich auf die Ebene des Nationalstaats zu flüchten, besonders ausgeprägt. Das europäische Miteinander ist aber zu kostbar, um es Nationalisten zu überlassen“, betonte der Bürgermeister. Dieses Miteinander werde auf kommunaler Ebene gelebt. Sichtbares Zeichen dafür sei dieser Platz, „der nun eigentlich auch Europa-Platz heißen könnte“, so Rotter gegenüber den Gästen, zu denen unter anderen die Ehrenbürgermeister Walter Faust und Roland Kern, Vertreter der städtischen Gremien sowie Mitglieder der Quartiersgruppe Urberach gehörten. Per Livestream, für den OF-TV sorgte, konnten sich auch die Bürgermeister der europäischen Partner einklinken. Die Übertragung fand live immerhin rund 200 Zuschauer, rund 1000 Klicks gab es danach.

Die Neugestaltung ist die erste Baumaßnahme im Rahmen des Städtebauförderprogramms „Wachstum und nachhaltige Erneuerung“ im Fördergebiet „Urberach-Nord“. Exakt 13.770 Euro hat das Projekt gekostet – bei einer Förderquote von 60 Prozent. Entwickelt wurde der neue Look für diesen zentralen Platz in Urberach von Bürgerinnen und Bürgern im September 2020. Coronabedingt konnte nur eine kleine Gruppe beteiligt werden, die aus Bürgerinnen und Bürgern der Quartiersgruppe Urberach und der „Lokalen Partnerschaft“ bestand. Schnell war man sich damals einig, wie der Bodajker Platz aussehen soll: „Hier soll eine Blühwiese mit Skulpturen entstehen!“

Die Wiese umfasst knapp 260 Quadratmeter. Was dort blüht, schmeckt Schmetterlingen und Wildbienen. Die Saatmischung besteht zu 100 Prozent aus Wildblumen, die einen langen Blühaspekt aufweisen. Von frühzeitig blühenden Arten wie dem Barbarakraut bis zu den Hochsommerarten (etwa Wegwarte und Malve) ist alles vertreten und garantiert den Insekten so eine kontinuierliche Sammelquelle. Rund um die kleine Fläche für Skulptur und Tafel im Zentrum ist ein Staudenbeet angelegt worden.

Erklärende Worte zu ihrer Skulptur sprach Sylvia Baumer, die 2019 auch für die Organisation des Festivals mit verantwortlich war: „Bei der Planung des Festivals lag es mir am Herzen, mit einer Skulptur etwas Nachhaltiges aufzunehmen, eine Erinnerung und zugleich ein Symbol für die Zukunft. Die Augen-Form dieser Skulptur wurde vor einigen Jahren von Mareike Grün und mir entwickelt. Sie ist so gestaltet, dass sich ein Netzwerk von Augen bilden lässt, in dem alle gleichberechtigt – auf Augenhöhe – eingebunden sind, identisch in der äußeren Form und individuell im Inneren. Dieses Netzwerk nennen wir Vielfalt auf Augenhöhe. In unserer Freundschaftsskulptur finden wir Darstellungen zu allen am Festival beteiligten Städten, die von Schülern oder von Künstlern entworfen wurden oder Teile von Wappen sind. Sie sind farbenfroh und individuell und wurden in unterschiedlichen Schmelztechniken verarbeitet. In der Mitte sehen wir das verbindende Europasymbol. In dem oberen Auge finden wir wumboR, der für die Verbindung der Stadtteile Rödermarks steht, nun eingebunden in ein europäisches Netzwerk der Freundschaft und Partnerschaft. Wenn wir noch einen Schritt weiter denken, sehen wir uns alle eingebunden in unser weltweites Netz, in dem jeder von uns Verantwortung hat für das Jetzt und für die Gestaltung der Zukunft.“ Baumer dankte besonders Bert Jeschke, „der den Körper der Skulptur nach meinem Entwurf in seiner Ideenschmiede gefertigt hat“.

Grußworte überbrachte anschließend noch Marta Giselka-Knapik, die Schwester des Bürgermeisters der polnischen Partnerstadt Plesna, die in Offenbach lebt und in Rödermark arbeitet. Für unterhaltende Zwischentöne sorgte die Hausband des Jazzclubs.

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