Gemarkungsputz einmal im Monat

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Seit zwei Jahren gibt es die Umweltfreunde Rödermark, die der Vermüllung den Kampf angesagt haben

Es gab keine Geburtstagstorte, Reden wurden auch nicht gehalten, eben „business as usual“, bis auf das Foto, das zum zweijährigen Bestehen der Umweltfreunde Rödermark von denen geschossen wurde, die an diesem Vormittag wieder dabei waren. Denn am liebsten wäre es der Gruppe, wenn sie nicht am zweiten Samstag eines jeden Monats zusammenkommen müsste, um den Dreck einzusammeln, den rücksichtslose oder einfach achtlose Menschen an Straßenrändern, auf Gehwegen, in Wald, Feld und Flur hinterlassen. Doch das ist derzeit nicht abzusehen.

„Wir machen so eine Art permanenten Gemarkungsputz, den wir über die Medien und auch über Facebook kommunizieren, weil wir gemerkt haben, dass die die städtische Aktion einmal im Jahr für ein sauberes Rödermark einfach nicht ausreicht“, sagt Michael Ihm, der Initiator der Gruppe. Bester Beweis dafür sind die Zahlen: Alleine am Samstag kamen wieder rund 200 Kilogramm Müll zusammen. In diesem Jahr sind es bislang rund 3,4 Tonnen in 125 Säcken, dazu rund eine halbe Tonne an Unrat, der der Stadt gemeldet wurde. Seit ihrer Gründung haben die Umweltfreunde den städtischen Betriebshofmitarbeitern mehr als 500 Säcke zum Abholen bereitgestellt. Im Schnitt haben bei jedem Sammeltermin zehn Frauen, Männer und Kinder mit angepackt.

Michale Ihm und seine Mitstreiter haben beobachtet, dass sich die Menge an illegal abgelagertem Müll seit dem ersten Sammeltermin der Gruppe verdreifacht hat. Seit Beginn der Pandemie habe sich der Anstieg noch einmal beschleunigt. Da ist der engagierte Umweltfreund froh, dass die Umweltfreunde immer mehr Bürgerinnen und Bürger zum Müllsammeln motivieren können, die sich nicht unbedingt an den Samstagstreffen beteiligen wollen. Lobende Worte findet er für die Kommunalen Betriebe der Stadt. Die Zusammenarbeit funktioniere immer besser.

Voller Lob für das Engagement der Umweltfreunde gibt es von Bürgermeister Jörg Rotter und Erster Stadträtin Andrea Schülner. „Wenn es diese Gruppe nicht gäbe, müsste man sie erfinden“, sagt Rotter. „Wir können uns bei den Umweltfreunden für ihr Engagement in den vergangenen zwei Jahren nur ganz herzlich bedanken. Es ist überaus bemerkenswert, wenn sich Menschen zusammenfinden, die beim Thema Müll nicht meckern, sondern anpacken. Sie zeigen damit, dass sie sich mit ihrer Heimatstadt identifizieren. Das ist gelebter Bürgersinn. Anregungen der Gruppe wollen wir auch gerne aufgreifen.“

Wie kam es zu den Umweltfreunden? Ihm hatte sich beim Spazierengehen schon lange geärgert über den allgegenwärtigen Unrat. Von Bekannten in Heusenstamm wusste er, dass es dort die „Naturengel“ gibt. Deren Einsatz für eine saubere Stadt schaute sich Ihm an und kam mit der Gewissheit zurück, dass man eine solche Initiative auch in Rödermark ins Leben rufen könnte. Er setzte sich mit Jessica Löbl von der Stadtverwaltung in Verbindung, denn einfach so Müll sammeln und dann bei der Stadt anrufen und um Abholung der Säcke bitten, geht natürlich nicht. Löbl sagte erfreut ihre Unterstützung zu, und dann konnte es losgehen. Zunächst mit „zwei, drei Leuten aus dem Bekanntenkreis“, so Ihm, „die auch nicht länger zuschauen wollten, wie unsere Umgebung immer mehr verschandelt wird“. Und das zunächst auch nur einmal im Monat. Schnell wuchs die Gruppe auf mehr als zehn Ehrenamtliche an, von denen einige auch beim Naturschutzbund mit anpacken.

„Wir wollen einfach unsere Umwelt für die nächste Generation erhalten“, begründet Michael Ihm das Engagement. „Wir sind überparteilich und wollen das Umweltbewusstsein jeder Generation wecken. Deshalb ist auch jeder bei uns willkommen.“ Was motiviert die Gruppe? Ihm und seine Frau Nicole, die ihm von Anfang an zur Seite stand, nennen mehrere gute Gründe: „Etwas Gutes für die Natur, die Umwelt, die Tiere zu machen. Den Menschen aufzuzeigen, dass auch ein kleiner Beitrag hilft, die Natur zu erhalten. Die Jugend zu begeistern und über so manchen Lebenswandel nachzudenken. Sehen, wie sich das eigene Leben verändert, etwa durch nachhaltige Produkte. Sich an der Natur erfreuen, und wenn es noch so kleine Erfolge sind die wir geschafft haben. Dass man nicht allein ist und es immer mehr werden, die unsere Vision unterstützen. Dass wir es geschafft haben viele Einzelkämpfer zu vereinen. Denn nur in der Gemeinschaft ist man stark.“

Förderer und Unterstützer sind stets willkommen: mit Material, Aushängen und Auslage von Flyern und vielem mehr. Freuen würden sich die Umweltfreunde auch über zusätzliche Mitstreiter. Sie sollten, wenn möglich, Handschuhe, Müllgreifer und Müllsäcke mitbringen. Aber die gibt es notfalls auch am Treffpunkt am zweiten Samstag eines jeden Monats um 9.30 Uhr am Badehaus. Kinder können gerne mitgebracht werden – auch sie haben Spaß daran, in der Gruppe Gutes zu tun. Umweltbewusstsein wird so früh geweckt.

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