Ohne Burschen, aber mit „lebendem“ Kerbbaum

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Oweräirer Kerb 2022: Wetterglück, fröhliche Menschen, Traditionen, Innovationen, Mundart und Musik

Wieder einmal Glück mit dem Kerbwetter, fröhliche Menschen, gut gepflegte Traditionen, Innovationen und Angebote für alle Generationen – nach zwei entbehrungsreichen Corona-Jahren konnte im Ober-Röder Ortskern zwischen Mortsche, Dinjer-Hof und Rathaus endlich wieder Kerb gefeiert werden. Klassiker wie die Ausgrabung und die Beerdigung der Kerb markierten Anfang und Ende der Festtage – und dazwischen passierte eine ganze Menge. 

Begonnen hatte das viertägige Fest wieder mit der Kerbausgrabung und einem anschließenden Mundartabend: Bis auf den letzten Platz gefüllt war der Dinjerhof bei der Wiederaufnahme des Kerbtheaters: Mit der ersten Episode „s‘ Kerbklaad“ aus den Federn von Heinrich Gotta und Adam Reisert begann der Reigen wieder von vorn. Sketche, Lieder und Gedichte rund um den Oweräirer Dialekt, dargeboten von zahlreichen einschlägig bekannten Akteuren, rundeten das Abendprogramm ab. Vorher war dem Sarg die Kerbpuppe Heinz entstiegen. Neue Kerbburschen oder gar -mädchen, die man hätte einschwören können, gab es aber nicht. So redeten die Ehemaligen Michi Reisert und Maurice Gotta eben mit Phantomburschen.

Neue Quetschebäumchen wurden am Samstag im Quetschewäldchen hinter dem TG-Sportplatz gepflanzt, gestiftet von den Eltern des Kerbvereinsnachwuchses Lilly Weiland und Karla Zerling. Danach ging es zum Aufstellen des Kerbbaums auf dem Marktplatz. Nach „Werbeblöcken“ für Kerbborsche-Nachwuchs und den Besuch des anschließenden Kerbgottesdienstes musste Moderator Thomas Wolf vom Kerbverein bekennen: „Doch des Joar gibt’s kaan Berkebaum, mer lebe einen neuen Traum!“ Vor die Bühne gerollt wurde ein Bäumchen, das zwar erst lange nach der Kerb, aber dafür viele Jahre Früchte tragen kann: ein kerzengerader Speierling, der an der „Spalt-Tablette“ unter der Triftbrücke eingepflanzt wird – mit Hilfe des Naturschutzbundes, der auch beim Aussuchen geholfen hatte.

Seiner Kerbaufgabe entledigte sich danach Bürgermeister Rotter beim Bieranstich mit Bravour. Ein einziger Schlag, und das Bier aus dem Freibier-Fass konnte fließen. Gute Gründe, den Samstagabend gemeinsam mit vielen anderen auf der Kerb zu verbringen, lieferten beispielsweise die Bands „Schock Aus!“ und „VIVI“ beim Après-Ski-Komitee im ehemaligen Germania-Zelt an der Frankfurter Straße vor der Kirche, und auch im Dinjerhof standen die Kerbgäste schon wieder für Pfalzwein und Mispelchen an.

Ohne Kerbborsche – das ging zum Kerbspruch am Sonntag natürlich doch nicht. Thomas Gotta, Pressewart des Kerbvereins, schlüpfte in die Rolle des Kerbvadders – „das ist mir eine große Ehre!“; hoch auf dem Wagen wurde er begleitet von seinen Kameraden des 82/83er Jubiläums-Kerbborsche-Jahrgangs samt „Kind und Kegel“. Nach reichlich Werbung für das Kerbborsche-Amt griff er selbstverständlich eines der großen Rödermark-Themen des Jahres auf: den Radio-FFH-Friedensschluss am Messenhäuser Kapellchen. Seine Meinung: „Mer fühle uns an irgendwelche Verspreche nit gebunne, zum Friedeschließe mit Orwisch hätt´s de bei uns koan gefunne. Mer sache es hier deutlich, ihr Leut, leider des Utze mit Orwisch, des geht immer weiter! Aber eines des is mir und alle hier wischtisch, dass jeder die Sach auch versteht ach werklich rischtisch: Die Utzerei des is immer en Spass, des hat gor nix zu dun mit Feindselischkeit un Hass!“ Weitere Themen: Fußball „im Ort“ mit spöttischem Blick auf Abstiege von Viktoria und KSV, die endlich eröffnete Bahnhofsgaststätte, das preisgekrönte „Dorfgasthaus Mortsche“, die Erderwärmung, das gelungene Weinfest und die Ortskernsanierung. Auch ein Nachruf auf den vor wenigen Wochen verstorbenen Schausteller Peter Stein, dessen man „voller Dankbarkeit“ gedenke, fehlte nicht.

Danach war Zeit für Kaffee und Kuchen, unter anderem beim Après-Ski-Komitee, wo Bürgermeister Jörg Rotter Riwwelkuche zugunsten der städtischen Ukraine-Hilfe verkaufte – immerhin 110 Stück à 3 Euro gingen über den Tresen.

Am Montag traf man sich traditionell zum Frühschoppen in den Zelten, Höfen und auf dem Marktplatz. Manche blieben gleich bis zum Abend. Die Kerb 2022 ging dann ganz traditionell zu Ende: am Gleisdreieck wurde sie beerdigt; die Kerbbopp musste dort wie immer den Feuertod sterben.

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