Vom Urknall bis zur Frage nach Leben im All

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24. Rödermärker Hochschultag mit Prof. Andreas Burkart am 22. Oktober in der Kulturhalle

Wie konnte aus den Anfangsbedingungen des Urknalls vor 13,8 Milliarden Jahren nicht nur unser Universum, sondern auch das Leben auf der Erde entstehen? Sind wir allein im Universum? Oder ist die Entstehung von Leben unabdingbar und ein immer wieder stattfindender, natürlicher Prozess im All? Diesen Fragen widmet sich Prof. Andreas Burkert von der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität am Montag, dem 22. Oktober, ab 18.30 Uhr beim 24. Rödermärker Hochschultag von Nell-Breuning-Schule und Stadt Rödermark, der wieder von der Sparkasse Dieburg unterstützt wird.

Nach zwei Vorträgen im Jahre 2014, in denen der international renommierte Astrophysiker mit seinem wissenschaftlichen Entertainment und spektakulärem Bildmaterial die Besucher für die Astrophysik begeistern konnte, kommt er nun zu seinem dritten Gastspiel in die Kulturhalle. Die Europasonggruppe der NBS wird die Veranstaltung mit zwei eigenen Wissenschaftssongs eröffnen. Die Organisation des Hochschultags liegt in den Händen von Dr. Dietmar Herdt und Dr. Hanne Grünsteudel vom Fachbereich Physik der NBS.

Eine fundamentale und faszinierende Erkenntnis der modernen Astrophysik ist die Tatsache, dass die chemischen Elemente, aus denen Erde und Leben aufgebaut sind, in den Zentren massereicher Sterne produziert wurden. Am Ende ihrer Entwicklung explodieren diese Sterne als so genannte Supernovae und schleudern dabei die Bausteine der Planeten und des Lebens in das umgebende interstellare Gas, wo sich neue Sterne und nun auch Planeten bilden können. Es gibt inzwischen keinen Zweifel mehr: Alles basiert auf Sternenstaub. Die Entstehung von Sternenstaub in Galaxien wie unserer Milchstraße ist ein allgegenwärtiger Prozess. Dies, verbunden mit der Entdeckung von tausenden von Planetensystemen um andere Sterne, viele davon in habitablen Zonen, macht es sehr wahrscheinlich, dass es Leben auch anderswo im Universum gibt.

Aber das Leben auf einem Planeten ist immer zeitlich begrenzt. Unsere Sonne versorgt uns seit 4,5 Milliarden Jahren mit Energie. Ohne unseren Stern hätte auf der Erde kein Leben entstehen können. Spätestens nach weiteren 5 Milliarden Jahren wird unsere Sonne jedoch ausgebrannt sein. Sie wird explodieren und unser Sonnensystem und damit wohl auch die Menschheit wieder vernichten.

Astronomische Beobachtungen zeigen, dass so jedes Jahr irgendwo in unserer Milchstraße einige Sterne und Planetensysteme (vielleicht auch mit Leben) zerstört werden. Gleichzeitig entstehen aber jedes Jahr auch wieder an anderen Stellen in der Milchstraße einige neue Sterne und Planetensysteme, und damit wohl auch neues Leben. Die Menschheit ist Teil im kosmischen Zyklus von Werden und Vergehen. Doch mag die Erde nicht einzigartig im Kosmos sein, so ist sie doch einzigartig und alternativlos für das Leben und Überleben unserer Spezies.

Daraus ergeben sich weitere Fragen: Welche Konsequenzen haben diese Erkenntnisse der modernen Astronomie für unser modernes Weltbild und unsere Vorstellung über die Stellung des Menschen im All? Wie verändert dies die Beziehung des Menschen zur Erde? In welcher Weise haben diese Erkenntnisse Auswirkung auf das Bild von Erde und All? Welche kulturellen, ethischen und gesellschaftlichen Konsequenzen hätte die Entdeckung von außerirdischem Leben im All? In seinem multimedialen Vortrag versucht Prof. Burkart, Antworten darauf zu skizzieren.

In der Astrophysik ist die Suche nach bewohnbaren („habitablen“) Exoplaneten in vollem Gange. Erste Kandidaten für eine „zweite Erde“ wurden bereits vorgestellt – verbunden mit der Frage nach extraterrestrischen Formen von Leben und Intelligenz. In Zeiten des Klimawandels und der zunehmenden Gefahr einer Klimakatastrophe, aber auch wegen der Bedrohung durch Asteroiden, wird in den Medien für die ferne Zukunft auch über Szenarien für einen möglichen Exodus der Menschheit auf einen anderen Planeten spekuliert. Allerdings ist der nächstgelegene Exoplanet, der dafür möglicherweise in Frage käme, so unvorstellbar weit von uns entfernt, dass ein Raumschiff mehrere hundert Generationen unterwegs wäre.

Die Fortschritte in der Astronomie und der Raumfahrt eröffnen damit keine realistischen Alternativen zur Bewahrung des Lebensraumes Erde. Aus astrophysikalischer Sicht bleibt der Menschheit nichts anderes übrig, als sich auf ihrem Heimatplaneten zusammenzuraufen und in einer globalisierten Welt die notwendigen Schritte zur Klimarettung zu unternehmen.

Die Rödermärker Hochschultage werden gemeinsam von der Oswald-von-Nell-Breuning-Schule und der Stadt Rödermark veranstaltet. Mit ausgewählten wissenschaftlichen Themenkreisen soll der Dialog zwischen Hochschule, Schule und der interessierten Öffentlichkeit gefördert werden. Mit dem 24. Hochschultag wird die Reihe naturwissenschaftlicher und naturphilosophischer Vorträge fortgesetzt.

 

Zur Person:

Prof. Dr. Andreas Burkert, geb. 1959, ist Leiter des Lehrstuhls für Theoretische und Numerische Astrophysik an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Als theoretischer Astrophysiker befasst er sich mit numerischen Computersimulationen für die Entstehung und Entwicklung von Sternen und Galaxien. Dazu gehört auch die Erforschung der rätselhaften Dunklen Materie. Professor Burkert ist Fellow des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik und Mitglied der Europäischen Akademie der Künste und Wissenschaften. (Homepage von Prof. Burkert: www.usm.lmu.de/people/burkert)

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