Ein neuer Mitarbeiter für hitzige Dienste

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Nach vier Jahrzehnten erhält die Töpferwerkstatt im Töpfermuseum einen neuen Brennofen

Kneten, formen, dabei der Phantasie freien Lauf lassen, kreativ sein, und am Ende etwas vorzeigen können, das man mit seiner eigenen Hände Arbeit geschaffen hat: Für Petra Distler-Bäcker gibt es nichts Schöneres, als mit Ton zu arbeiten. Die Frau, die schon als Kind der Faszination des erdigen Stoffs erlegen war, teilt ihre Begeisterung seit rund 20 Jahren, wirbt mit ihren Kursen im Töpfermuseum für ihr Hobby, erläutert Jung und Alt, wie aus dem Rohstoff Schalen, Krüge oder auch Tonfiguren entstehen können. Mindestens dreimal in der Woche findet man sie in der Töpferwerkstatt, auch an den Wochenenden, im Sommer und im Winter, in der Weihnachtszeit oder im Herbst, bei Kursen für Erwachsene unter dem Dach der Volkshochschule, bei Angeboten der städtischen Jugendarbeit in den Sommer- Weihnachts- oder Herbstferien. Rund 25.000 Menschen dürften es mittlerweile gewesen sein, die Petra Distler-Bäcker in die Kunst des Töpferns eingeweiht hat.

All die Jahre leistete der Brennofen der Töpferwerkstatt gute Dienste. Ein Veteran der Firma Nabertherm aus Niedersachsen, Baujahr 1984, von Anfang an das Herzstück der Werkstatt, also schon länger dabei als Distler-Bäcker. Tausende Male verrichtete er unverzagt seine hitzige Arbeit. Zuletzt merkte man ihm sein Alter aber doch an. Immer wieder war er überholt worden. Schon 2011 hatte ein Gutachter dringend empfohlen, den Oldie in den Ruhestand zu verabschieden. Im vergangenen Jahr wurde er noch einmal repariert, mit der erneuten Mahnung, doch endlich in einen Nachfolger zu investieren. Das hat die Stadt getan, und in der vergangenen Woche war es endlich soweit: Zwei Mitarbeiter von Nabertherm fuhren mit ihrem Laster in den Hof des Töpfermuseums, hievten den schweren Ofen von der Ladefläche, beförderten ihn an seinen künftigen Arbeitsplatz, richteten das Notwendige ein, schlossen ihn an – und voilà: alles funktionierte wie es sollte.

Die Investition von 13.000 Euro sei allemal gerechtfertigt, betonte Bürgermeister Jörg Rotter am Ort des Geschehens. „Das Töpfern gehört zu Orwisch wie der Apfelwein. Im Töpfermuseum bewahren wir nicht nur gute Stücke aus der Vergangenheit auf. Hier wird dank der Kurse von Petra Distler-Bäcker Orts- und Kulturgeschichte lebendig. Das verbindet uns mit unseren Vorfahren, das stiftet Identität.“

Seinen ersten Arbeitsnachweis hat der neue Brennofen inzwischen erbracht. Zur vollsten Zufriedenheit von Petra-Distler-Bäcker, die sich glücklich schätzt über ihren neuen Mitarbeiter, der ihren Werken und denen ihrer Kursteilnehmer Dauer verleiht. „Es gibt einen Riesenbedarf für diese Kurse“, versicherte sie. Ihr Publikum habe sich im Laufe der Jahre gewandelt. Jüngere Leute seien hinzugekommen, junge Mütter. Oft entdeckten Kinder aus den Kursen von einst ihre Begeisterung fürs Töpfern wieder. Ein schöner Nebeneffekt ihrer kunsthandwerklichen Lehrtätigkeit: Über das gemeinsame Hobby entstünden oft private Kontakte und sogar Freundschaften. Auch den kommunikativen Aspekt des Töpferns sollte man also nicht geringschätzen.

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