Dirk Oschmann hat ein Buch geschrieben, das für heftige Diskussionen sorgte: „Der Osten: eine westdeutsche Erfindung“ ist eine Streitschrift über den Osten und den Westen, über Identitäten und Identitätszuschreibungen, aber auch eine Suche nach Ursachen für fehlenden gesellschaftlichen Zusammenhalt. Ende Oktober musste die in Rödermark geplante Lesung mit dem Leipziger Literaturprofessor krankheitsbedingt kurzfristig abgesagt werden. Ein Nachholtermin steht nun fest: Am Dienstag, dem 30. Januar, wird Oschmann ab 19 Uhr in der Kelterscheune in Urberach aus seinem Werk lesen. Anschließend wird das Publikum dazu eingeladen, mit dem Leipziger Germanisten zu diskutieren.
Oschmanns Schrift zu einer längst überfälligen Diskussion hebt sich durch ihren Stil von den üblichen Beiträgen zum deutsch-deutschen Verhältnis ab. Lob und Kritik erntete er für seinen Perspektivenwechsel: Statt wie gewöhnlich „die (wahlweise populistisch, rassistisch, verarmt, undemokratisch etc. dargestellten) Ossis“ zu beleuchten, lenkt er den Fokus auf den sich selbstüberhöhenden Westen und dessen Konstruktion des Ostens. Er beschreibt, welche gravierenden Folgen es hat, wenn Ostdeutsche pauschal abgewertet und ihnen Eigenschaften wie ein mangelndes Demokratieverständnis, tendenzieller Rassismus oder die Nähe zu Verschwörungstheorien unterstellt werden.
Zu Beginn der Veranstaltung gibt Oschmann Einblicke in seine Streitschrift. Anschließend leitet der Politikjournalist Fabian Scheuermann das Podiumsgespräch mit dem Autor. Dabei sollen die von Oschmann aufgezeigten Aspekte der westlichen Konstruktionen beleuchtet und debattiert werden. Konstruktion von Identitäten, kulturelle, soziale und politische Zuschreibungen – was macht dies mit den jeweiligen Gruppen im Osten und mit den Zugewanderten?
Stichworte in diesem Zusammenhang sind „Ausgrenzung und Selbstausgrenzung“, „Stolpersteine und Hürden für die soziale Integration von Individuen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt“. Wie können wir bezüglich der kulturell und historisch gewachsenen Vielfalt der Gesellschaft einen für alle Gruppen inklusiven Diskurs führen?
Dirk Oschmann, geboren 1967 in Gotha, ist Professor für Neuere deutsche Literatur an der Universität Leipzig. Fabian Scheuermann hat Publizistik, Politikwissenschaft und Anglistik studiert und arbeitet als Redakteur und Reporter bei der Frankfurter Rundschau. Die Veranstaltung ist eine Kooperation der Bibliotheken im Kreis Offenbach mit dem Integrationsbüro des Kreises Offenbach.
Karten sind im Vorverkauf bei Frankfurt Ticket RheinMain für 15 Euro sowie an der Abendkasse für 17 Euro erhältlich. Achtung: Die für den ursprünglichen Termin gekauften Tickets besitzen keine Gültigkeit mehr. Die Kosten werden über die jeweilige Vorverkaufsstelle zurückerstattet.