Geschichten aus „Tausendundeiner Nacht“

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Die Frühjahrs-Lesereise von Lou Heinrich und ihren Mitstreitern entführt in die Welt des Orients

In die Welt von „Tausendundeine Nacht“ entführt die Frühjahrs-Lesereise von Lou Heinrich. Ab dem 6. Februar präsentiert sie an fünf Dienstagen (18.30 Uhr) im Lesecafé des Bücherturms in Ober-Roden Auszüge aus der orientalischen Geschichtensammlung, die von der berühmten Rahmenhandlung der um ihr Leben erzählenden Scheherazade zusammengehalten wird. Den Lesungen liegt die Neuübersetzung von 2004 zugrunde, die die Arabistin, Übersetzerin und Musikerin Claudia Ott besorgte. Diese Ausgabe eröffnet einen ganz neuen, frischen Blick auf eines der großen Werke der Weltliteratur.

Die Auftakt-Lesung am 6. Februar wird musikalisch eröffnet von Reinhold Franz und seinem Schüler Niklas Kutschera mit „Scheherazade“ von Rimski-Korsakow. Nachdem Lou Heinrich die historischen Hintergründe der Entstehung des umfangreichen Werkes beleuchtet hat, beginnt sie mit der Erzählung „Der Kaufmann und der Dschinni“. Auch die zweite Lesung am 20. Februar wird musikalisch eingeleitet: Diesmal mit einer CD-Einspielung des internationalen Musikprojektes „Grenzenlos“ aus Dreieich, bei dem Flüchtlinge zusammen musizieren. Danach geht es weiter mit der Erzählung „Die Geschichte des ersten Alten“. Nach Musik von „Grenzenlos“ liest Lou Heinrich am 6. März die Geschichte „Der Fischer und der Dschinni“. Die Lesung am 20. März führt in außerordentlich erotisch-leidenschaftliche Gefilde – mutig übersetzt aus dem Arabischen vor rund 300 Jahren: „Der Träger und die drei Damen“. Den Abschlussabend am 10. April im Vereinsraum der Stadtbücherei moderieren wieder Regina und Jochen Schick. Mehrere Protagonisten werden Geschichten vortragen, musikalische Beiträge gibt es obendrein. Um eine Spende von 3 Euro pro Abend wird gebeten, um die Unkosten zu decken.

Die Geschichten aus 1001 Nacht galten im arabischen Raum jahrhundertelang als Tabuthemen und wurden wegen ihrer Sex-and-Crime-Passagen als „Schundliteratur“ abgetan. Vor rund 300 Jahren begann die so genannte „Galland-Handschrift“ großen Einfluss auf die westliche Literatur zu nehmen. Der Franzose Antoine Galland (1646-1715), ein Orientalist und Numismatiker, bündelte die weit verbreiteten Geschichten aus der indischen, persischen und arabischen Welt und veröffentlichte sie erstmals für den europäischen Raum. Zuvor ergänzte er sie um die bei uns so berühmt gewordenen Erzählungen wie „Sindbad der Seefahrer“, „Aladin und die Wunderlampe“ und „Ali Baba und die 40 Räuber“.

Die erste deutsche Übersetzung erschien 1781, gefolgt von unzähligen Ausgaben, die die tatsächlichen Fakten verwischten. Erwähnenswert sind die Übersetzungen 1837 von Gustav Weil und 1918 von Enno Littmann. Die Rachsucht des Sultans, der die untreue Ehefrau hinrichten ließ, wurde in den Übersetzungen ganz unterschiedlich dargestellt: so hob sie während seiner Abwesenheit ihren Schleier vor ihren Sklavinnen von ihrem Gesicht, in Büchern für die Jugend beging sie nur ein Verbrechen, das mit dem Tode bestraft wurde. Ein ganz anderes Licht auf die Untreue der Ehefrau wirft die neueste deutsche Übersetzung von Claudia Ott. Sie bewahrt viel vom Charakter der arabischen Vorlage, die Antoine Galland vom Arabischen ins Französische übersetzte.

Otts Sprache ist deutlicher, klarer. Ausgerechnet die bekanntesten Märchen von Sindbad, Ali Baba und Aladin sind in ihren insgesamt nur 282 Nächten nicht enthalten. Um den Charme der Endlosgeschichten nicht zu unterbrechen, werden in den ersten drei Lesungen die verschlungenen, verschachtelten Nacherzählungen in einem Guss zu Gehör gebracht – natürlich auch, um die Neugierde für den Ausgang der jeweiligen Geschichte zu wecken. Die vierte Lesung taucht ab in die erotische Welt des Orients – in der expliziten Übersetzung von Claudia Ott. „Machen Sie sich auf etwas Außergewöhnliches gefasst!“, rät Lou Heinrich.

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