„Des kennt ähr groad vergesse!“ prangte es am Samstag in großen Buchstaben am Ober-Röder Rathaus. Ein selbstbewusster Schlachtruf, der den Verteidigungslinien Hoffnung machen sollte, die närrischen Angreifer diesmal von ihrem Tun abhalten zu können. Deren Angriff war lange angekündigt, die Übermacht der feindlichen Truppen groß, doch so einfach wollte sich Bürgermeister Jörg Rotter dem Sturm der Narren nicht ergeben, vertraute auf seine Unterstützer aus Magistrat und Verwaltung, in gut gefüllten Munitionslagern lagen zur Abwehr Gutsjer und Luftschlangen bereit. Doch alle Muskelspiele, alles Pochen auf Vergeblichkeit und auch die gute Laune der Verteidiger halfen nichts. Am Ende ging es dann doch so aus wie immer: Mit Pauken und Trompeten stürmte Rödermarks versammelte Narrenschaft das Rathaus. Der Bürgermeister hatte keine Chance gegen die auf dem Rathausplatz versammelte Schar. Auch seine engen Verbindungen zur Prinzlichen Hofgarde der Turngemeinde Ober-Roden halfen da nicht weiter. Im Gegenteil: Von seinen eigenen Gardekameraden wurde Rotter in Ketten aus dem Rathaus geführt, die Stadtkasse dem Prinzenpaar übergeben.
Hunderte von Fastnachtsfans hatten sich zuvor entlang der Zugstrecke, vor allem natürlich rund ums Rathaus und die Kulturhalle, an den phantasievoll kostümierten Fußgruppen, den Motivwagen und den Musikgruppen der örtlichen Vereine erfreut. Rund 1100 Rathausstürmer in 43 Gruppen waren auf den Beinen, vorneweg der Wagen mit dem TS-Elfer, am Ende das Prinzenpaar von der TG. Alleine die Gruppen der elf beteiligten Kitas brachten mehrere hundert Menschen auf die Beine – die Betreuungseinrichtungen aus Urberach und Ober-Roden hatten sich wieder auf einen gemeinsamen Fastnachtseinsatz verständigt. Und dann wogte auf dem Rathausplatz ein buntes Narrenmeer, das in die „Oweroure-Helau“-Rufe fröhlich einstimmte.
Höhepunkt war das traditionelle Streitgespräch zwischen Bürgermeister Rotter und den Sitzungspräsidenten Sascha Reisert (TG) und Max Auth (TS), die unmissverständlich und unterstützt von Hunderten von Kehlen die Kapitulation der Verwaltung forderten: „Die Kass’ geb her, die Tür mach uff!“ Eine Zeitlang wehrte sich Rotter noch, doch schließlich musste er eingestehen: „Da unne uff de Stroß‘ die Übermacht ist doch zu groß!“ Rotter ergab sich, Prinz Flo I. und Prinzessin Leena II. empfingen ihn unten auf dem Rathausplatz und ließen Gnade vor Recht ergehen. Der von seinen Ketten befreite Rathauschef wurde geherzt und geküsst, ließ Amt Amt sein und machte mit bei der fröhlichen Siegesfeier.