Blumen für Backkult à la Orwisch

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Stadt sagt Dankeschön: Wolfgang und Martina Löbig waren über Jahrzehnte hinweg ein Aushängeschild des Einzelhandels vor Ort

Das Sauerteigbrot, das man an der Bahnhofstraße in Urberach kaufen konnte, hatte einen geradezu legendären Ruf. Die leckeren Blechkuchen und Kaffeestückchen waren in aller Munde, in der Fastnachtszeit ging nichts ohne Kreppel – und zur Einstimmung auf Weihnachten durften Lebkuchen, Plätzchen und Stollen nicht fehlen. All das ist leider Geschichte, denn die Bäckerei Löbig hat vor fünf Monaten ihre Türen für immer geschlossen. Das Ende einer 263 Jahre alten Handwerkstradition, wohl einzigartig im Kreis Offenbach. Auch das Preis-Leistungs-Verhältnis suchte seinesgleichen.

„Wenn Leute aus Frankfurt bei uns vorbeikamen und etwas gekauft haben, wurde beim Bezahlen manchmal die Frage gestellt, ob sich die Bedienung denn nicht zu Ungunsten des Geschäfts verrechnet habe“, erinnert sich Bäckermeister Wolfgang Löbig lachend. Er, der ein halbes Jahrhundert lang den Betrieb mit Teig und Teilchen in Schwung hielt, blickt nun aus dem (Un-)Ruhestand zurück auf die Zeit in der Backstube und im Laden. Eine Institution war das, nur einen Steinwurf vom Orwischer Dalles entfernt.

Gemeinsam mit seiner Ehefrau Martina war Löbig kürzlich zu Gast im Rathaus Ober-Roden. Die beiden folgten einer Einladung von Bürgermeister Jörg Rotter, denn der wollte gemeinsam mit dem Leiter der städtischen Wirtschaftsförderung, Till Andrießen, „ganz einfach Danke sagen“. Danke für den erstklassigen Service, aber auch für die soziale Komponente: Dinge, die das Paar und seine Angestellten über einen unglaublich langen Zeitraum hinweg immer verlässlich im Blick hatten.

Denn der Bäckerladen in zentraler Lage sei ja letztendlich viel mehr als „nur“ ein Versorger für den täglichen Bedarf mit Lebensmitteln gewesen. Kontakte von Mensch zu Mensch, Austausch an der Vitrine mit all den schönen Auslagen, ein Stück Identität, ein vertrautes Refugium bei Besorgungen vor Ort: All diese Mosaiksteine hätten bei den Löbigs stimmig zueinander gefunden, betonten Rotter und Andrießen, ehe sie schließlich eine Urkunde und einen Blumenstrauß als Zeichen der Anerkennung überreichten.

Doch auch schöne Kapitel enden irgendwann. Und jetzt, so die Quintessenz beim angeregten Plaudern mit Rückschau und Ausblick, hätten eben die Pläne und Perspektiven des „dritten Lebensalters“ Priorität. Lesen, Spazierengehen und Wandern, Radfahren, Urlaube (gerne in den Partnerstädten Saalfelden und Tramin), Engagement für die Feuerwehr: All diese Steckenpferde stünden nun ganz oben auf der Agenda. Oder einfach mal gemütlich ausschlafen und die Füße hochlegen – nach tausenden von Nachtschichten zwischen Knetmaschine, Ofen und Backblech.

Das Fazit aus Sicht des Bürgermeisters: „Es sei euch von Herzen gegönnt. Aber vermissen tun wir sie trotzdem, die Sauerteigbrote, die Kreppel, die Kuchen – und nicht zuletzt die große Leidenschaft, mit der das Bäckerhandwerk an der Bahnhofstraße gelebt wurde.“

Foto: Anerkennung, Respekt und ein großes Dankeschön für ein Lebenswerk, das über Jahrzehnte hinweg dem Thema „Brot und vieles mehr“ gewidmet war, haben Bürgermeister Jörg Rotter und Till Andrießen (links), der Leiter der städtischen Wirtschaftsförderung, zum Ausdruck gebracht. Im Rathaus Ober-Roden gab es Blumen und eine Urkunde für Bäckermeister Wolfgang Löbig und dessen Ehefrau Martina.

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