Die zweite Amtszeit hat begonnen: Während einer außerordentlichen Sitzung der Stadtverordnetenversammlung ist der alte und neue Bürgermeister Jörg Rotter am vergangenen Samstag (28.) feierlich in sein Amt eingeführt worden. Erste Stadträtin Andrea Schülner überreichte ihm die Ernennungsurkunde, anschließend wurde Rotter von Stadtverordnetenvorsteher Sven Sulzmann auf die gewissenhafte Erfüllung seiner Amtspflichten vereidigt – „So wahr mir Gott helfe!“ Jörg Rotter war bei der Direktwahl am 26. Januar mit 76,02 Prozent der Stimmen wiedergewählt worden.
Der sozusagen amtliche Teil der 30. Sitzung der Stadtverordnetenversammlung in der laufenden Legislaturperiode war schnell abgehandelt. Nach dem offiziellen Akt, den die Europa-Songgruppe der Nell-Breuning-Schule eingeläutet hatte und den sie samt „Bürgermeisterversion des Liedes „Für eine bessere Welt“ auch beendete, war gar nicht so viel Zeit eingeplant worden für die Grußworte. Erfreulich für die vielen Gäste im Saal: alle Redner hielten sich an einem heißen Sommerabend an die Fünf-Minuten-Vorgabe und fanden dabei doch genügend Worte, um Rödermarks Bürgermeister, seine erste Amtszeit und die Art seiner Amtsführung zu würdigen. Bodenständigkeit, Herzblut für Rödermark, Menschlichkeit, kommunikativ, einer, der mit den Menschen kann, der die Bürgerinnen und Bürger mitnimmt – Zuschreibungen, die immer wieder zu hören waren. Dazu gab es viele gute Wünsche für sechs Jahre, die unter denkbar schwierigen finanziellen und politischen Rahmenbedingungen beginnen – da waren sich die Rednerinnen und Redner einig.
Los ging es mit den Glückwünschen der Fraktionen: Für die CDU sprach Michael Gensert, für die AL ging Sandra Jäger ans Rednerpult, für die SPD gratulierte Anke Rüger, für die Freien Wähler Stefan Schefter und für die FDP Tobias Kruger. Es folgten aus überregionaler Politik und Verbänden Landrat Oliver Quilling, der Direktor des Hessischen Städte- und Gemeindebundes, Stephan Gieseler, und Rodgaus Bürgermeister Max Breitenbach für die Verwaltungschefs im Kreis. Das vorletzte Grußwort hatte Brigitte Beldermann für die Quartiersgruppen der Stadt, als letzte würdigte Erste Stadträtin ihren Partner an der Magistratsspitze.
Schließlich ergriff Jörg Rotter das Wort (die gesamte Rede kann man hier nachlesen). Er bedankte sich für die vielen Zeichen der Wertschätzung – Kommen, Interesse, Aufmerksamkeit, gute Wünsche und Geschenke. „Es ehrt mich, dass Sie sich mit all diesen Dingen so spendabel zeigen. Es unterstreicht, dass wir hier kein kommunalpolitisch-schnödes Ritual abspulen, sondern dass Sympathie und Herzenswärme wechselseitig zum Ausdruck kommen. Das gibt mir ein sehr gutes Gefühl, das berührt mich emotional.“
Danach redete Rotter Klartext, bestimmte seinen Kompass. Die zentralen Begriffe seiner durchaus politischen Ansprache: „Brückenschlag, Gemeinschaft, Schulterschluss!“ Ohne diese Dinge könnten die großen Herausforderungen einer politisch bewegten und spannungsgeladenen Zeit nicht gut bewältigt werden. „Wir müssen uns verstärkt darum bemühen, müssen raus aus dem politisch-taktisch motivierten Klein-Klein-Gezänk. Noch mehr Dialog, sei es in Wohnquartieren, bei Ortsbegehungen oder Bürgerversammlungen. Dinge stärker erklären, den gemeinsamen Nenner suchen. Kurzum: Das, was uns verbindet und unser Zusammenleben in Rödermark stark macht.“ Rotter scheute sich nicht, auch an diesem Abend die dramatische Haushaltslage der meisten Kommunen in Deutschland zu thematisieren: Rotstiftlisten, Drehen an der Steuerschraube, Stöhnen unter der Aufgabenlast, die Bund und Länder den Gemeinden aufdrückten – der finanzielle Kollaps sei als Gefahr greifbar geworden. Und dies bedrohe auch das demokratische Fundament in den Städten und Gemeinden. Dennoch werde es auch in seiner zweiten Amtszeit keinen Stillstand geben. Er bleibe bei allem „ein Mann mit Bodenhaftung, der zwischen Bulau, Breidert, Bienengarten, Waldacker und Messenhausen viel unterwegs ist. So soll es bleiben, so will ich es weiter praktizieren: Ausschwärmen, unterwegs sein, tagtäglich mit offenen Augen und Ohren, ansprechbar, nahbar, als Teil unserer schönen und altvertrauten, 30.000 Köpfe zählenden Stadt.“
Nach dem offiziellen Ende gab es für die meisten im Saal noch eine Überraschung: Dudelsackmusik hatte sich der Bürgermeister gewünscht, Dudelmusik bekam er, dargeboten im Schottenrock von Patrick Blank von den Frankfurter „Clan Pipers“. Danach musste Rotter noch viele Hände schütteln.