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Voraus-Helfer: In Rödermark werden Menschen mit medizinischem Sachverstand für schnelle Einsätze in Notfall-Situationen gesucht

Jede, aber auch wirklich jede Minute zählt, wenn Notfallpatienten in kritischen oder gar lebensbedrohlichen Situationen auf schnelle Hilfe angewiesen sind. Bei einem Kreislaufstillstand kommt die Blutzirkulation zum Erliegen. Dieser Zustand ist ein Notfall, da er nur für einen kurzen Zeitraum reversibel ist und durch eine Reanimation aufgehoben werden kann.

Deshalb ist es immens wichtig, so schnell wie möglich eine Herzdruckmassage durchzuführen, möglicherweise auch die Betätigung eines Defibrillators, falls ein solches Gerät in unmittelbarer Nähe greifbar ist. Jede Minute ohne Sauerstoff birgt ein höheres Risiko für dauerhafte Gehirnschädigungen. Nach fünf Minuten sind sie voraussichtlich schwer. Mehr als zehn Minuten Sauerstoffmangel überlebt das Gehirn in der Regel nicht und der Hirntod tritt ein.

Im Jahr 2022 vergingen im Durchschnitt etwa sieben Minuten bis zum Eintreffen des Rettungswagens. Folglich muss just diese Zeitspanne durch Ersthelfer mit entsprechenden Maßnahmen überbrückt werden. Und nun kann sich jeder selbst die Frage stellen: Mein letzter Erste-Hilfe-Kurs? Wie lang ist das denn her?

Auf all diese Fakten macht eine Plakat- und Werbe-Aktion sehr deutlich aufmerksam. Drei Ausrufezeichen unterstreichen den Stellenwert, den sogenannte Voraus-Helfer für Menschen in kritischem Zustand haben können. Bürgermeister Jörg Rotter, Stadtbrandinspektor Herbert Weber und Holger Schneider, der stellvertretende Vorsitzende des DRK Ober-Roden, haben die Poster dieser Tage vorgestellt und damit signalisiert: Rödermark ist dabei, wenn es darum geht, Mitstreiter für die Kampagne zu gewinnen.

Das Voraus-Helfer-System sieht im Kreis Offenbach vor, dass die potenziellen Lebensretter durch die Zentrale Leitstelle Dietzenbach bei Stichwörtern wie „bewusstlose Person“ oder „laufende Reanimation“ parallel zum Rettungsdienst mit alarmiert werden. Sanitäter, Krankenschwestern, Ärzte und andere medizinisch geschulte Menschen dürfen sich als mögliche Mitstreiter angesprochen fühlen. Nach der Registrierung folgen eine Online-Schulung und ein Reanimations-Training in Dietzenbach beim Team ERD (Eigenbetrieb Rettungsdienst des Kreises Offenbach).

„Ich hoffe, dass das erstmalige Werben um solche Helfer auf ehrenamtlicher Basis in unserer Stadt auf gute Resonanz stößt. Es ist ein Zeichen der Mitmenschlichkeit und der gelebten Solidarität, wenn man bei Notfällen derart wertvolle Hilfe leistet“, verdeutlicht der Bürgermeister.

Rotter, Weber und Schneider trafen sich im Foyer des Rathauses Ober-Roden, wo – analog zur Verwaltungszentrale in Urberach – ein Defibrillator für schnelles Handeln bei Herzstillstand zur Verfügung steht. Sie machten auf den organisatorischen Ablauf in derlei Situationen aufmerksam. Wer sich als Voraus-Helfer registrieren lässt, wird per Smartphone über dringenden Bedarf in seiner näheren Umgebung informiert. Wohlgemerkt: Im Ernstfall, wenn Unterstützung und Rettung angesagt sind.

Wichtig zu wissen: Menschen, die auf diesem Wege kontaktiert werden, entscheiden selbst, ob sie gerade in der Lage sind, schnell zu helfen. Ein engmaschiges Netz von Rettern in spe erhöht die Chance auf rasches Eingreifen in akut schwierigen Lagen.

Wer zur genannten Zielgruppe zählt und das Plakat im Stadtgebiet sieht, kann einen QR-Code scannen und sich näher informieren. Möglich ist auch eine direkte Kontaktaufnahme mit dem Stadtbrandinspektor (infofeuerwehr-ober-roden.de), seinem Rot-Kreuz-Kollegen (holger.schneiderdrk-of.team) oder mit dem erwähnten ERD (Voraus-Helfererd-kreis-of.de).

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Stadtbrandinspektor Herbert Weber (v. l.), der stellvertretende Vorsitzende des DRK Ober-Roden, Holger Schneider, und Bürgermeister Jörg Rotter.
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