„Erinnern, Haltung zeigen und Zukunft gemeinsam gestalten“

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Gedenkveranstaltung am 9. November hat an Opfer des NS-Terrors erinnert und eine „nach vorn gerichtete Frage“ beleuchtet

„Es gibt bei uns in Rödermark keine Rückschau im luftleeren Raum. Es gibt kein Erinnern an jüdische Menschen und andere Opfer der NS-Diktatur, das in einem erstarrten Ritual abgespult wird. Nein, ganz im Gegenteil. Es gibt bei uns in Rödermark eine lebendige Erinnerungskultur mit ganz vielen Facetten und Bezügen zur Gegenwart. Eine Erinnerungskultur mit unterschiedlichen Veranstaltungen, querbeet verstreut über den Jahreskalender. Und entscheidend bei alledem: Es gibt eine Erinnerungskultur, die immer die zentrale, nach vorn gerichtete Frage mitdenkt – und eben diese Frage offensiv stellt: Wie wollen und müssen wir uns als soziale Gemeinschaft aufstellen, um unser Leben in Demokratie, Freiheit und Menschenwürde zu bewahren und zu sichern?“

Mit dieser Kernbotschaft hat Bürgermeister Jörg Rotter am vergangenen Sonntag am Gedenkort an der Bahnhofstraße in Urberach deutlich gemacht, dass aus seiner Sicht immer ein Dreiklang mit der Rückschau auf die Ereignisse rund um die Pogromnacht am 9. November 1938 verknüpft sein sollte. „Erinnern, Haltung zeigen und die Zukunft gemeinsam gestalten“: Dafür müsse man couragiert seine Stimme erheben, um dem drohenden Aufkeimen von Hass, Menschenverachtung und Terror im gesellschaftlichen Diskurs die Stirn zu bieten. Das, so Rotters Tenor, sei wahrlich eine Lehre aus der deutschen Geschichte.

Den Part der historischen Einordnung, heruntergebrochen auf die lokalen Gegebenheiten vor 87 Jahren, übernahm die stellvertretende Stadtverordnetenvorsteherin Brigitte Beldermann. Denunziation, Plünderung, Gewalt und Vertreibung: Der ideologische Wahn der nationalsozialistischen Barbarei habe auch in Urberach und Ober-Roden „verlorene Nachbarn“ zur Folge gehabt, gab Beldermann zu bedenken. Menschen verschwanden aus dem Alltag der damaligen Dorfgemeinschaften. Verstoßen wurden Erwachsene und Kinder, ihre Seelen, ihre Namen: Adler, Hecht, Katz und Strauß.

Brigitte Müller, Helmut Weckesser und Reinhard Stahn umrahmten die Gedenkveranstaltung, zu der sich rund 50 Teilnehmer eingefunden hatten, mit einfühlsam-getragenen Alphornklängen. Die Erste Stadträtin Andrea Schülner verabschiedete die Anwesenden und machte auf weitere, in Kürze anstehende Zusammenkünfte unter der Überschrift „Erinnerungskultur“ aufmerksam.

Am Sonntag, 16. November, wird ab 14 Uhr wird auf dem Gelände des ehemaligen NS-Strafgefangenenlagers im Rodgauer Stadtteil Rollwald die alljährlich wiederkehrende Gedenkfeier mit Ansprachen und musikalischer Umrahmung zelebriert.

Redebeiträge, Musik und geistliche Worte sind am 16. November im Anschluss ab 15.30 Uhr auch auf dem Friedhof in Ober-Roden zu hören. Das Programm der dortigen Veranstaltung anlässlich des Volkstrauertages gestalten der Musikverein Viktoria 08, die Formation „Edelvoices“, der VdK-Ortsverband und Pfarrerin Eva Lawrenz.  Am Dienstag, 18. November, werden Stolpersteine für fünf Euthanasie-Opfer aus Ober-Roden und Urberach verlegt. Der Künstler Gunter Demnig hat sein Kommen angekündigt. Mit seinen Arbeiten wird er um 15 Uhr in Urberach, Traminer Straße 85, beginnen.

Foto 1: Bürgermeister Jörg Rotter am Rednerpult, flankiert vom Leiter des städtischen Fachbereichs für Kultur und Sport, Thomas Mörsdorf, der Ersten Stadträtin Andrea Schülner und der stellvertretenden Stadtverordnetenvorsteherin Brigitte Beldermann (rechts).

Foto 2: Brigitte Müller, Helmut Weckesser und Reinhard Stahn umrahmten die Gedenkveranstaltung mit einfühlsam-getragenen Alphornklängen.

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