Blühwiesen gegen das Insektensterben

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Ökologische Grünflächengestaltung war das Thema der Bürgerversammlung - Anschließende Fragestunde stand vor allem im Zeichen von Verkehrsthemen

Mit einer Vielzahl von Informationen zur Grünflächengestaltung im Stadtgebiet wartete Dr. Eva Distler bei der Bürgerversammlung in der vergangenen Woche in der Kulturhalle auf. Unter dem Stichwort „Natur in die Stadt“ machte die Diplom-Biologin, die bereits mehrere Projekte dieser Art in Rödermark federführend betreut hat, deutlich, dass eine ökologische Aufwertung von öffentlichen Grünflächen auch in einem eng besiedelten Stadtgebiet möglich ist. Und dies sei auch dringend geboten angesichts von Klimawandel und Insektensterben. Die anschließende Fragestunde stand vor allem im Zeichen von Verkehrsthemen.

Die Parksituation in einem Wohngebiet, mehr Kontrollen, Verkehrslärm, die viel diskutierte Kreisellösung für die Kipferl-Kreuzung, Raser in Waldacker, Radwege, die Notwendigkeit von Straßensanierungen, die missliche Hängepartie für die Anwohner nach der nicht ordnungsgemäß ausgeführten Sanierung der Dockendorffstraße, die Straßenreinigungspflicht, außerdem eine missglückte Bienenwiese am Bahnhof Urberach, durstige Bäume, die Umgestaltung des Parks am Entenweiher, Photovoltaikanlagen auf öffentlichen Gebäuden – darum ging es in den Fragen, die zur Sitzung eingereicht worden waren, und auch in den Beiträgen am Saalmikrofon. Bürgermeister Jörg Rotter und Erste Stadträtin antworteten ausführlich, gaben Hintergrundinformationen und Hinweise zu Rechtsvorschriften, die beachtet werden müssen, was den Bürgern oft aber nicht bewusst ist.

Kindergärten müssten keine laubfreien Zonen sein, Blühflächen auf den Friedhöfen könnten die Besucher erfreuen, Spielplätze müssten nicht Golfplätzen ähneln, das sogenannte „Straßenbegleitgrün“ nicht alle vier Wochen gemäht werden, weil es oft aus Blühpflanzen besteht, die es auf intensiv bewirtschafteten Wiesen nicht mehr gibt – inklusive einer Vielzahl davon lebender Insekten. Dass dies möglich sei, habe Dr. Eva Distler als planende Fachfrau für die Aktion „Blühendes Südhessen“ des gemeinnützigen Entega-Natur-Pur-Instituts „auch bei uns in Rödermark“ bewiesen. Stadtverordnetenvorsteher Sven Sulzmann stellte die Referentin vor. Und Distler sprach auch über die Blühwiesen, die unter ihrer Anleitung entstanden sind.

Im Frühjahr 2021 und dann noch einmal im Herbst 2022 wurden auf fünf städtischen Grundstücken Wildblumenwiesen und Beete mit heimischen Wildstauden angelegt. Wie diese Wiesen einen Beitrag zur Artenvielfalt leisten, welche Möglichkeiten es für Biodiversität im Siedlungsraum gibt, welche Aspekte bei Anpflanzungen im öffentlichen Raum von besonderer Bedeutung sind, was jeder und jede Einzelne auf seinem eigenen Grund und Boden tun kann – das erläuterte die Biologin mit Fotos und Tabellen. Dies sei eine bittere Notwendigkeit, das Insektensterben eine wissenschaftlich belegte Tatsache. „Wir haben ein riesiges Problem!“ Die Ursachen für den Artenverlust seien „menschengemacht“ – Stichworte: Überdüngung, Pestizide, Flächenverbrauch, dramatischer Rückgang von Ödland, Heide und Moor.

Distler warb dafür, auch im privaten Umfeld nicht mehr so oft zu mähen (einmal im Juni, einmal im Spätherbst) und beim Rasenmäher eine höhere Schnitthöhe einzustellen, das Laub und Grünschnitt länger zwischen den Stauden und Gehölzen liegen zu lassen, möglichst auch Totholz in ruhigen Ecken des Gartens für kleineres Getier ansammeln, abgeblühte Flächen bis ins Frühjahr stehen zu lassen, aus ordentlichen Grünflächen mit Forsythien, Geranien oder Astern Blühwiesen zu machen. Tipps in Sachen Saatgut und Pflanzenkauf für mehr insektenfreundliche Natur im eigenen Garten hatte Distler zum Schluss ihres Vortrags natürlich auch parat.

 

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