Die europäische Wasserrahmenrichtlinie gibt vor, alle Gewässer in einen „guten ökologischen“ und „guten chemischen Zustand“ zu bringen. Diese Vorgabe wäre am besten zu erfüllen, indem man den Bächen und Flüssen den Raum gibt, den sie brauchen. Die Rodau hat nur schwaches Gefälle. Ohne menschliche Einflüsse würde sie durch eine Auenlandschaft mäandrieren. Neben den positiven Auswirkungen auf den Hochwasserschutz (siehe Tafel 13) hätte ein natürlicher Flussverlauf auch einen erheblichen positiven Einfluss auf die Biodiversität. Der Verlust der Biodiversität ist neben dem Klimawandel eines der größten Probleme des 21. Jahrhunderts.
Gerade der Abschnitt zwischen dem Neubaugebiet an der Rodau und der Kläranlage böte sich für eine weitere Renaturierung an, führen doch in diesem Abschnitt keinerlei Wege entlang der Rodau.
Renaturierung kann dabei auf 2 Arten stattfinden: als aktive Renaturierung (siehe z.B. Tafel 10 am Oberwiesenweg) oder aber als passive, natürliche Renaturierung. Bei dem hier betrachteten knapp 500 m langen Flussabschnitt grenzen die Wiesen- und Ackerfluren direkt an den Fluss. Die heute geltenden mindestens 10 Meter Entwicklungsraum auf jeder Flussseite gibt es hier nicht. Es grenzen 67 verschiedene Flurparzellen an die Rodau. Für eine Renaturierung müsste jeder der 67 Eigentümer sein Einverständnis erklären und bestenfalls ein Teil seines Grundstücks abtreten.
Deshalb hat man sich hier gegen eine aktive Renaturierung entschieden.
Denn die Rodau ist ihrerseits nicht untätig, sie arbeitet ständig an ihrem Bett. Gerade in den Bereichen ohne befestigende Uferbepflanzungen lassen Starkregenereignisse immer wieder Teile der Uferbefestigungen abbrechen, bilden einen Wall, der den Fluss zur Kurvenbildung zwingt.
In jeder neuen Kurve nagt der Fluss weiter an seinem Bett. Bereits 2019 war daher in diesem Teilbereich eine beginnende Mäandrierung deutlich zu erkennen. Das Flussbett der Rodau hat sich an der breitesten Stelle bereits auf 13 Meter verbreitert. Lässt man die Rodau sich weiter selbst entwickeln, wird nach rund 50 Jahren hier wieder ein halbwegs natürlicher Flussverlauf entstanden sein.