Ein Mammutprojekt haben die Rödermärker Stadtverordneten während ihrer Sitzung am Dienstag dieser Woche einstimmig auf den Weg gebracht: Auf dem Gelände des Feuerwehrstützpunkts an der Kapellenstraße wird im Zeitraum von 2022 bis 2026 das Domizil der Lösch- und Rettungsspezialisten in drei Bauabschnitten umfangreich renoviert, teilweise neu zugeschnitten und erweitert werden. Im geplanten Anbau, für den die Kommunalen Betriebe (KBR) eine entsprechende Konzeption erarbeitet haben, werden künftig auch die Bediensteten des kommunalen Fachbereichs für Öffentliche Ordnung tätig sein. Bemerkenswert ist das veranschlagte Investitionsvolumen von 9,4 Millionen Euro, eine gewaltige „Hausnummer“, außergewöhnlich für Rödermark.
Mit Hilfe von Finanzmitteln aus dem Rücklagen-Topf der KBR soll die Herkulesaufgabe nach Angaben von Bürgermeister Jörg Rotter gestemmt werden. Von einer sinnvollen Kombination der artverwandten Bereiche Brandschutz und Sicherheit spricht der Verwaltungschef. Seine Einschätzung: „Alle Beteiligten werden von dieser neuen Struktur profitieren. Wir schaffen Synergien, bringen Mensch und Material an zentraler Stelle zusammen. Das bedeutet auch, dass wir uns im Hinblick auf die Betriebskosten effizienter und schlagkräftiger aufstellen."
Stadtbrandinspektor Herbert Weber macht beim Rundgang durch den 1995 eingeweihten Gebäude-Komplex deutlich, dass die Ausgangslage paradox anmutet. „Wir haben hier ein Riesenhaus, aber trotzdem fehlt irgendwie an allen Ecken und Enden der Platz.“ Denn schließlich haben sich die Bedingungen, Vorgaben und Standards im zurückliegenden Jahrzehnt stark verändert. Über eine florierende Kinder- und Jugendfeuerwehr mit derzeit rund 70 Jungen und Mädchen freuen sich die „Blauröcke“ in Ober-Roden. Der Trend hin zu mehr weiblichen Einsatzkräften erhält somit weiteren Auftrieb. Doch zugleich wachsen die räumlichen und technischen Herausforderungen, die gemeistert werden müssen, um mit der Entwicklung Schritt zu halten.
Mehr Fläche für die getrennten Umkleide- und Sanitärräume sowie neue Anforderungen beim Thema „Hygiene und Arbeitsschutz“, wenn beispielsweise vom Hantieren mit Atemschutzmasken und verschmutzter Einsatzkleidung im sogenannten „Schwarz-Bereich“ die Rede ist: All diese Dinge haben Weber und seine Kollegen intensiv vor Augen. „Es kommt eins zum anderen. Eine neue Schlauchwäsche ist bereits in der Mache“, erläutert der ranghöchste Feuerwehrmann der Stadt, unabhängig vom großen Investitionspaket, über dessen Zustandekommen nun alsbald die Stadtverordneten zu befinden haben.
Herzstück der geplanten Neugestaltung ist ein Anbau, der im vorderen Bereich Richtung Kapellenstraße andocken soll. Dort wegfallende Parkplätze, so die Vorgabe, werden auf einem Geländestreifen Richtung Sporthalle ersetzt. Es geht darum, Fläche freizuschaufeln für den Verwaltungstrakt der Zukunft. Hier haben die KBR-Planer die Einsatzzentrale der Feuerwehr und die Büros der kommunalen Ordnungsbehörde in einem Drei-Etagen-Bau in direkter Nachbarschaft zusammengeführt. Der Konzeption zufolge wird Platz für rund 20 Bedienstete geschaffen. Auch die Ordnungspolizei mit ihren Fahrzeugen und der „Schutzmann vor Ort“ sollen künftig an der Kapellenstraße beheimatet sein und von dort zu ihren Einsätzen starten.
Ein wichtiger Aspekt aus Sicht des Bürgermeisters: Mit der wachsenden Stützpunktwache, die ihre markante Struktur mit der großen Fahrzeughalle und dem Turm bewahre, aber zugleich einen Quantensprung in Sachen „Funktionalität“ beschere, werde der örtliche Brandschutzbedarfs- und Entwicklungsplan weiter abgearbeitet. Nachdem im Feuerwehrhaus am Urberacher Festplatz in den zurückliegenden Jahren dringend erforderliche Modernisierungsarbeiten erfolgt seien, könne und müsse nun auch in Ober-Roden der schon seit langer Zeit angedachte Schritt nach vorn erfolgen.
Dabei, so Rotter, sei der angestrebte Umzug der Ordnungsbehörde auch unter städtebaulichen Aspekten von Vorteil. Denn das derzeit genutzte Gebäude des ehemaligen Sozialrathauses an der Konrad-Adenauer-Straße in Urberach müsse leider als „energetisch am Ende“ eingestuft werden. Eine Modernisierung komme nicht mehr in Frage. Werde das Haus in nicht allzu ferner Zukunft abgerissen, so biete sich in Kombination mit benachbarten Grundstücken, auf die sich die Stadt den Zugriff gesichert habe (Bachgasse 6 und ehemaliger „Schützenhof“), die Möglichkeit einer attraktiven Neugestaltung. Just dieses Herzstück der Ortsmitte würde massiv gewinnen, wenn ein dazu passendes Investorenprojekt zustande käme, ist sich der Bürgermeister sicher. Sein Fazit: Komme der Um- und Neubau auf dem Feuerwehrgelände in Ober-Roden zustande, so könne nicht nur dort, sondern auch im Urberacher Zentrum ein ziemlich großes Rad gedreht werden.