Für eine gerechte Zukunft der Arbeit

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22. Hochschultag von NBS und Stadt: Sozialethiker Prof. Dr. Bernhard Emunds beleuchtete Chancen und Risiken der „Industrie 4.0“

Oswald von Nell-Breuning wieder stärker ins Bewusstsein der Schulgemeinde zu rücken, sich mit ihm intensiver auseinanderzusetzen – das hat sich die Nell-Breuning-Schule auf die Fahnen geschrieben. Es hätte deshalb keinen geeigneteren Referenten für den 22. Hochschultag geben können als Prof. Dr. Bernhard Emunds, den profiliertesten Vertreter der katholischen Soziallehre. Als Leiter des Nell-Breuning-Instituts an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen in Frankfurt führt der Theologe und promovierte Volkswirtschaftler die Tradition fort, die mit dem Namensgeber der Rödermärker Europa-Schule verbunden ist.

Und ganz in der Tradition Nell-Breunings stand auch das Thema des Abends in der sehr gut besuchten Kulturhalle: Unter der Überschrift „Digitalisierung der Wirtschaft - gerechte Zukunft der Arbeit“ beleuchtete Emunds die fundamentalen Veränderungen der Arbeitswelt durch einen sich abzeichnenden neuen Digitalisierungsschub – Stichworte: 3-D-Drucker, künstliche Intelligenz, Roboter, weitere digitale Automatisierung der Abläufe – und dessen gesellschaftliche Auswirkungen. Den Bogen zu Nell-Breuning und der Aktualität seiner Thesen und Forderungen schlugen in ihren Begrüßungsworten auch Schulleiterin Christine Döbert und Bürgermeister Roland Kern sowie Prof. Dr. Philipp Wolf, der Emunds und seine wissenschaftliche Arbeit vorstellte.                                         

Die Industrie werde mit der „großen Erzählung“ von „Industrie 4.0“ zwar ihre Produktivität und ihren Profit zwar noch einmal erheblich steigern können, so Emunds, doch müssten dann Fragen der Verteilungsgerechtigkeit beantwortet werden. Denn die Steigerung der Produktivität werde zu einem millionenfachen Verlust von Arbeitsplätzen in der Industrie führen. Damit werde der Wandel von der Industrie- in die Dienstleistungsgesellschaft enorm beschleunigt.

Emunds Antwort ist nicht ein bedingungsloses Grundeinkommen – die Erwerbsarbeit bleibe zentral für Einkommen und soziale Sicherheit, ermögliche persönliche Entfaltung und soziale Kontakte. Wer von der eigenen Arbeit leben könne, erfahre sich als gleichberechtigt, und dies sei eine wichtige Grundlage der Demokratie. Das Ziel müsse die auskömmliche Erwerbsarbeit für alle sein – das Recht auf gleichberechtigte Beteiligung stelle sich als Recht auf Erwerbsarbeit dar. Den Wandel zur Dienstleistungsgesellschaft müsse die deutsche Politik gestalten. Es bedürfe einer massiven gesellschaftlichen und staatlichen Aufwertung einer qualitativen, personenbezogenen Erwerbsarbeit, und zwar vor allem der, die Professor Emunds „Sorgearbeit“ nennt: gut bezahlte Jobs in Pflege, Bildung oder sozialer Arbeit.

Mit seiner Schlussbemerkung zeigte sich Emunds durchaus optimistisch. Der durch durchdigitalisierte Arbeitsprozesse eingeleitete Wandel der Arbeitswelt biete „enorm viele Chancen“, die man allerdings nur nutzen könne, wenn man die Risiken – Verteilungsfragen, das Verhältnis von Kapital und Arbeit – im Blick behalte.

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