Die Menschen in Rödermark sollten beim Thema „Altkleider-Verwertung“ auch weiterhin die insgesamt 47 Sammelcontainer im Stadtgebiet nutzen, nach Möglichkeit den Rot-Kreuz-Kleiderladen an der Frankfurter Straße in Ober-Roden noch stärker frequentieren und über ihr eigenes Konsumverhalten nachdenken: Diesen Dreiklang wünschen sich die Wertstoff-Experten der Kommunalen Betriebe (KBR), denn es geht aktuell darum, eine neue EU-Richtlinie, die zu Jahresbeginn in Kraft getreten ist, möglichst pragmatisch und alltagstauglich umzusetzen.
Die Vorgabe besagt, dass ausrangierte Kleidungsstücke sowie Bettwäsche und andere Stoffabfälle nicht mehr in der Restmülltonne entsorgt werden dürfen. Die Deutsche Kleiderstiftung empfiehlt jedoch, verschlissene und verdreckte oder gar kontaminierte Alttextilien wie gewohnt mit dem Restabfall abtransportieren zu lassen. „Sauber sammeln“ lautet auch künftig die Maxime. Denn schließlich, und in dieser Betrachtung sind sich die mit der Materie vertrauten Fachleute bundesweit weitgehend einig, verfüge Deutschland im Vergleich mit anderen europäischen Staaten über ein gut aufgebautes Verwertungssystem mit Depotcontainern.
Rund zwei Drittel der Altkleider landen zwischen Flensburg und Garmisch in den Sammelbehältern. Zirka 90 Prozent des Materials kann als Secondhand-Kleidung oder als Recycling-Rohstoff für Putzlappen und Dämmstoffe wiederverwendet werden. Auch in Rödermark ist dieser Kreislauf seit vielen Jahren etabliert. Drei gemeinnützige Organisationen (Rotes Kreuz, Kolping und Johanniter) leeren an 22 Standorten im Stadtgebiet die eingangs erwähnten 47 Container regelmäßig.
Es wäre unsinnig und kontraproduktiv, dieses System, das im vergangenen Jahr in der Stadt zwischen Bulau und Breidert rund 220 Tonnen gesammelte Altkleider und -schuhe verbucht hat, mit dem Einwurf völlig unbrauchbarer Altstoffe aus der Balance zu bringen. Deshalb, so die KBR-Marschroute, werde die Kommune nicht in eigener Regie ergänzend oder gar alternativ ein neues Räderwerk in Sachen „Erfassung und Verwertung“ aufbauen.
Allerdings, und darauf machen die Fachleute des städtischen Eigenbetriebs ausdrücklich aufmerksam, sollten die Konsumenten ihr Verhalten rund um das Stichwort „Ressourcenschonung“ kritisch hinterfragen. Eine Unsitte sei beispielsweise das Deponieren von Tüten mit Altkleidern neben den Containern. Werde das Material nämlich durchnässt, so sei es schlussendlich für das angestrebte Recycling unbrauchbar. Deshalb: Immer darauf achten, dass die Stoffe tatsächlich in die Behälter eingeworfen werden. Und nicht aus Bequemlichkeit, weil der Container möglicherweise gerade seine Kapazitätsgrenze erreicht hat, umschwenken auf die Variante „schneller Abwurf nebenan“.
Parallel zur nötigen Sammeldisziplin sollten grundsätzliche Aspekte beleuchtet werden. Massenproduktion, Wegwerfgesellschaft, globale Schieflage unter ökologischen und sozialen Aspekten: An all diese Phänomene erinnern die Sachverständigen des KBR. Ihr Hinweis: „Rund 60 Kleidungsstücke kaufen die Konsumenten in Deutschland im Schnitt pro Kopf und Jahr. 40 Prozent der Kleidung wird nach Recherchen des Bundesumweltministeriums nie oder nur selten getragen. Die Produktion und der Kauf von schnelllebiger Billigmode (‚Fast Fashion‘), in der häufig gesundheitsgefährdende Chemikalien schlummern, haben sich seit der Jahrtausendwende mehr als verdoppelt. Die Tendenz: Weiter steigend, mit massiv schädlichen Auswirkungen für Mensch und Umwelt.“
Ob in Rödermark oder andernorts: Jeder einzelne Verbraucher könne mit der nötigen Sensibilität einen Beitrag zur Eindämmung der Problematik leisten. Beim Einkauf verstärkt auf den Kosten-Nutzen-Aspekt und auf Qualitätssiegel achten. Außerdem die Optionen „mehr Nähen/Aufarbeiten“ und „gute Second-Hand-Ware tragen“ häufiger in Betracht ziehen. „Der DRK-Laden im Ober-Röder Ortskern ist auf jeden Fall eine interessante Anlaufstation, die noch mehr Zulauf verdient hat“, heißt es in den Reihen der KBR.
All die genannten Puzzleteile und das Kriterium „Verantwortung der Hersteller“ sind von Bedeutung, wenn Vorgaben wie die besagte EU-Richtlinie die erhoffte Wirkung im Hinblick auf Umweltschutz und fairen Handel entfalten sollen. Ein Tipp für alle, die mehr wissen möchten: Viele Informationen zur Thematik finden sich im Internet bei einer Schlagwortsuche rund um den Begriff „Umweltbundesamt/Bekleidung“.