Mit einer Niederlage im Gepäck ist eine Rödermärker Delegation am vergangenen Sonntag aus Saalfelden zurückgekehrt. Nichts wurde es mit dem Sieg beim Spaß-Fußballturnier der Partnerstädte um den „Goldenen Biberghirsch“, obwohl Bürgermeister Jörg Rotter als Abwehrrecke, seine Kinder Johannes und Anna als Sturmduo und auch die übrigen Mitstreiter alles gegeben hatten. Nach einem Unentschieden gegen Saalfelden waren fünf Gegentore gegen Grimbergen, die belgische Partnerstadt Saalfeldens, dann doch zu viel. Das war aber auch der einzige „Wermutstropfen“ des Besuchs, der geprägt war durch herzliche Gastfreundschaft und außerordentliche Großzügigkeit der Gastgeber, die ihren Gästen viele Einblicke in ihre Infrastruktur, in ihr Brauchtum und ihre Musik ermöglichten. All dies eingebettet in die Feierlichkeiten zum 150-jährigen Bestehen der Bürgermusik Saalfelden.
Die Musik mit ihrer verbindenden Kraft stand demzufolge im Mittelpunkt der drei Tage. Und wenn die Rödermärker auch sportlich nicht ganz überzeugen konnten, taten sie dies musikalisch um so mehr. Dafür verantwortlich waren die 30 Musikerinnen und Musiker des Musikvereins 03 Ober-Roden, die die Delegation aus Mitgliedern von Magistrat, Stadtverordnetenversammlung und Verwaltung mit Bürgermeister Rotter, Erster Stadträtin Andrea Schülner und Stadtverordnetenvorsteher Sven Sulzmann an der Spitze verstärkten. Die 03er reihten sich bei der offiziellen Festveranstaltung am Samstagnachmittag – mit dem Salzburger Landeshauptmann, also Ministerpräsident, Wilfried Haslauer – ein in ein Riesenorchester aus 19 Blasmusikkapellen mit fast 900 Mitspielenden, die das Festgelände am Ritzensee imposant beschallten. Sie marschierten mit beim anschließenden Festumzug, der am 3000-Personen-Festzelt endete, das bei allen Veranstaltungen fast bis auf den letzten Platz gefüllt war. Und sie sorgten gemeinsam mit dem „Feniks“-Orchester aus Grimbergen für ein Highlight der drei Tage: Nachdem beide Formationen im Anschluss an das Fußballturnier in der schicken Saalfelden-Arena, wo schon der FC Liverpool Vorbereitungsspiele ausgetragen hat, einzeln aufgespielt hatten, luden die Ober-Röder ihre belgischen Kolleginnen und Kollegen spontan zum Mitspielen ein. Das harmonierte musikalisch, ohne dass geprobt worden wäre, und es harmonierte auch menschlich. Eine Neuauflage könnte es im kommenden Jahr geben, denn die 03er wurden eingeladen zu einem Konzert der „Feniks“. Und Vize-Bürgermeister Bart Laeremans erweiterte die Einladung auf eine komplette Rödermärker Abordnung.
„Musik macht das Leben schöner, Musik verbindet die Menschen, und das ist gerade in diesen Zeiten wichtig“, sagte Saalfeldens Bürgermeister Erich Rohrmoser bei der anschließenden Siegerehrung. Das empfand auch Bürgermeister Jörg Rotter so, der sich über die Zusage des MV 03 sehr gefreut hatte: „Die 03er waren seit Beginn dieser Partnerschaft mit Saalfelden ein Bindeglied der beiden Kommunen. Ihr Vorsitzender Francisco Hitzel ist schon als Junge mitgefahren. Diesmal war die nächste Generation dabei. Das zeigt, dass diese Partnerschaft lebt.“
Neben der Musik ergaben sich aber auch Gelegenheiten, andere Facetten von Saalfelden kennenzulernen. Erfahrungen wurden ausgetauscht bei der Besichtigung einer großen Kindertagesstätte für fast 200 Kinder, wo die Ü3-Betreuung und die der Grundschüler in altersgemischten Gruppen miteinander verzahnt werden. Zusätzlich gibt es dort noch eine U3-Gruppe. Die Probleme sind die gleichen. Der Betreuungsbedarf ist auch in Saalfelden explodiert, Einrichtungen müssen gebaut und finanziert werden, Personal ist knapp, die Bezahlung macht den Beruf der Erzieherin wenig attraktiv. Architektonisch bot das Haus eine Überraschung: Über den Betreuungsräumen gibt es noch eine Etage mit Maisonette-Wohnungen, die die Stadt vermietet hat.
Interessante Einblicke bot am Samstagmorgen eine Exkursion: In fünf gemeinsamen Gruppen lernten die Gäste aus Grimbergen und Rödermark fünf landwirtschaftliche Betriebe kennen, vom Milchviehbetrieb im Tal bis zum Biofleischbetrieb auf der Alm in 1300 Metern Höhe. „Ökologische Landwirtschaft wird in Saalfelden großgeschrieben und funktioniert hervorragend“ – so der Eindruck von Bürgermeister Rotter.
Am Sonntag heiß es dann nach dem großen Umzug der Pinzgauer Brauchtumsvereine Abschied nehmen – vor dem Festzelt in einer großen Runde mit den neuen Freundinnen und Freunden aus Grimbergen. Da ergab sich dann auch endlich die Gelegenheit, Bürgermeister Rohrmoser die Gastgeschenke zu übergeben: Neben einer Kiste Wein aus Groß-Umstadt und einem Röder-Stein ein Trikot der Stadtverwaltung vom wumboR-Lauf. Darauf steht: „Es läuft!“ Das durfte man nach den drei Tagen auch auf die Partnerschaft mit Saalfelden beziehen.
Das Resümee von Bürgermeister Rotter: „Städtefreundschaften – und das heißt auf kommunaler Ebene immer auch Freundschaften von Mensch zu Mensch – sind in Zeiten eines Krieges in Europa von besonderer Bedeutung. Der unmittelbare Austausch von Erfahrungen, Meinungen und Erkenntnissen über Landesgrenzen hinweg ist dabei nicht hoch genug einzuschätzen. Das wissen alle, die unsere vier Schwesterstädte schon einmal besucht oder Besuch empfangen haben.“