Den Kleinsten ein Dach über dem Kopf bieten

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Benefizabend in der Kulturhalle erbrachte mehr als 15.000 Euro, mit denen eine Container-Kita im Erdbebengebiet errichtet werden soll

Kunstschaffende aus den Sparten Musik, Schauspiel und Kabarett sorgten für gute Unterhaltung, Redner für Informationen und Erdung, ein Büfett mit türkischen Spezialitäten war für die extralange Pause vorbereitet. Das Ganze hatte einen großartigen Benefiz-Effekt, von dem kleine Menschen in der Erdbebenregion auf eine rödermarkspezifische Weise profitieren werden. Mindestens 15.000 Euro kamen dank einer großen gemeinschaftlichen Anstrengung vieler Beteiligter am vergangenen Freitag (24.) bei einer mit rund 300 Gästen sehr gut besuchten Wohltätigkeitsveranstaltung in der Kulturhalle zusammen.

Schnell, effizient und möglichst unbürokratisch Hilfe leisten: Getreu dieser Maxime wurde im Hinblick auf den Benefizabend an einem Strang gezogen. Die Stadt Rödermark, der Deutsch-Türkische Freundschaftsverein (DTF), der Hekimhaner-, Kozdere- und Igdir-Verein sowie das Theater Nedelmann stemmten die Organisation gemeinsam. Ebenso effizient und unbürokratisch sollen die Einnahmen und mögliche künftige Spenden und Benefizerlöse verwendet werden. Wie, das verriet Hidir Karademir, SPD-Stadtverordneter und prominenter Kopf der türkischstämmigen Bürgerinnen und Bürger in der Stadt, nach der Pause. In einer Kreisstadt nahe Hekimhan, die zu 85 Prozent zerstört ist, sollen zwei Container aufgestellt werden, die übergangsweise als Kindertagesstätte dienen. Ihr Name steht schon fest: „Kita Rödermark-Hekimhan“. Aus der Region und der Stadt Hekimhan am Rande des Erdbebengebietes stammen die meisten der Rödermärkerinnen und Rödermärker mit Wurzeln in der Türkei. Mit Hekimhan ist Rödermark deshalb seit langem freundschaftlich verbunden, eine Städtepartnerschaft sei nicht ausgeschlossen, so Bürgermeister Jörg Rotter in seinem Grußwort. „Wir werden den ganz Kleinen ein Dach über dem Kopf bieten können!“

„Wir wollten unbedingt ein Projekt für Kinder in Angriff nehmen“, berichtete Karademir. „Und wenn die Container dort, wo sie aufgestellt werden, nicht mehr benötigt werden, können sie in anderen Kommunen, wo es keine Kindergärten gibt, ihren Zweck erfüllen. Wir werden dafür sorgen, dass wir und unsere Vertrauensleute vor Ort immer die volle Kontrolle über die Verwendung der Spendengelder behalten. Das Geld wird erst überwiesen, wenn die Container stehen.“

An die mehr als 50.000 Toten und die Millionen Menschen, die obdachlos geworden sind, hatten zu Beginn Bürgermeister Rotter und Selver Erol, die Integrationsbeauftragte des Kreises, erinnert. Beide wiesen aber auch auf die große Welle der Hilfsbereitschaft hin. „Diese Katastrophe hat das Beste in vielen hervorgebracht: Über alle sonst oft so strikt trennenden Grenzen von Religion, Kultur oder Politik hinweg haben sich die Menschen in ganz Europa mit ihren Mitmenschen in der vom Erdbeben betroffenen Region solidarisiert“, sagte Rotter. „Sie, liebe Gäste, zeigen schon durch ihr Erscheinen – und natürlich den Obolus, den sie entrichtet haben – dass Ihnen die Menschen im Erdbebengebiet am Herzen liegen. Für ihr Erscheinen bedanke ich mich sehr herzlich.“ Seinen Dank richtete Rotter auch an die Organisatoren und „natürlich“ an die Kunstschaffenden. Zum Schluss seiner Begrüßungsansprache verlas er einen Dankesbrief seines Hekimhaner Amtskollegen Turan Karadağ, der gerne gekommen wäre, aber seinen Posten derzeit nicht verlassen darf.

Viele Akteure, die sich schon Ende Februar beim Benefizabend im Wohnzimmertheater von Oliver und Friederike Nedelmann in den Dienst der guten Sache gestellt haben, waren auch diesmal wieder dabei. „Bei aller Schwere haben sie uns doch damals mit ein wenig Leichtigkeit im Herzen in die Nacht entlassen“, erinnerte sich der Bürgermeister. Sein Wunsch, dass dies auch an diesem Abend so sein möge, ging in Erfüllung.

Die Kabarettisten Volker Heymann, Jörg Becker und ganz am Ende des von Oliver Nedelmann und Tamer Cavus in zwei Sprachen moderierten Abends Henni Nachtsheim machten deutlich, dass man an so einem Abend lachen darf. Für befreites Lachen sorgten auch die kurzen Szenen, die Oliver Nedelmann mit Sina Zastrow und Carolin Henning zum Abend beitrug, und der Auftritt der Autorin Christiane Lotz, die aber auch ernstere Töne anschlug. Wechselnde Besetzungen, neue Ensembles, ein breitgefächertes Spektrum – dafür war die Musikerfraktion gut: die „Benefiz All Star Band“ mit Francisco Hitzel und Andrea Fröhlich, Marcella Hagenauer, Roland Ulatowski, Johannes Kunze und Peter Osterwold, Reinhold Franz gesellte sich dazu und trat zudem im Saxofon-Duo mit Corinna Lang auf. Klassisches hatte das Bläser-Quartett „Eben!Holz“ mitgebracht. Für berührende Momente und große Kunst aus der Türkei standen ein Trio mit Ezgi, Haydar und Tamer Cavus sowie Sahin Celik und Kubilay Calcali, die von ihren Künstlerkollegen ganz am Ende sogar zu einer Zugabe auf die Bühne gebeten wurden.

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