Bis September funkeln noch die Perlen

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Bald Endspurt beim Rödermärker Kultursommer

Allmählich biegt er auf die Zielgerade ein: Die Rede ist vom Rödermärker Kultursommer, der dem Publikum auf diversen Freiluft-Bühnen schon viel Schönes, Kurzweiliges und Anspruchsvolles in Sachen Musik, Theater, Kabarett und Open-Air-Kino beschert hat. Bis Mitte September bietet sich noch Gelegenheit, die eine oder andere Perle zu entdecken. Das Programm lässt – auch dank finanzieller Förderung seitens der Stadt – keinerlei Wünsche offen. Doch während sich die Qualität durchweg im grünen Bereich einpendelt, gibt es bei der Quantität manchmal Luft nach oben. Im Klartext: Der Zuspruch bei den einzelnen Veranstaltungen verdient nach Ansicht der führenden Köpfe von Dinjerhof, Jazzclub, Alternatives Zentrum (AZ) und Theater & Nedelmann, die den Reigen gemeinsam organisieren, hin und wieder das Prädikat „ausbaufähig“.

Als kürzlich das Darmstädter Duo „Kabbaratz“ im Dinjerhof gastierte, scharte sich ein vergleichsweise kleines Auditorium um die Bühne. Rund 25 Gäste zählte das AZ, das Evelyn Wendler und Peter Hoffmann seit einer gefühlten Ewigkeit alljährlich zur satirischen Weihnachtsnummer nach Rödermark einlädt. „Ich find’s so schön, wenn der Baum brennt“, verkündet das Tandem dann stets augenzwinkernd. Diesmal nun: Ein Sommerauftritt unter freiem Himmel. Unter dem Titel „Anna log – die wahre Geschichte“ wurde zum Streifzug durch zwei Welten geblasen. Die Zeit ohne und die Zeit mit Internet beleuchteten Wendler und Hoffmann aus verschiedenen Blickwinkeln, ohne dabei in platte „Früher war alles besser“-Romantik abzugleiten.

Denn ganz gleich, ob die Menschheit nun gerade analog oder digital ihre Kreise ziehe: Wichtig sei ein wacher und kritischer Geist, der die Dinge hinterfrage. Aber gerade daran, so der „Kabbaratz“-Befund, habe eigentlich schon immer ein eklatanter Mangel geherrscht. Freilich: Heutzutage seien die Defizite beim Stichwort „Hirnschmalz“ womöglich noch stärker ausgeprägt als im Leben vor dem virtuellen Overkill. Das Digitale liefere jedenfalls „für den Hass eine viel bessere Infrastruktur als das Analoge“. Und eben dieses verstaubte Letztgenannte, witzelt das Bühnenpaar in Rentner-Pose, sei mittlerweile extrem bedroht. Denn merke: „Die virtuelle Schlange frisst die analoge Lebenszeit.“

Zu denjenigen, die im Publikum mitlachen und -klatschen, zählt beim Auftritt der spitzen Zungen aus Südhessen auch der AZ-Vorsitzende Lothar Rickert. Jetzt, da gut zwei Drittel der Kultursommer-Wegstrecke absolviert sind, klingt seine Zwischenbilanz wie folgt: Ja, ganz sicher, viele wunderbare Momente habe das Rödermärker Kaleidoskop des Jahres 2022 zu bieten. Doch bei der Frage, warum manche Programmpunkte nur bedingt zugkräftig seien, tappten er und seine Kollegen von den anderen Vereinen und Institutionen ein wenig im Dunkeln. Eine Mischung aus teilweise anhaltender Corona-Lähmung und aufkeimender Inflations- und Krisenangst zeige offenbar Wirkung. Für die Kulturszene, so Rickerts Einschätzung, seien all diese Vorzeichen eine große Herausforderung. Es sei und bleibe schwierig, Programme zu planen und wirtschaftliche Kalkulationen im Lot zu halten.

Apropos: Verlässlich geplant und fix terminiert ist der Kultursommer-Endspurt. Noch viele interessante Zusammenkünfte sind im Kalender vorgemerkt. So begrüßt beispielsweise das AZ am Sonntag, 14. August, die Rock-Cover-Kultband „The Gypsys“ im Dinjerhof. Der Jazzclub freut sich auf ein Gastspiel der IKS Big Band am 26. August, während die Dinjerhof-Freunde einem Konzert der Rodgau Jazz Big Band am 4. September erwartungsfroh entgegenblicken. Auch für das „große Gebläse“ hat die urige Hofreite im Ober-Rodener Ortskern ein stimmiges Podium und Ambiente zu bieten.

Beim Nedelmann’schen Wohnzimmer-Theater stehen die Revuen „Wetten dass…“ und „Das Sommerfest“ auf dem Spielplan, ehe schließlich am 11. September in der Kelterscheune in Urberach ein Sahnehäubchen der besonderen Art auf die Sommertorte gedrückt wird. Theater, Lesung, Poetry-Slam und markante Klänge: Diesen Mix präsentiert RAUM, der Rödermärker Autoren- und Musikerkreis.

Im Internet gibt es die komplette Programm-Übersicht: www.kultursommer-rödermark.de.

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