„Wir haben die Tragödien des Ersten und Zweiten Weltkrieges vor Augen, doch wir sehen zugleich, wie das fatale Muster von militärischem Überfall, Konfrontation, Leid und Tod auch heute, in unserer Gegenwart, die internationalen Schlagzeilen bestimmt. Wir erleben, wie die globalen Konflikte auch hier in unserer Gesellschaft zu Spannungen führen. Jahr für Jahr beklagen wir nun schon diese unheilvolle Entwicklung. Und wir erkennen, dass wir im Kampf gegen Intoleranz, Hass und blinde Gefolgschaft nicht nachlassen dürfen, auch wenn uns diese Sisyphus-Arbeit ungemein fordert und manchmal auch erschöpft. Eine Aufgabe, der wir uns als Demokraten tagtäglich neu stellen müssen.“
So klangen die Kernsätze von Bürgermeister Jörg Rotter, als auf dem Friedhof Ober-Roden die diesjährige Gedenkveranstaltung anlässlich des Volkstrauertages zelebriert wurde. Die Stadt Rödermark, der VdK, die örtlichen Kirchengemeinden sowie Vertreter aus Zivilgesellschaft und Vereinswelt erinnerten gemeinsam an die Opfer von Gewaltherrschaft, Krieg und Vertreibung.
Auch 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges bleibe sie schwierig und herausfordernd: Die Frage, wie Lehren aus der Vergangenheit mit den drängenden Herausforderungen einer wachsenden geopolitischen Konfrontation im Hier und Jetzt in Einklang zu bringen seien. Dieser Tenor, auf einer argumentativen Wellenlänge mit dem Bürgermeister, durchzog die Ansprache des Vorsitzenden des VdK-Ortsverbandes Ober-Roden, Bernd Koop. Er warnte vor einem Erstarken des Begriffs „Recht des Stärkeren“ – und vor Resignation in Anbetracht vermeintlicher Übermacht, die einzelne Akteure der internationalen Staatengemeinschaft für sich beanspruchten.
Pfarrerin Eva Lawrenz von der evangelischen Kirchengemeinde Rödermark zitierte den Theologen und NS-Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer (1906-1945). Dieser habe die Notwendigkeit, „dem Rad in die Speichen zu fallen“, als kollektive Verpflichtung im Kampf gegen Unrecht und Unterdrückung eindrucksvoll formuliert.
Mit der traditionellen Kranzniederlegung am Mahnmal vor der Trauerhalle klang die Zeremonie aus. Für musikalische Untermalung sorgten der Chor „Edelvoices“ und ein Bläserensemble des Musikvereins Viktoria 08 Ober-Roden.
Foto 2: Kranzniederlegung am Mahnmal für die Opfer von Gewalt, Krieg und Vertreibung. Pfarrerin Eva Lawrenz, Bürgermeister Jörg Rotter und Bernd Koop, der Vorsitzende des VdK-Ortsverbandes Ober-Roden (im Vordergrund, von links), hatten zuvor Ansprachen in der Trauerhalle des Friedhofs an der Kapellenstraße gehalten.






