Straßenfastnacht lockte Rödermark „uff die Gass“

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Der Angriff war lange angekündigt, die Übermacht der feindlichen Truppen groß, doch so einfach wollte sich Bürgermeister Roland Kern dem Sturm der Narren nicht ergeben. Eine feine Strategie für die Abwehr des Rathaussturms war ausgearbeitet worden. Der Rathauschef setzte dabei auf seine Beharrlichkeit: „Na unn?!“ prangte es in bunten Buchstaben am Ober-Röder Rathaus – in der Hoffnung, die närrischen Angreifer mit diesem ein wenig fatalistischen Schlachtruf verwirren zu können. Außerdem lagen in gut gefüllten Munitionslagern zur Abwehr Gutsjer und Luftschlangen bereit. Doch alles Selbstbewusstsein, alles Pochen auf Vergeblichkeit und auch die gute Laune der Verteidiger halfen nichts. Mit Pauken und Trompeten stürmte Rödermarks versammelte Narrenschaft das Rathaus. Trotz der Unterstützung durch Mitglieder des Magistrats, der Stadtverordnetenversammlung und Mitarbeiter der Stadtverwaltung hatte der Bürgermeister auch bei seinem letzten Versuch keine Chance gegen die auf dem Rathausplatz versammelte Narrenschar. In Ketten wurde er von der Prinzlichen Hofgarde der Turngemeinde Ober-Roden (TG) aus dem Rathaus geführt, die Stadtkasse dem Prinzenpaar übergeben.

Hunderte von Fastnachtsfans hatten sich zuvor bei idealem Fastnachtswetter entlang der Zugstrecke an den phantasievoll kostümierten Fußgruppen, den Motivwagen und den Musikgruppen der örtlichen Vereine erfreut. Insgesamt rund 1200 Rathausstürmer in 36 Gruppen waren auf den Beinen. Und dann wogte auf dem Rathausplatz ein buntes Narrenmeer, das in die „Oweroure-Helau“-Rufe fröhlich einstimmte. Höhepunkt war das Streitgespräch zwischen Bürgermeister Kern und den Sitzungspräsidenten Sascha Reisert (TG) und Thomas Gotta (TS), die unmissverständlich und unterstützt von hunderten von Kehlen die Kapitulation der Verwaltung forderten: „Die Kass’ geb her, die Tür mach uff!“ Eine Zeitlang wehrte sich der Rathauschef noch, doch schließlich musste er eingestehen: „Da unne uff de Stroß‘ die Übermacht ist doch zu groß!“ Kern ergab sich, Prinz Michael II. und Prinzessin Antje I. ließen Gnade vor Recht ergehen, und die fröhliche Siegesfeier auf dem Rathausplatz konnte losgehen.

In Ober-Roden gelang der Sturm, zwei Tage später gelang es ihm nicht, den Rosenmontagsumzug in Urberach aus dem Konzept zu bringen. „Bennet“ hatte ein Einsehen. So hatte es der Wetterdienst vorhergesagt, und nach dieser Auskunft der Meteorologen hatten die Organisatoren des KSV um Werner Popp und die Stadt gegen 12 Uhr die Entscheidung getroffen: Wir machen uns auf den Weg. Der Morgen war aber dennoch von hektischer Telefoniererei geprägt. Popp und die Elfer vom KSV riefen alle Teilnehmer an, die sich mit einem Wagen angemeldet hatten. Sturmanfällige Aufbauten mussten entfernt oder mit Extra-Schrauben verstärkt werden.

Als es dann losging, setzte zwar der Regen ein und hörte auch nicht mehr auf. Aber davon ließen sich die Orwischer Narren, ihre Gäste und die vielen Fastnachter am Straßenrand, die trotz der wenig verheißungsvollen Wetteraussichten gekommen waren, nicht die Laune verderben. Genauso farbenfroh und fröhlich, aber viel „friedlicher“ als am Samstag zog der närrische Lindwurm pünktlich durch die Straßen Urberachs. Rund 1200 Fastnachter machten mit, 30 Fußgruppen, 22 Wagen und Wägelchen sowie zwei Kapellen. Vielfalt und Ideenreichtum waren Trumpf. Alle Teilnehmer wurden von KSV-Chef Werner Popp und Bürgermeister Kern vom Balkon des Orwischer Rathauses herab begrüßt und vorgestellt. Die Fastnachter der Turnerschaft und die der Turngemeinde Ober-Roden mit ihren Prinzenpaaren ließen sich das Spektakel genauso wenig entgehen wie Narren aus den Nachbargemeinden. Den Anfang machte das eindrucksvolle (Fastnachts-) Abteilungs-Kettenkarussell des KSV, das sich schon seit 2 mal 11 Jahren dreht, den Abschluss das Kinderprinzenpaar der Gastgeber, ihre Gardemädels und der Elferwagen.

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