Die Baggerschaufel mit ihren scharfen Zähnen krallt sich resolut in den Schornstein. Es staubt, es knirscht und knackt. Dann stürzt ein Teil des Daches mit Ziegeln und Holzbalken zu Boden, während der Mann am Steuerhebel der Maschine schon den nächsten Biss ins Mauerwerk anpeilt. So wurden in der zurückliegenden Woche im Ober-Röder Ortskern relativ zügig brachliegende Tatsachen geschaffen. Die beiden Häuser – Dieburger Straße 29 und 31 – an der Einmündung zur Kulturhalle sind nunmehr Geschichte.
Sie haben Platz gemacht für einen städtebaulichen Verschiebebahnhof, der die Optik und den funktionalen Wert des Kulturhallen-Vorplatzes markant verändern wird. Teil 1 des Puzzles: Dort, wo das ehemalige Domizil des Vereins „Kunst in Rödermark“ und das Nachbargebäude gefallen sind, soll ein neuer Parkplatz für die benachbarte Volksbank angelegt werden.
Im Gegenzug stellt das Kreditinstitut seine derzeitigen Parkplätze neben dem Ex-Feuerwehrhaus zur Verfügung, damit auch dort die Marschroute „Abriss und Neugestaltung“ umgesetzt werden kann. Sobald das frühere Spritzenhaus, in dem bis Ende 2024 das Jugendzentrum beheimatet war, zusammen mit der angrenzenden Fläche dem Erdboden gleichgemacht ist, kann das Projekt „Alte Wache“ verwirklicht werden.
In der Stadtverordnetenversammlung sind im Herbst vorigen Jahres die Weichen für das ehrgeizige Vorhaben gestellt worden. Eine Investitionssumme von 8,8 Millionen Euro wurde veranschlagt. Mit im Boot, was die Planung und künftige Nutzung betrifft, ist der Kreis Offenbach in seiner Funktion als Träger der Trinkbornschule. Der städtische Anteil an der Finanzierung beläuft sich laut Grundsatzbeschluss auf zirka 3,8 Millionen Euro.
Der Neubau wird mit einer Gesamt-Nutzfläche von gut 1.400 Quadratmetern ausreichend Platz für die Schulkindbetreuung und die Mensa der Trinkbornschule bieten. Für rund 400 Kinder sind Möglichkeiten der Verköstigung, Beaufsichtigung und pädagogischen Anleitung vorgesehen, nur ein paar Schritte vom Schulhof entfernt.
Dabei ist das Thema „Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung im Grundschulbereich ab 2026“ eine entscheidende Triebfeder. Etappenweise soll die Platzgarantie für die Klassen 1 bis 4 eingeführt werden.
Dafür schaffen der Kreis und die Stadt mit der „Alten Wache“ die räumlichen Voraussetzungen, was die Schulkinder in Ober-Roden anbelangt. Eine weitere Komponente: Der Komplex soll auch drei multifunktional nutzbare Räume für soziale Zwecke beherbergen. Vereine, Seniorenzirkel und andere Gruppen, die das gesellschaftliche Leben in Rödermark bereichern, werden dort ein Podium finden. So erklärt sich der Baggereinsatz an der Dieburger Straße: Altes weicht, damit Neues reifen kann.