Unbürokratische Hilfe in finanziellen Notsituationen

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Die Stiftung Rödermark hat eine bis ins 16. Jahrhundert zurückreichende Geschichte – Unternehmernetzwerk „Exusu“ überreichte Spende

„Finanzielle Notsituation“ ist das Stichwort: Ein „Hr. Sv. M.“ hat für den Kauf einer Fahrkarte 5,85 Euro erhalten, „Fam. S.“ 100 Euro für die Teilnahme eines Kindes an den Ferienspielen, „Herr K.“ ebenfalls 100 Euro für einen Deutschkurs; es gab Geldbeträge für Fahrkarten, Essen oder die Ausstellung eines Ausweises; mehrere Zuwendungen mit Beträgen zwischen 6 und100 Euro sind ohne nähere Angaben zur Art der Notlage vermerkt. Der größte Ausgabenposten sind die 2.500 Euro, mit denen jährlich die Arbeit der Alltagsdrogenberatung unterstützt wird. Ein städtischer Geldtopf für schnelle Hilfe ist die Stiftung Rödermark. Sie hat eine bis ins 16. Jahrhundert zurückreichende Geschichte. Wie die Stiftungserlöse im vergangenen Jahr verwendet wurden, das lässt sich dem Sozialbericht der städtischen Fachabteilung „Senioren, Sozialer Dienst“ unter der Überschrift „Kommunale Armutsprävention“ entnehmen.

Die Anzahl der zu unterstützenden Personen sei angestiegen, heißt es in dem Bericht der Leiterin der Sozialen Dienste, Katja Merten. In insgesamt 27 Fällen finanzieller Notlage half ihre Abteilung im Jahr 2016 mit Geldern aus der Stiftung – im Jahr zuvor waren es nur sechs gewesen. Ausgeschüttet wurde 2015 ein Betrag von 2.856 Euro inklusive der 2.500 Euro für die Rödermärker Drogenberatung, 2016 betrugen die Zuwendungen 4.063,05 Euro. Ein Grund für den Anstieg liegt laut Merten in der Unterstützung von Flüchtlingskindern und Kindern von sozial benachteiligten Familien bei Freizeit- bzw. Ferienaktivitäten, die nicht über andere Mittel finanziert werden könnten. Die Beträge des Bildungs- und Teilhabepaketes reichten oft nicht aus, um Ausschließungsprozesse zu verhindern. Hier greife im begründeten Einzelfall die Stiftung Rödermark. Finanzielle Notlagen von erwachsenen Personen ergäben sich im Regelfall im Wohnungslosenumfeld. „Personen stranden in Rödermark ohne Geld bzw. haben ihre Papiere verloren und benötigen eine Starthilfe, um wieder einen Ausweis beantragen zu können.“

Die Stiftung Rödermark geht zurück auf die so genannte „Ober-Rodener Spendung“ – ihr ist ein Eintrag auf „Wikipedia“ gewidmet. Demzufolge wurde die „Spendung“ von Reinhard von Hanau-Lichtenberg (1494–1537) mit seinem Testament errichtet. „Reinhard war ein nachgeborener Sohn des Grafen Philipp II. von Hanau-Lichtenberg und der Anna von Isenburg. Er war Domherr in Straßburg und Köln und Pfarrer in Ober-Roden. Die Stiftung nahm ihre Arbeit 1543 auf, als das Frankfurter Heilig-Geist-Spital zum Verwalter bestellt wurde und das Kapital, den Erlös aus dem Vermögen Reinhards von Hanau-Lichtenberg, übergeben bekam. Es handelte sich um eine Summe von mindestens 900 Gulden. Die Zinsen wurden an Arme in Ober-Roden und Kolbsheim im Elsass ausgeschüttet. Gemeinsam bestimmten der Pfarrer und die Spitze der weltlichen Obrigkeit in Ober-Roden – zunächst der gräfliche Schultheiß, in der Endzeit dann der Bürgermeister –, wer aus der Stiftung zu bedenken war.

Die Stiftung erfüllte ihren Zweck über mehrere hundert Jahre. Allerdings schwand das Kapital, und damit auch der Zinsertrag, zusehends. Nach der großen Inflation der 1920er Jahre waren nur noch 300 Reichsmark verblieben, und die jährlich zur Verfügung stehende Summe war unter 10 Reichsmark gesunken. 1937 erfolgte wohl die letzte Auszahlung. Anlässlich des 1200-jährigen Stadtjubiläums ließ die Stadt Rödermark die Stiftung im Jahre 1990 wieder aufleben. Das Frankfurter Heilig-Geist-Spital übergab dazu den Rest des Kapitals der alten Stiftung in Höhe von nun 300 Mark.“ Damit war an eine vernünftige Arbeit im Sinne der historischen Spendung natürlich nicht zu denken. Aber eine städtische Anschubfinanzierung und zahlreiche private Spenden ließen das Stiftungskapital im Laufe der Jahre erheblich anwachsen. Es beträgt heute genau 153.387,56 Euro – das ist der in Euro umgerechnete Höchstbetrag, den das Kapital laut Satzung umfassen darf. Seit dieser Höchstbetrag erreicht wurde, können neben den Zinserträgen alle Zustiftungen in voller Höhe für den Stiftungszweck verwendet werden.

„Ich bin sehr froh, dass es diese Stiftung gibt“, sagte Erster Stadtrat Jörg Rotter kürzlich bei einem Treffen des Rödermärker Unternehmernetzwerks „Exusu“. „Sie gibt uns die Möglichkeit, auf Notlagen bedürftiger Menschen schnell und unbürokratisch reagieren zu können. Dass das notwendig ist, zeigen die Zahlen des Sozialberichts. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um für unsere Stiftung zu werben. Spenden kommen direkt bei denen in unserer Stadt an, die wirklich Hilfe benötigen.“ Das war auch der Grund für die Exusu-Mitglieder, diesmal die Stiftung Rödermark mit einer guten Gabe zu bedenken: „333 Mäuse“, sprich Euro, hatte der Exusu-Nikolaus für die Stiftung in seinem Sack, den er Rotter überreichte. Der herzliche Dank des Ersten Stadtrats war ihm dafür gewiss.

Unter dem Dach Exusu treffen sich regional ansässige Unternehmer und Freiberufler alle zwei Wochen zum (sehr leckeren) Frühstück im Parkhotel und pflegen den aktiven Austausch. Es geht um Kooperation, Vorträge, gemeinsame Aktionen, also vor allem um Netzwerken, um das Pflegen und Ausbauen von Kontakten.

 

Foto: „333 Mäuse“, sprich Euro, hatte der Exusu-Nikolaus (Hannelore Pfeng-Kalbhenn) für die Stiftung Rödermark in seinem Sack, den er Erstem Stadtrat Jörg Rotter (2. v. l.) überreichte. Darüber freuten sich auch die Exusu-Mitglieder Daniela Gotta und Achim Hunzinger

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