„20 Jahre konkrete Nächstenliebe!“

|   Aktuelles

Zum Jubiläum des Rödermärker Brotkorbs werden die ehrenamtlichen Teammitglieder gefeiert – Festredner hoffen, die Initiative möge überflüssig werden

Wenn alle Festredner dem Jubilar wünschen, er möge überflüssig werden; wenn diejenigen, die sich in dieser Initiative ehrenamtlich engagieren, die leise Hoffnung hegen, dies eines Tages nicht mehr tun zu müssen; und wenn dieser Wunsch im Jubiläumsgottesdienst selbst Gott mit einer Fürbitte vorgetragen wird: dann kann es sich nur um den „Rödermärker Brotkorb“ handeln. Am vergangenen Samstag ist das 20-jährige Bestehen der segensreichen Einrichtung, die von allen Rödermärker Kirchengemeinden getragen wird, gefeiert worden: Mit einem Gottesdienst in der Petruskirche und anschließend im Gemeindehaus nebenan, dort, wo materiell bedürftige Menschen mit Lebensmitteln für kleines Geld unterstützt werden.

Der Dank aller Gratulanten galt natürlich den rund 35 Frauen und Männern, die für den Brotkorb aktuell im Einsatz sind, die Lebensmittel auf Spendenbasis besorgen, um damit einmal pro Woche die Ausgabe-Aktion zu organisieren. „Wir feiern weniger das Jubiläum dieser Einrichtung, die dringender gebraucht wird denn je, sondern diese Menschen, die sich engagieren“, betonte Pastor Jens Bertram von der Freien evangelischen Gemeinde, der gemeinsam mit der katholischen Gemeindereferentin Tanja Bechtloff den akademischen Teil der Feier moderierte. Im großen Gemeindesaal begrüßte er einige der Initiatoren, Ehemalige, Wegbegleiter und Ehrengäste aus Politik und Stadtgesellschaft.

Eine „kleine Gruppe, die Bedarf hatte, und eine kleine Gruppe, die half“ – beides sei im Laufe der Jahre erheblich gewachsen, sagte die Vorsitzende des Kirchenvorstands, Erika Neudert. Was den Brotkorb immer ausgezeichnet habe, sei das große Engagement der Ehrenamtlichen und die breite Unterstützung aus der Bürgerschaft. Ingeborg Strasser, Mitbegründerin und viele Jahre das Gesicht der ökumenischen Initiative, berichtete von den Anfängen. Mit der Umstellung der Sozialhilfe auf das Hartz-IV-System seien viele Menschen in Not geraten. Hilfe war angesagt. „Dass es den Brotkorb nach 20 Jahren immer noch gibt, hätten wir damals nicht gedacht.“

Eva Lawrenz, die neue Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Rödermark, freute sich, gleich zu Beginn ihrer Tätigkeit ein solches Jubiläum begleiten zu können. Der Brotkorb sei mehr als eine Lebensmittelausgabe: „Bei den wöchentlichen Terminen hat man Zeit für Gespräche, stets ein offenes Ohr für die Klienten. Man gibt den bedürftigen Menschen das Gefühl, wahrgenommen zu werden.“

In jeder Stadt des Kreises gebe es eine Tafel oder Einrichtungen wie den Brotkorb“, berichtete Carsten Müller, seit 20 Jahren Sozialdezernent des Kreises. „Alle haben klein angefangen, überall ist die Zahl derer gestiegen, die sich hier mit Lebensmitteln versorgen müssen. Ein Zeichen für eine Schieflage in der Gesellschaft.“ Den Aktiven dankte er für „eine ganz große Leistung“. Einen Dankeschön-Scheck hatte er auch mitgebracht.

„Ohne den Brotkorb wäre die ganze Stadt ärmer, die Verwaltung wäre aufgeschmissen. Wir könnten das gar nicht stemmen“, sagte Bürgermeister Jörg Rotter. „20 Jahre Ehrenamt für die Gesellschaft, 20 Jahre konkrete Nächstenliebe – das ist wirklich ein starkes Stück Rödermark. Denjenigen, die so tatkräftig anpacken, die sich hier zusammenfinden und Gutes tun, gebührt Respekt und große Anerkennung. Zudem ist das bei uns in Rödermark gelebte Ökumene.“ Aus seinen Verfügungsmitteln der Sparkasse Dieburg stellte der Bürgermeister dem Brotkorb 500 Euro zur Verfügung. Als Major der Prinzlichen Hofgarde der TG-Karnevalisten kündigte er eine Spende von närrisch aufgerundeten 777 Euro aus dem Verkauf der Fastnachts-Pins während der diesjährigen Kampagne an.

Für die Lions gratulierte der Vorsitzende Dr. Ulrich Wasmer, der auch die sozialen Aktivitäten des Clubs seit vielen Jahren koordiniert, für die Fraktionen im Stadtparlament Michael Gensert (CDU), Reimund Butz (AL) und Tobias Kruger (FDP).

Helga Hassdenteufel, bei der die organisatorischen Fäden für den Brotkorb zusammenlaufen, richtete zum Schluss ihren Blick auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft: „Dank denen, die begonnen haben, die den Brotkorb all die Jahre getragen haben. Danke dem heutigen Team: denen, die an der Ausgabe stehen, aber auch den vielen Helfern hinter den Kulissen, von denen viele gar nicht wissen, dass es sie gibt. Ich hoffe, dass wir weiterhin so unterstützt werden wie in den vergangenen 20 Jahren, aber auch, dass wir in 20 Jahren nicht mehr hier stehen müssen.“

Gut 90 Menschen sind beim Brotkorb als direkte Abholer verzeichnet. Somit wird ein Empfängerkreis von mehreren hundert Personen erreicht, wenn man die Köpfe aller Familien zählt. Das zeigt, dass der Brotkorb im sozialen Gefüge der Stadt eine wichtige, stützende Funktion erfüllt. Die Ausgabe der Lebensmittel erfolgt donnerstags von 15.30 bis etwa 17 Uhr. Anerkannt Bedürftige zahlen hierfür einen symbolischen Obolus von 1 Euro. Hierzu ist die Vorlage eines Berechtigungsscheins (Rödermark-Pass) erforderlich. Dieser wird vom Sozialen Dienst der Stadt Rödermark ausgestellt.

 

Zurück
Dankeschön per Fingerabdruck: Eine nette Aktion während des Gottesdienstes.
Pfarrerin Eva Lawrenz (rechts) und die Kirchenvorstandsvorsitzende Erika Neudert.
Kreisbeigeordneter Carsten Müller gratuliert Helga Hassdenteufel.
Ingeborg Strasser erinnerte an die Anfänge.
Bürgermeister Jörg Rotter hat Brotkorb-oordinatorin Helga Hassdenteufel zum Jubiläum einen Scheck mitgebracht.
Der Lions-Club-Vorsitzende Dr. Ulrich Wasner.
Pastor Jens Bertram, Tanja Bechtloff und Helga Hassdenteufel.
Back to Top