Das Interesse an lokaler Kunst und Geschichte wächst beständig. Und seit vergangenem Samstag gibt es in Rödermark eine neue Möglichkeit, die Stadt zu entdecken und das Wissen über Natur, Kunst und Geschichte zu entwickeln und zu vertiefen. Im ganzen Stadtgebiet stößt man auf 56 kleine Schilder mit QR-Code, die auf markante Punkte der Stadtgeschichte oder auf Kunstwerke hinweisen. Scannt man den QR-Code mit dem Smartphone, wird man akustisch über den jeweiligen Ort informiert. „Ein Weg, der Kunst und Geschichte auf diese Weise erfahrbar macht, ist ein im Rhein-Main-Gebiet einzigartiges Projekt“ zeigte sich Bürgermeister Jörg Rotter am Samstagnachmittag bei der kleinen Feier zur Einweihung vor dem Töpfermuseum stolz auf die neue Attraktion. „Der Magistrat konnte dieses wunderbare Projekt aber nur verwirklichen, weil zwei Expertinnen bereit waren, ihr umfangreiches Wissen zu teilen: Patricia Lips, Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins und Sylvia Baumer, Vorsitzende des Vereins Kunst in Rödermark (KiR). Oliver Nedelmann, hat den Auftrag des Magistrats zuverlässig, pünktlich und mit Leidenschaft umgesetzt hat. Ihnen allen gilt mein Dank.“
Die Idee zur Entwicklung des Projekts eines Kunst- und Geschichtspfads brachte Bürgermeister Rotter vergangenes Jahr ein. Im Dezember beauftragte der Magistrat Oliver Nedelmann mit der Ausarbeitung. Dieser wiederum konnte auf umfangreiche Vorarbeiten Rödermärker Vereine und Initiativen zurückgreifen: Der Heimat- und Geschichtsverein (HGV) hat für jeden Ortsteil historisch fundierte und sehr unterhaltsame Rundgänge ausgearbeitet, die auf der Vereinshomepage (www.hgv1979-roedermark.de) zu finden sind. Der Verein Kunst in Rödermark (KiR) hatte im vergangenen Jahr die Skulpturen in Rödermark auf dem Skulpturenpfad zusammengefasst.
Im Juni wurde bei der Vorstellung des Projekts ein Wettbewerb zur Namensfindung ausgerufen. Aus den 57 Vorschlägen, die von 24 Bürgerinnen und Bürgern eingegangen waren, wählte der Magistrat den Vorschlag des Ehepaars Elfriede und Werner Gensert: „Oan Weesch“, zu hochdeutsch also der eine Weg. Bürgermeister Jörg Rotter überreichte ihnen bei der Feier am Samstagabend zum Dank eine Ausgabe des Bildbands „Rödermark gestern und heute“, den der HGV kürzlich veröffentlicht hatte.
Dass Kunst, Kultur und Geschichte schon immer zusammengehören, betonte Patricia Lips in ihrem Grußwort. Kunst und Kultur reflektierten auch immer die Geschichte „vor Ort“. Dies, so die Bundestagesabgeordnete, sei bei den gemeinsamen Vorarbeiten für den Pfad und dem gemeinsamen Begehen der Strecke immer wieder deutlich geworden. Auch Sylvia Baumer wies darauf hin, dass viele der Kunstwerke in Rödermark neben dem künstlerischen auch einen historischen Aspekt abbildeten - sei es Erinnerung an Flucht und Vertreibung wie mit dem Tschonopler Denkmal oder die bronzene Gans am Gänseeck, die auf die frühere Nutzung hinweist. „Mit dem Kunst- und Geschichtspfad wird so etwas beschrieben, dass es schon lange gab, aber bisher noch nicht als Einheit erkannt und wahrgenommen wurde.“ Auf dem einen Weg, dem „Oan Weesch“, findet so zusammen, was zusammengehört: ein Weg für Kunst, Kultur und Geschichte Rödermarks.
Zu einer kurzen Stippvisite in lokale Geschichte und Geschichten luden bei der Übergabe auch Friederike und Oliver Nedelmann, die in einer Szene aus ihrem Stück „Mer pagge des“, Willy Brandt als Ehrengast zur Feierlichkeit mitbrachten. Bei der Enthüllung der Tafel Nr. 41 am Töpfermuseum hieß es dann sogleich „Ton ab“ und der QR-Code wurde direkt getestet. Die Audiodatei, die vom historischen Hintergrund des Töpfermuseums berichtet, feierte Premiere. Musikalisch passend untermalt wurde die Einweihung von den Rodauschiffern unter anderem mit dem Rodaulied und der Urberach-Hymne „Unser Orwisch“.
Eine Karte mit Übersicht über alle Punkte findet sich online auf der Website www.oan-weesch.de sowie im neuerschienenen Flyer, der in den städtischen Einrichtungen erhältlich ist. Online sind auch alle Audiodateien zu den einzelnen Punkten bequem an PC oder Smartphone zuhause nachhörbar.