Buchvorstellung: Philipp Wolf (Hg.), Transhumanismus, Posthumanismus und neue Technologien (Leipzig: Leipziger Universitätsverlag, 2020)
Im November 2019 konnte in der Kulturhalle Ober-Roden ein sehr erfolgreiches, von der Stadt Rödermark und der Nell-Breuning-Schule veranstaltetes Symposium zum Thema „Der ‚Neue Mensch‘ – Biotechnologie, Künstliche Intelligenz und die Frage nach dem guten Leben“ stattfinden. Es war die neunte in einer Reihe von Veranstaltungen, die sich unterschiedlichen, aber immer hochbrisanten Themen widmeten. Es gehört zur Tradition dieser Symposien, dass die Vorträge ihren Niederschlag in einem wissenschaftlichen Buch eines renommierten Verlages finden. So ist auch in diesem Jahr wieder ein repräsentativer, hochaktueller und vorbildlich editierter Band mit dem Titel „Transhumanismus, Posthumanismus und neue Technologien“ entstanden.
Das Buch wurde von Prof. Dr. Philipp Wolf herausgegeben, der auch eine ausführliche und kritische Einleitung verfasste. Prof. Wolf war bis zum Sommer Lehrer an der Nell-Breuning-Schule und vertritt aktuell eine Professur am Institut für Anglistik der Universität Gießen. Die internationalen und namhaften Autoren des Bandes kommen aus der Philosophie, der Theologie, der Physik, den Rechtswissenschaften und Sportwissenschaften. Bürgermeister Jörg Rotter, Schulleiterin Christine Döbert und Oberstufenleiterin Barbara Kühnl haben jeweils Grußworte beigesteuert.
Es ist das erklärte Ziel des Transhumanismus, dass sich der ‚neue‘ Mensch aus seiner Abhängigkeit von der Natur befreie und sich ganz selbst bestimme. Tatsächlich scheint die Substitution einer natürlichen darwinischen durch eine künstliche technologische Evolution nicht mehr ganz abwegig. In den vergangenen drei Jahrzehnten gab es tiefgreifende Entwicklungen in den Bio-, Lebens- und Neurowissenschaften, der Informationstechnologie sowie der molekularen Nanotechnologie. Künstliche Intelligenzen, die auf neuronalen und rekursiven Netzwerken aufbauen, sind in der Lage, eigenständig zu lernen und sich an ihre Umwelt anzupassen. Selbstfahrende Autos oder humanoide Roboter sind in einer fortgeschrittenen Entwicklungsphase. Neue molekularbiologische Verfahren des „genome editings“ erlauben gezielte Modifikationen des menschlichen Erbguts. Insbesondere durch die Kombination von KI-Hardware und biologischer „wetware“ ergeben sich ungeahnte Möglichkeiten zu einer qualitativen Veränderung des Homo sapiens. CRISPR/Cas9 oder Chipimplantate werden nicht allein zu Heilzwecken eingesetzt werden, sondern zur Optimierung und zum „Enhancement“ des „alten“ Menschen.
Die Beiträge dieses Bandes können sowohl dem Transhumanismus, dem kritischen Posthumanismus als auch einem Technik- oder Biopragmatismus zugeordnet werden. Die Bandbreite der fachlichen Orientierung spiegelt die Vielfalt der Aspekte und Dimensionen wider, die mit den Themen Biotechnologie, Leistungsoptimierung und Künstliche Intelligenz verknüpft sind. Es werden moralische, technische oder rechtliche Konsequenzen beschrieben, es wird aber auch auf Wege hingewiesen, auf denen – mit den neuen Technologien – ein gelingendes und gutes Leben rechtlich und moralisch beschritten werden kann.
Der Inhalt im Detail:
Danksagung III
Grußwort
BÜRGERMEISTER JÖRG ROTTER V
Grußwort
CHRISTINE DÖBERT UND BARBARA KÜHNL VII
I. Einleitung
Über die Unvermeidbarkeit der Modernisierung. Oder
warum wir uns mit Transhumanismus und neuen
Technologien beschäftigen müssen: Neue Perspektiven
und alte Vorbehalte
PHILIPP WOLF 1
II. Beiträge
Konvergenz von Trans- und kritischem Posthumanismus
Wege zum Übermenschen
STEFAN LORENZ SORGNER 39
Auslaufmodell Mensch? Wie die künstliche Intelligenz
das Schicksal der Menschheit beeinflusst
BERND VOWINKEL 59
Transhumanismus und der Glaube an Gott
BENEDIKT PAUL GÖCKE 97
Could Artificial General Intelligence Be an End-in-Itself?
BENEDIKT PAUL GÖCKE 121
Humanismus, Post- und Trans
STEFAN HERBRECHTER 143
Von der anpassenden Veränderung des Körpers bis zur
Universalisierung des körperlichen
Leistungsvergleichs im Sport
FRANZ BOCKRATH 157
Autonome Systeme, künstliche Intelligenz und Roboter.
Eine Orientierung aus strafrechtlicher Perspektive
ERIC HILGENDORF 179
Die Debatte um die neuen Möglichkeiten der Gentherapie
– eine ethische Sicht
DIETER BIRNBACHER 197
Muße in posthumanen Zeiten
Sven Helbig und das nicht-totalitäre Gesamtkunstwerk
STEFAN LORENZ SORGNER 213
Die Autoren